Die unerklärliche Logik meines lebens

Benjamin Alire Sáenz

Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael Gutzschhahn

Thienemann, September 2017

544 Seiten, € 16,99

ab 13 Jahren

 

 

 

Gemeinsam mit seiner Freundin Sam, mit der er nur eine platonische aber dafür umso innigere Freundschaft verbindet, steht Sal kurz vor dem College. Während Sal mit seinem schwulen Vater zusammenlebt, der nicht sein biologischer aber für ihn der beste Vater der Welt ist, kämpft Sam täglich einen Krieg mit ihrer Mutter aus. Diese lebt mit zahlreichen Beziehungen ihr eigenes Leben und ist mit Sam schon von klein auf überfordert. Sal und Sam kennen sich schon seit dem Kindergarten und obwohl sie vom Temperament und Charakter völlig unterschiedlich sind, sind sie sich sehr nahe und verstehen sich blind. Aber nur fast, den manchmal rastet der sonst so sensible und besonnene Sal völlig aus und schlägt um sich, wenn man ihn oder seinen Vater verbal angreift. Diese Ausbrüche irritieren ihn und Sam gleichermaßen. Diese Ambivalenz wird verstärkt, als seine geliebte Großmutter bald an Krebs sterben wird und ein Exfreund seines Vaters, der ihn immer noch liebt, nach fünf Jahren wieder auf der Bildfläche erscheint. Hinzu kommt noch, dass er sich um seinen Freund Fieto kümmert, der von seiner drogenabhängigen Mutter zu Hause rausgeworfen wurde. Sal befindet sich auf einer Achterbahn der Gefühle, auf der er ihm viele tiefgründige, philosophische Fragen über das Erwachsen werden, dem Leben und Sterben und Glücklich sein begegnen.

Benjamin Alire Sáenz blättert in einer ruhigen und feinfühligen, stellenweise poetischen Sprache in sechs Teilen ein Themenspektrum auf, das zwar tiefgründig ist, aber auch mit über fünfhundert Seiten leider manchmal zu langatmig und weitschweifend ist. Auch wenn manche Unterkapitel sehr kurz gehalten sind, in der Gesamtheit hätten der Geschichte deutliche Kürzungen gut getan, um die Besonderheit der sympathischen, warmherzigen Charaktere und der feinen Sprache noch mehr herauszuheben. Allzu oft verliert der Autor sich in die Länge ziehenden alltäglichen Kleinigkeiten.

Die Suche und Bestätigung der eigenen Identität und das Annehmen der eigenen sexuellen Neigung ist wie in seinem erstem Jugendbuch  „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ (Thienemann 2014) auch in diesem ein Thema, was sicher daran liegt, dass der Autor erst 2008 mit 54 Jahren sich zu seiner Homosexualität bekannt hat.

Sáenz macht mit diesen beiden in Deutschland erschienenen außergewöhnlichen Romanen mit sensiblem Fingerspitzengefühl der heutigen Jugend Mut, ohne Angst die eigene Identität und sexuelle Neigung anzunehmen. Dabei erzählt er seine Geschichten in einem ganz eigenen poetischen „Sound“, bei der Musik nicht unwichtig ist.

Eine tiefgründige, feinfühlige Geschichte über Adoleszenz, die trotz Weitschweifigkeit  etwas Besonderes ist. Da ich an einigen Stellen schon Mühe hatte, gewisse Längen auszuhalten und am Buch zu bleiben, werden Jugendliche werden sicher noch mehr Ausdauer brauchen. Dennoch ist der Roman wegen seiner besonderen Figuren und warmherzigen Sprache (Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn) lesenswert.

Sabine Hoß

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