
Ursula Poznanski
Loewe Verlag, ET 14.08.2025
448 Seiten, € 22,00
Bereits 2010 feierte Ursula Poznanski mit dem ersten Band von „Erebos“ einen fulminanten Erfolg, den sie neun Jahre später mit der Fortsetzung „Erebos 2“ wiederholte. Sechs Jahre später präsentiert die mehrfach ausgezeichnete Autorin mit „Erebos 3“ ein erneutes Aufleben um das Computerspiel mit dem Hauptprotagonisten Nick Dunmore.
Nick Dunmore ist inzwischen selbständig als Fotograf, allerdings mit einer miserablen Auftragslage, das Konto ist so gut wie leer. Seine Freundin Emily ist gerade in New York auf einem Fortbildungsseminar für Psychologinnen. Zu allem Überfluss wird auch noch sein Rucksack mit seinem geliebten Anhänger, dem Raben Flox, geklaut, ein Geschenk von Emily. Zur gleichen Zeit hat sich Erebos eigenständig auf Nicks PC installiert und erwacht wieder zu Leben. Ob Nick will oder nicht, er wird wieder von Erebos in das Spiel hineingezogen und erpresst, Dinge in der Realität zu tun, die er nicht will, aber tun muss.
Nick, alias Sarius, weiht seinen guten Freund Viktor ein, dass Erebos wieder aufgetaucht ist und seinen PC wie sein Handy beherrscht. Viktor ist fasziniert darüber und steigt als Squamato mit Sarius in das Spiel mit ein. Die beiden tauchen in ein mittelalterliches Umfeld ein, in denen es Zwerge, Elfen und Gnome gibt und treffen wieder auf den berittenen Boten, der Befehle und Anweisungen erteilt. Es müssen vier Horden rekrutiert werden mit Hüter, Planer, Jäger und Krieger. Nick wird als Hüter aufgestellt und seine Horde sind die „Galgenvögel“.
Wie in den beiden vorherigen Büchern vermischt Ursula Poznanski hervorragend die digitale mit der realen Welt, denn auch hier stellt Erebos Aufgaben und Forderungen an seine Spieler, die sie in der realen Welt erfüllen müssen, um im Spiel das nächste Level zu erreichen. Obwohl Sarius über den Boten zahlreiche Hinweise mit Zahlencodes, Rechen-Rätsel und Fantasie-Uhrzeiten auf seinem Handy erhält, verstehen weder Sarius noch seine Horden-Mitglieder die kryptischen Tipps. Erebos ist in den griechischen Erzählungen der Gott der Finsternis und so ziehen sich in dieser Geschichte weitere Symbole und Figuren der griechischen Mythologie wie ein roter Faden durch die Geschichte, die aber lange nicht von Sarius/Nick und seinen Mitspieler*innen verstanden werden. Es wird ihnen aber klar, dass es um Leben und Tod geht, denn es wird seit einiger Zeit die junge Frau Riley Bloom vermisst, die auch eine Schulkameradin von Derek, Emilys Bruder, ist. Emily wundert sich in New York darüber, dass sie Nick nicht mehr auf dem Handy erreicht und macht sich auch Sorgen über Derek, der sich plötzlich anders verhält als sonst.
Auch der dritte Band um „Erebos“ hat nichts von seiner Faszination und Spannung von der ersten bis zur letzten Seite verloren. Ursula Poznanski hat vertraute Figuren wie das Spiel selber über die ersten beiden Bücher hinweg stimmig zur Gegenwart weiterentwickelt. Vertrautes und Neues sind gelungen und schlüssig verbunden worden.
Ich selber spiele keine Computerspiele, habe mich aber wieder gerne in diese fesselnde Fortsetzung hineinziehen lassen. Ich bin gespannt, ob es in den nächsten zehn Jahren von Ursula Poznanski ein weiter entwickeltes KI-„Level“ um „Erebos“ zu lesen gibt und ob dieses dann noch beklemmender ausfallen wird.
Das schwarz-weiß gehaltene Cover mit der magentafarbenen „3“ und gleichem Farbschnitt (plus geprägter Signatur auf dem Vorsatz) fällt auf und passt wunderbar.
Sabine Wagner
