Kurz-Interview mit Susan Kreller zu „Elektrische Fische“

(c) Ellen Runa Kara

Wenn wir heute Entwurzelung, Heimatlosigkeit und die damit verbundenen Themen denken, fallen uns spontan andere Länder ein als Irland und hier im besonderen eine kleine Stadt in der Nähe von Dublin.

Wie bist Du auf die außergewöhnliche Verbindung Dublin  – Velgow, Mecklenburg-Vorpommern gekommen?

Am Anfang stand vor allem der Wunsch, eine Geschichte über das von mir sehr geliebte Land Irland zu schreiben. Erst dann kam Mecklenburg-Vorpommern ins Buch – nachdem ich beschlossen hatte, eine irische Familie von Irland nach Deutschland zu schicken. Ich wollte ihr ein neues Meer schenken, und dann ist es die (von mir ebenfalls sehr geliebte) Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern geworden.

Welche Beziehung hast Du persönlich zu Irland?

Kannst Du Dir vorstellen, einmal dort zu leben?

Oder gibt es einen anderen Ort, ein anderes Land, in dem Du Dir einen neuen Lebensabschnitt vorstellen könntest?

Ich habe vor über zwanzig Jahren ein Jahr in Dublin verbracht, als Erasmus-Studentin, aber auch als Verkäuferin in einem kleinen Laden. Das war eine unendlich wichtige Zeit für mich. Ich könnte mir zwar nicht vorstellen, für immer in Irland zu leben, bin aber als Touristin immer noch sehr gern dort.

Du beschreibst sehr eindrücklich und einfühlsam die Gefühle von Heimweh, Sehnsucht nach „alter“ Heimat, Entwurzelung und der schwierigen Suche nach Halt und Kontakten in einer völlig neuen Umgebung in einer anderen Sprache.

Hast Du das selbst schon so erlebt?

Naja, ich habe als Sächsin fünfzehn Jahre lang in Nordrhein-Westfalen gelebt. Da bin ich dialektal … aufgefallen. Aber ich habe so wunderbare Menschen kennengelernt, dass ich mich nie wirklich fremd gefühlt habe. Heimat habe ich da also vor allem bei Menschen gefunden.

Sind Heimat und Zuhause für Dich zwei unterschiedliche Begriffe mit unterschiedlichen Gefühlen?

Ja, Heimat ist größer und komplexer, weil es so vieles sein kann: ein Ort, eine Zeit, ein Mensch, ein Gefühl, ein Geruch, ein Verlust. Ein Zuhause ist für mich kleiner: ein Ort mit Wänden, aber auch hier wieder: ein Mensch. Oder eine Familie. Zuhause, das ist irgendwie komprimierter. Letztlich ist für mich aber beides gleich wichtig.

Ich habe das Gefühl, dass Jugendbücher mit realen sozial-kritischen Themen heute einen schwierigen Stand bei Verlagen und einen noch schwereren Stand bei der Zielgruppe haben.

Wie siehst Du das?

Ich habe das Glück, dass meine Jugendbücher in einem absolut wunderbaren Verlag erscheinen dürfen, der sehr offen für Themen und Genres ist. Aber auch sonst würde ich sagen, dass es das realistische Jugendbuch nicht grundsätzlich schwer hat, man denke nur an die grandiosen Jugendromane von Stefanie Höfler, Martina Wildner, Tamara Bach und vielen anderen Autor*innen. Diese Bücher werden ja nicht nur verlegt, sondern auch ausgesprochen positiv & gern rezipiert.

Sabine Wagner

 

 

 

 

 

 

 

 

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