Sechs Fragen an die Autorin Martina Wildner zu Ihrem aktuellen Roman „Königin des Sprungturms“

Frau Wildner, warum haben Sie die, wie in der Geschichte ein Journalist es formuliert, etwas „exquisite“ Sportart des Wasser-Sprungsports für diese Geschichte gewählt, warum nicht Hand- oder Volleyball oder Schwimmen?

Martina Wildner:

Das liegt ganz klar an meiner Vorliebe fürs Wasserspringen. Ich finde es schade, dass die Sportart immer nur als „Randsportart“ wahrgenommen wird.

Nadeschda bzw. Nadja hat russische Wurzeln. Sie wurde als Talent für diesen Sport gesichtet und besucht seit zwei Jahren eine Sportschule.

War für die Figur der Nadja wichtig, dass sie aus Russland kam, verbunden mit der Tatsache, dass (früher) in den Ostblockländern eine Sportausbildung über der allgemeinen schulischen Ausbildung gesetzt wurde?

Martina Wildner:

Ich habe hier in Berlin beobachtet, dass russische Eltern oft sehr viel Wert auf gewisse Sportarten legen. Sie sind auch eher bereit, Unannehmlichkeiten, wie häufiges und hartes Training oder weite Anfahrtswege und gewisse Einschnitte ins Familienleben auf sich zu nehmen. Leistung hat einen anderen Stellenwert. Es hat sicher auch mit der Sportausbildung in den früheren Ostblockländern zu tun.

Haben Sie eine heimliche Leidenschaft für russische Sprichwörter? 😉

Martina Wildner:

Russische Sprichwörter unterscheiden sich, so viel ich herausgefunden habe, im Inhalt oft nicht sehr von den deutschen. Es werden nur andere Vergleiche benutzt. Die Sprichwörter haben einfach zu der Mutter gepasst.

In der Autorenbeschreibung dieses Buches steht, dass Wasserspringen Ihr Hobby ist. Seit wann springen Sie und was ist für Sie der besondere Reiz an diesem Sport?

Welcher Sprung gelingt Ihnen am Besten und welchen würden Sie gerne einmal können?

Martina Wildner:

Bei mir ist das wirklich nur ein Hobby oder sogar weniger, denn ich gehe der Sache nicht ganz regelmäßig nach. Man hat ja nicht immer einen Sprungturm an der Hand. Das Meiste habe ich durch abgucken gelernt. Eine Zeit lang war ich auch im Verein: Im SB Bayern 07 Nürnberg. Aber da war ich schon 30.

Mein Lieblingssprung ist der gestreckte Rückwärtssalto von 7,5. Der macht was her, obwohl er nicht schwer ist. Gern können würde ich einen schlichten 1,5-fachen Salto. Ich würde ihn schon hinbekommen, technisch gesehen. Aber ich traue mich nicht.

Höhenangst darf man bei diesem Sport wohl keine haben –  oder kann man diese im Trockentraining wegtrainieren?

Martina Wildner:

Man kann die Angst bestimmt wegtrainieren. Man kann ja auch andere Ängste wegtrainieren. Ich habe übrigens auch Höhenangst, keine schlimme. aber 10m ertrage ich nur, weil ich weiß, dass ich ja gleich runterspringe.

Glauben Sie, dass viele Jugendliche aufgrund des Ehrgeizes Ihrer Eltern Leistungssport betreiben und sich, wie Nadja, nicht – oder erst sehr spät – die Frage stellen, was ihnen überhaupt an der Sportart gefällt und warum sie sehr viel Zeit ihrer Jugend mit Training und Drill verbringen?

Martina Wildner:

Das ist bestimmt so. Doch ich habe auch oft erlebt, dass Kinder einfach plötzlich nicht mehr mitmachen: Sich mit 9 Jahren das ganze Training über in die Ecke setzen, so lange, bis man sie rauswirft. Das finde ich mutig. Ansonsten habe ich nichts gegen Leistungssport. Man erlebt ja etwas Besonderes, keine alltägliche Jugend. Meine Theorie dazu ist, dass es ohne extrem leidensfähige oder ehrgeizige Eltern überhaupt nichts wird mit einer Sportkarriere. Sportler zu sein ist ein Lebenskonzept oder auch ein Familienkonzept. Aber das muss man eben mögen.

Sabine Hoß

Mit Martina Wildner ist noch ein weiteres Interview auf diesem Literaturportal zu finden.

 

 

 

 

 

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