Interview mit Dunja Hayali

Dunja Hayali, geboren 1974 in Datteln, ist Tochter irakischer Eltern. Sie studierte an der Deutschen Sporthochschule mit dem Schwerpunkt Medien- und Kommunikationswissenschaften und arbeitete nach dem Studium unter anderem als Sportmoderatorin beim Radio der Deutschen Welle. Im April 2007 übernahm Hayali die Moderation der „ZDF-heute-Nachrichten“ sowie die Ko-Moderation des „heute-journals“. Seit Oktober 2007 moderiert sie außerdem das „ZDF-Morgenmagazin“.

Zu Ihrem Buch „“Is was, Dog“, das sie gemeinsam mit Elena Senft geschrieben hat, habe ich die sympathische Moderatorin, Journalistin und Autorin zwischen Hund und Haaren befragt.

Dunja Hayali und Emma (Foto (c) Hans Scherhaufer)

Dunja Hayali und Emma (Foto (c) Hans Scherhaufer)

 

Wie muss ich mir den logistischen Tagesablauf  Ihrer Fühschichtarbeit mit einem Hund vorstellen?

Dunja Hayali:

Ich steh gegen 3.45 Uhr auf und geh das Geld verdienen. Emma macht drei Kreuze, wenn ich um 4.30 Uhr das Haus verlasse, schläft wieder ein und wird dann gegen 9.00 von Stefan, dem Dogsitter, abgeholt und gibt somit das Geld gleich wieder aus. Gegen drei Uhr kommt sie glücklich und manchmal schwarz aus dem Grunewald zurück. Stefan und die Kindergartengruppe sind wie ihr zweites Zuhause.

Sie schreiben von einer Freundin, die eine passionierte Hundehasserin war und große Angst vor Hunden hatte. Irgendwann hat Ihre Freundin sich vor Emma nicht mehr gefürchtet, ja, sie ging sogar alleine mit ihr spazieren.

Wie viele Jahre haben Sie dafür gebraucht und wie hat Ihre und Emmas Therapie ausgesehen?

Dunja Hayali:

Gehasst ist vielleicht ein bisschen hart. Sie hatte einfach Angst. Wir hatten daher zu Beginn den Deal, das wenn wir z.B. essen gegangen sind, Emma und ich am anderen Ende des Tisches saßen. Nichts desto trotz hatte Kikki Emma immer im Auge. Die erste Annäherung geschah dann unter „Kölsch-Einfluss“. Und irgendwann hat Kikki glaub ich verstanden, dass Emma wirklich niemandem etwas zu Leide tun kann. Sie ist einfach ein Stressvermeider, wie Kikki. Und die beiden teilen noch etwas: sie finden Hunde beide nicht sooo toll. Emma ist als Welpe mal gebissen worden und macht daher seitdem gerne einen Bogen um fast alle anderen Hunde. Ob 2 kg oder 50 kg Hunde. Manchmal ein bisschen peinlich…

Für den ein oder anderen sicher wiedererkennbar,  beschreiben Sie eine Szene in einem Restaurant, in der sich Emma an einem fremden Tisch niederlässt und mit stoischer Ruhe und unbeirrt um Essbares bettelt.

Wenn Emma auf einen Hundeliebhaber  trifft, erreicht sie ihr Ziel, bei anderen kommt die harsche Aufforderung, den Köter zurückzupfeifen, worauf Sie mit Moment Mal! Sie hat doch nur geguckt! Das wird ja wohl noch erlaubt sein! geantwortet haben.

Bei aller Verteidigung für den eigenen Hund, können Sie trotzdem verstehen, dass es Menschen gibt, denen es unangenehm ist und die unsicher werden, wenn sie plötzlich einen „ungebetenen vierbeinigen Gast“ am Tisch haben?

Dunja Hayali:

Ja, was soll ich dazu sagen. Absolut. Es kommt allerdings auch ein bisschen auf den Ton an. Wenn einer sofort rumpampt, dann schwindet mein Verständnis schon ein wenig. Nichts desto trotz hat er natürlich trotzdem Recht.

Wenn ich Menschen beobachte, die laut mit sich selber redend durch die Gegend laufen, beschleicht mich – wie Sie – ein seltsames Gefühl.

Wenn ich Hundebesitzer sehe, die mit ihrem Vierbeiner ausufernde Monologe führen, ist das normal?;-)

Dunja Hayali:

Also erstens ist es ja kein Monolog, oder Emma? Emma? Und alles andere wäre doch auch unnormal.  Sie gehen ja auch nicht mit ihrem Kind oder einem Freund spazieren und sagen kein Wort.

Eines der schönsten Erlebnisse mit Emma war…

Dunja Hayali:

Alles, was zum ersten Mal stattgefunden hat. Das erste mal Schwimmen, das erste mal Hören, der erste Urlaub, etc. Naja, ok, das erste mal im Aas wälzen fand ich nicht so toll… Lieber weiter mit den schönen Dingen. Jedes mal, wenn ich nach Hause komme und sie vor Freude quickt und wie eine irre durch die Wohnung rennt. Wenn sie versucht Hasen zu jagen, dabei aber den dicken Ball in der Schnauze hat. Wenn ich mit ihr Ballspiele, sie ihn mir klaut und dann wie ein Känguru durch die Gegend hüpft. Sie mit Anlauf über eine Mauer hinweg einen 2 Meter Sprung in die Spree hinlegt. Und es ist immer wieder schön, wie fast 99% der Menschen auf Emma reagieren. Freundlich, schmunzelnd, warmherzig, manche auf den Knien landend, um Emmas Aufmerksamkeit zu bekommen.

Eines der peinlichsten Erlebnisse mit Emma war…

Dunja Hayali:

Jedes Mal, wenn sie meint, sich vor einem Treffen noch in einer Pfütze suhlen zu müssen. Jedes Mal wenn Emma vor Freude jemanden anspringt und derjenige dann ähnlich dreckig ist, wie Emma. Oder als Emma sich beim Bundespräsidenten im Büro auf dem Teppich wälzte und wilde Geräusche von sich gegeben hat. Gott sein Dank fand nur ich das peinlich. Er und seine Lebensgefährtin nicht. Sehr nett von den beiden…

Es gibt typische Aussagen von Hundebesitzern, die lauten:

„Das macht er /sie sonst nie“ oder „Normalerweise hört er/sie“

Sätze, die auch Sie benutzen oder über die Sie Augen rollend, müde lächeln?

Dunja Hayali:

Theoretisch habe ich die auch schon mal benutzt, praktisch aber so gut wie nie. Emma hört ziemlich gut, eigentlich. Und das mit dem “Augen rollen” kommt drauf an. 1) wie derjenige das sagt und 2) wie alt der Hund ist. Gerade bei einem jungen Hund muss man Verständnis haben, Durch die Phase sind wir ja alle mal durchgegangen. Grundsätzlich finde ich, dass Hunde hören müssen, die Verantwortung dafür liegt aber beim Mensch, nicht beim Tier. Das gleiche gilt für`s Haufenwegmachen. Ein Muss – außer es ist in der an einem entlegen Ort, wo sonst nur andere 4-Beiner langgehen…

Mit Ihrem Hund Emma teilen Sie die längste Beziehung und Sie stellen klar, dass sie in vielen Dingen ein Vorrecht vor einem festen Partner hat.

Welche Eigenschaften hat Emma, die Ihnen sehr wichtig sind, an denen aber menschliche Partner immer wieder auf kurz oder lang scheitern?

Dunja Hayali:

Puh, was für eine Frage. Vielleicht, dass sie mich erträgt und liebt, wie ich bin. Mit all meine Macken. Aber was soll sie auch sonst machen? Weglaufen ist ja keine Option, hoffe ich jedenfalls. Hunde sind eh die einzigen Menschen, die einen anderen mehr lieben, als sich selbst. Und Emma ist nicht nachtragend, schon gar nicht, wenn ich Leberwurst in der Hand halte…

„Is` was, Dog?“ ist Ihr erstes Buch und ein großer Erfolg geworden.

Wird es weitere Bücher von Ihnen geben oder bleibt es bei diesem Buch, geboren aus der ganz besonderen Liebe und genauem Hingucken zwischen Mensch und Hund?

Dunja Hayali:

Wenn es wieder ein Thema geben sollte, dass mich selber so bewegt und ich zudem glaube, dass ich damit andere bewegen kann, dann ja. Aber nur um des Schreibens, Veröffentlichen, Selbstdarstellen-Willens bestimmt nicht.

Wenn Sie an weitere Bücher denken, bleiben sie im tierischen Bereich oder möchten sie ganz neue Genre ausprobieren?

Dunja Hayali:

Im Spaß sage ich zur Zeit, dass ich nun ein Buch über Goldfische schreibe. Aber im Ernst: es muss einfach passen und dann kann es alles sein. Fiktion, Roman, Thriller oder eben auch Goldfische.

Die letzten drei „Bücher leben!“-Fragen für Dunja Hayali:

Wann schreiben Sie? (morgens, mittags, abends, immer)

Dunja Hayali:

Einfach wenn mir was einfällt. Meistens kurz vorm Schlafen, kurz nach dem Aufwachen oder unter der Dusche. Dann schnell raus, abtrocknen und los geht`s.

Wie schreiben Sie? (Laptop, per Hand, PC)

Dunja Hayali:

Meine Sauklaue kann keiner lesen, nach ein paar Sekunden selbst ich nicht. Da sieht man dann doch die Wurzeln… Arzttochter. Also meistens am Rechner und wenn es nur so kurze Gedanken sind, spreche ich sie in mein Telephon.

Wo schreiben Sie? (Arbeitszimmer, Küchentisch, Baumhaus, überall)

Dunja Hayali:

Baumhaus wäre toll, hab ich aber leider nicht. Noch toller wäre in einer Hütte am Strand, hab ich aber auch nicht. Also überall, wo es möglich ist.

Sabine Hoß

 

 

 

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