Interview mit Stefanie Taschinski

Stefanie Taschinski, Jahrgang 1969, studierte Geschichte, Soziologie und Drehbuch und arbeitete in den nachfolgenden Jahren für öffentlich-rechtliche Sender. Heute verfasst sie neben Kinderbücher auch Theaterstücke und Drehbücher. Als ihre Kinder sie einmal gefragt haben, warum sie nur für Erwachsene schreibe, war das die Initialzündung, Geschichten für Kinder festzuhalten. Auf die erfolgreiche Kinderbuchreihe „Die kleine Dame“ (2010 – 2013), die bei Arena erschien und auch für das Kino verfilmt werden, folgten die Abenteuer der „POPkörner“, ebenfalls Arena (2012-2014).

Die wunderschöne, poetische Tierparabel „Funklerwald“ ist ihr erstes Buch bei Oetinger.

Zu ihrem neuen Buch und die Welt der Literatur habe ich die Hamburger Autorin interviewt.

Stefanie Taschinski (Foto (c) Jule Bräu)

Stefanie Taschinski (Foto (c) Jule Bräu)

 

Für Außenstehende hängt in vielen Bereichen des Literaturbetriebs ein merkwürdiger rosaroter Schleier. Geben Ihrer Meinung nach heute die Verlage den Autoren nicht mehr, wie vor 10, 15 Jahren,  die Zeit und Möglichkeit, sich (in Ruhe) zu entwickeln und eigene Ideen durchzusetzen?

Stefanie Taschinski:

Ja, ich denke, der Druck ist für alle Beteiligten gestiegen. Durch die digitale Revolution haben sich alle Lebensbereiche enorm beschleunigt – auch der Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Bei Reihen wird schon fast erwartet, dass alle halbe Jahr ein neuer Band erscheint. Andererseits habe ich auch erfahren, dass es durchaus Spielräume gibt. Ich brauche recht viel Zeit, um Ideen reifen zu lassen und meine Geschichte zu schreiben. Zum Glück bin ich bei meinen Verlagen damit auf offene Ohren gestoßen – auch wenn ich dann nicht in jedem Programm dabei sein kann.

Ihr neues Buch ist eine wunderschöne Tierparabel über Freundschaft, Vorurteile, Toleranz und Vertrauen. Sie besticht durch eine die ruhige Ausstrahlung einer poetischen Erzählkraft – und eignet sich hervorragend zum Vorlesen.

Dagegen bewerben Verlage mit immer neuen, aufwendigeren interaktiven Bilder- und Erzählbücher, da immer weniger Eltern gerne vorlesen.

Demotiviert oder frustriert das nicht?

Stefanie Taschinski:

Zunächst vielen Dank für Ihre Einschätzung! Und nein, ich bin in keiner Weise entmutigt oder frustriert. Ich glaube, dass interaktive Kinderbücher andere Bedürfnisse ansprechen als das „klassische“ Kinder- oder Vorlesebuch. Mit diesen Büchern wird gespielt und entdeckt. Es gibt viele visuelle Eindrücke, oft sogar Filme. Das ist ein spannendes Angebot, das vielleicht sogar Kinder ans Lesen heranführt, die sonst kein Buch in die Hand nähmen.

Das Vorlesen einer Geschichte, das gemeinsame Eintauchen in die Welt zwischen den Buchdeckeln ist ein anderes Erlebnis. Für mich, weil ich sicher ein bisschen altmodisch bin, ein sehr tiefes Erlebnis. Für mich gibt es wenig, das mich glücklicher macht, als mit meinen Kindern auf dem Sofa zu kuscheln und vorzulesen. Und ich glaube, dass es noch viele, viele Eltern und Großeltern gibt, die das ebenso genießen.

Wenn Sie sich als Autorin drei Dinge von den Kinder- und Jugendbuchverlagen wünschen könnten, die Sie erfüllt sehen wollen, welche wären das?

Stefanie Taschinski:

Neugierig zu bleiben.

Sich selbst und den AutorInnen Zeit zu geben.

Lustvoll Bücher zu machen.

Es gibt mittlerweile eine fast unüberschaubare Zahl von Auszeichnungen, Preise für Kinder- und Jugendbücher.

Welchen würden Sie gerne einmal erhalten?

Warum?

Stefanie Taschinski:

Ist es mit Preisen nicht so wie mit Sternschnuppen? Deshalb kann ich Ihnen meine „Wunschpreise“ leider nicht verraten.

Kinder bewerten Bücher oft anders als Erwachsene.

Ist die Auszeichnung einer Kinder-Jury für Sie bedeutender als die eines erwachsenen Rezensenten?

Stefanie Taschinski:

Ich finde es absolut großartig, wie engagiert viele Kinder sich in Lese-Clubs beteiligen, bloggen und eigene Bewertungen abgeben. Gerade für mich als Kinderbuchautorin bedeutet das Urteil dieser Kinder-Jurys sehr viel. Denn hier erfahre ich ganz unmittelbar, ob ich sie erreicht habe.

Was hat sie dazu bewegt, die Themen Vorurteil, Anderssein, Freundschaft und Toleranz in eine Tierparabel zu verpacken?

Stefanie Taschinski:

Als ich begann, mich näher mit dem Thema Heimat- und Heimatsuche, Toleranz und Vorurteilen zu beschäftigen, habe ich schnell gemerkt, dass ich eine Form finden möchte, die es Kindern ermöglicht, sich in meine Protagonisten hineinzuversetzen – ganz gleich ob sie selbst fest in ihrer Heimat verwurzelt oder neu dazugekommen sind. Ich wollte mich nicht eingrenzen lassen von Fragen einer konkreten Religion oder der Nationalität und so kam die Idee, eine Parabel zu schreiben mit Tieren als Protagonisten, durch deren Augen wir vielleicht manches anders sehen können.

Sind Sie selber sehr naturverbunden und ein leidenschaftliche Waldliebhaberin?

Stefanie Taschinski:

Ja, ich liebe es, querfeldein durch den Wald zu spazieren. Deshalb fahren wir auch gern nach Schweden in die Ferien, oder in den Bayerischen Wald. Im vergangenen März habe ich dort Waldeindrücke gesammelt: von Bibern durchnagte Baumstämme, riesige dunkelgrüne Moosteppiche und Goldplättchen, die wir wirklich in einem kleinen Zufluss der schwarzen Ilz entdeckt haben. Einfach wunderbar.

Wie immer auch für Sie die letzten drei „Bücher leben!“-Fragen:

Wann schreiben Sie? (morgens, mittags, abends, immer)

Stefanie Taschinski:

Immer.

Wie schreiben Sie? (Laptop, per Hand, PC)

Stefanie Taschinski:

Mit der Hand.

Wo schreiben Sie? (Arbeitszimmer, Küchentisch, Baumhaus, überall)

Stefanie Taschinski:

In meinem Arbeitszimmer.

Sabine Hoß

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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