Interview mit Gisela Steinhauer

Auf Einladung des katholischen Hilfswerkes Missio Aachen, für das die in Aachen geborene und aufgewachsene Gisela Steinhauer von 1987 bis 1990 und das damalige Magazin „missio aktuell“ als Journalistin  arbeitete, präsentierte die bekannte WDR-Hörfunk-Moderatorin und Autorin ihr Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ eintrittsfrei in der Aachener Nikolauskirche. Moderiert wurde die Lesung von der Journalistin Angela Maas, ebenfalls bekannt durch den WDR und zahlreiche Fernsehauftritte.

Vor der Veranstaltung hatte Gisela Steinhauer sich Zeit für ein Interview genommen, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Gisela Steinhauer (Foto (c) G.S.)

Sie stimmen den Leser und die Leserin am Anfang des Buches ein mit einer Ayurveda-Kur, die Sie auf Sri Lanka machen. Sie erholen sich zwar fabelhaft, nehmen aber durchaus die ein oder andere Therapie mit einem Augenzwinkern. Der Ayurveda-Arzt diagnostiziert eine Fifty-Fifty-Mischung aus den Lebensenergien Vata und Pitta.

Was machen Sie gegen Ihre Pitta-Ungeduld?

Gisela Steinhauer lachend:                                                                                                               „Nicht viel, leider. Es ist ein bisschen besser geworden. Ich glaube, es ist eine Frage des Alters, diese absolute Ungeduld hat man, so glaube ich, wenn man jung ist. Bei mir wird es jetzt ein bisschen besser. Ich bin immer noch schnell, ich arbeite immer noch schnell, ich gehe immer noch sehr schnell und bewege mich überhaupt recht flott durch das Leben, aber ich habe auch gelernt, inne zu halten. Aber was ich wirklich nicht kann, ist Achtsamkeitstraining, also atmend in der Schlange an der Kasse stehen, da werde ich bekloppt, das kann ich nicht. Aber ich versuche mehr Ruhe in mein Leben zu bringen. Dann gehe ich spazieren. Schnell.

Wie mildern Sie Ihren Pitta-Hang zum Perfektionismus?

Gar nicht. Den Anspruch habe ich nach wie vor, das geht auch nicht raus. Ich will nicht, wenn ich ein Interview mache, dass das ein gutes Interview wird, sondern dass es ein sehr gutes Interview wird. Man bereitet sich unendlich lange vor, man liest alles, was es zu lesen gibt, man stimmt sich ein auf sein Gegenüber und versucht dann auch wirklich gut zuzuhören, abzuweichen von dem, was man sich alles vorgenommen hat, sondern auf das zu reagieren, was man gehört hat, damit ein schönes Gespräch daraus wird. Also Perfektionistin bin ich immer noch.

Der Vata-Mensch ist lebhaft. Wie kommen Sie zur Ruhe, wie und womit können Sie abschalten?

Ich leiste mir einmal im Jahr den Luxus, wenn es irgendwie geht, zum Dominikanerkloster Arenberg zu fahren, das eine Schweigezeit anbietet. Da hält man eine Woche die Klappe und sagt gar nichts, vielleicht ein „Guten Morgen“. Das Schöne daran ist, dass es zwei Esssäle gibt, in dem einen wird sich unterhalten und in dem anderen wird geschwiegen. Sie können unendlich spazieren gehen in den Wäldern und halten immer den Mund. Und wenn man das gar nicht aushalten kann, dann gibt es eine Schwester, die zur Verfügung steht und mit Ihnen ein Gespräch führt, wenn Sie das wollen. Das finde ich fabelhaft. Es ist anstrengend, aber ich finde es super, weil Sie so auf sich zurückgeworfen werden, dass es nach drei, vier Tagen ans Eingemachte geht. Manchmal zirkelt man ständig um dieselben Gedanken und kommt vielleicht auch nicht weiter. Das ist aber nicht schlimm. Mein zweiter Luxus ist, dass ich relativ häufig und so oft es geht nach Cadzand fahre. Dann gehe ich am Meer spazieren, das ist das Schönste überhaupt. Mehr brauche ich nicht, um ruhig zu werden.

Sie haben so viele Länder als Journalistin besuchen können. Gibt es ein Land, das Sie ganz besonders fasziniert hat und gerne noch einmal besuchen möchten?

Die Philippinen. Ich bin damals für Missio in Mindanao gewesen und da waren wir bei dem ganz kleinen Volksstamm T`Boli, die noch ganz ursprünglich von dem lebten, was sie hergestellt haben, wie Weberei und Gemüse- und Getreideanbau. Das waren ganz feine, stille Menschen, die mich sehr fasziniert haben. Es war eine wunderbare, kleine Insel mit Seerosen rundherum, die wunderbar gerochen haben und mit einer paradiesischen Stimmung. Damals war ich dort nur ein paar Tage, aber da möchte ich gerne noch einmal hin, sofern es diesen Stamm noch gibt.

Als Sie die Beiträge für das vorliegende Buch gesichtet und zusammengetragen haben, inwiefern war das Schreiben für Sie anders und war es eine neue Herausforderung als das journalistische Schreiben für Ihre Hörfunksendungen?

Ja, es war eine total neue Herausforderung, weil man am Stück schreiben muss. Wenn man für den Hörfunk schreibt, sind es relativ kurze Texte, die auch hörbar sein müssen. Ich glaube schon, dass man dem Schreiben anmerkt, dass ich eine Hörfunkjournalistin bin, da ich immer noch so schreibe, wie ich eigentlich auch rede. Das hat sich nicht geändert, das könnte ich auch gar nicht anders. Aber es war eine ganz neue Erfahrung, und ich bin auch oft stecken geblieben. Den Aufbau und das Gerüst zu finden ist mir schwergefallen, und ich hatte immer wieder viele Hänger mit dem Gedanken „wer will das lesen?“. Da habe ich manche Pause machen müssen und habe daran gedacht, alles in die Tonne zu schmeißen. Dann wieder aus dieser Pause rauszukommen ist mir wirklich schwergefallen. Ich habe drei Monate richtig Pause gemacht und das Geschriebene ganz weggelegt. Dann war ich „Corona-Gewinnler“ und habe im Dezember 2020, Januar 2021 das Meiste von dem Buch geschrieben, so dass es im Februar 2021 fertig war.

Sie erzählen in Ihrem Buch von Unterhaltungen mit ihrer Freundin Franziska über Männer und Partnerschaften, die alle mit Franziskas Spruch enden: „Nach fünf Jahren ist in jeder Beziehung Würselen.“ Würselen ist hier eine Metapher für die große Flaute oder Trostlosigkeit in Beziehungen nach fünf Jahren. Ich wohne seit einigen Jahren in Würselen-Bardenberg und finde beide Orte richtig nett und gar nicht trostlos. Seit 6 Jahren bin ich in einer wunderbaren Würselener Partnerschaft, davon seit über zwei Jahren verheiratet. Also zumindest in einem Punkt über die fünf Jahre hinaus.

Diese Vorlage bringt mich zu der nicht ernst gemeinten Frage, wie Sie diese Metapher langjährig glücklich verheirateten Würselener erklären? 😉

Herzlich lachend: Kann ich nicht erklären, ich finde Würselen nämlich auch schön und Bardenberg ebenso!

Wie finden Sie die zahlreichen Themen und Personen, die Sie in Ihren Sendungen befragen?                                                                                                         Müssen Sie sich mit einem Redaktionsteam abstimmen oder können Sie frei entscheiden?

Ich bin mit meinem Kollegen Robert Kellner zusammen mein eigenes Redaktionsteam, es ist also wirklich „meine“ Sendung. Ich bekomme Tipps von ihm und sehr, sehr viele Anregungen durch Hörerinnen und Hörer, die mir eine E-Mail schicken und mich auf interessante Menschen aufmerksam machen. Das ist eine Quelle. Die zweite Quelle ist, dass ich sehr viel lese und eine Blättchen-Mitnehmerin bin. Also alles, was es an Prospekten, Infoblättchen, kostenlosen Zeitschriften gibt, packe ich ein und meistens finde ich etwas darin. Also durch Lesen, Hören, Herumfragen finde ich Themen und Menschen. Robert achtet darauf, dass ich gegen kein Rundfunkgesetz verstoße. Mit ihm verstehe ich mich blind und der hat noch nie bei einem Thema oder Interviewpartner ein Veto eingelegt. Wir liegen auf einer Linie – das ist ein Geschenk.

In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie die angeblichen positiven gesellschaftlichen Veränderungen durch die Pandemie bezweifeln. Sie möchten verstehen, woran es liegt, „dass die Menschen so rücksichtslos und aggressiv geworden sind und ihren Hass ins Internet kübeln.“ 

Wie reagieren Sie im Alltag, wenn Ihnen Unfreundlichkeit, Unhöflichkeit oder auch Aggressivität begegnen?                                                                               Sprechen Sie die Menschen offen darauf an oder gehen Sie darüber hinweg, ärgern sich aber im Innern?                                                                                             Haben Sie eine Erklärung für diese negative Entwicklung der gesellschaftlichen Umgangsweise?

Nein, eine Erklärung habe ich leider nicht. Mein größtes Problem ist aber vor allem, dass ich zurück schnauze. Ich bin da leider überhaupt nicht gut mit der behutsamen Gegenfrage „Warum sind Sie jetzt so unfreundlich zu mir?“, sondern sage durchaus auch „He, Du Blödmann.“ Mich hatte gerade ein Mann im Zug unfassbar brüllend angemacht, weil ich die Maske nicht ganz über der Nase hatte. Ich habe dann angefangen zu lachen und zu ihm gesagt: „Sie wissen schon auch, dass das nicht Ihr eigentliches Problem ist?!“, worauf der Herr dann vollends ausflippte. Ich weiß leider keine Antwort auf dieses zunehmende aggressive, rücksichtslose Verhalten, was morgens schon beginnt und abends erst endet. Ich weiß nicht, ob zu viel Druck auf den Leuten liegt, aber ich habe auch keine Lust, immer wieder darüber nachzudenken, weil ich finde, wir sollten uns einfach vernünftig miteinander verhalten. Damit meine ich das Mindestmaß an Höflichkeit, das besteht darin, dass man einfach höflich miteinander umgeht. Dazu gehören „danke“ und „bitte“ sagen oder die Türe aufhalten und nicht sofort schnauzen, ich finde, das kann man schaffen.

Sie präsentieren ja wunderbare Langstrecken-Sendeformate von 30, 45 Minuten wie beispielsweise Sonntagsfragen bei WDR 2, wenn auch leider in einer Nischenzeit am Sonntagmorgen um 08:00 Uhr, die aber trotzdem eine halbe Million Hörer hat und jederzeit auch als Podcast in der Mediathek abrufbar ist.                                                                                                                               Glauben Sie, dass es diese Formate auch in zehn Jahren noch ihre Hörer finden und wenn nicht, warum?

Ich glaube, dass die Bereitschaft so lange, konzentriert zuzuhören dann nicht mehr da ist. Aber ich mache aber auch sehr unterschiedliche Erfahrungen. Es gibt durchaus junge Leute, die noch gerne zuhören. Ich glaube, es kommt immer darauf an, was Du Ihnen erzählst und wie Du es Ihnen erzählst. Die Älteren hören sowieso gerne zu, das ist meine bzw. die Generation, die mit Radio und Hören aufgewachsen ist, die analog unterwegs gewesen ist und nicht on demand. Ich glaube, dass es noch ein paar Zuhörer unter den jungen Leuten gibt, aber ich fürchte, dass das Gros der Hörer, die wirklich gut zuhören, ausstirbt. Das Bedürfnis, von sich selbst zu erzählen, wird so übermächtig, weil eben auch keiner mehr zuhört und das eine bedingt das andere.

Haben die jungen Kollegen und Kolleginnen kein Interesse mehr, sich mit längeren Gesprächen, also 30, 45 Minuten, mit einem Gesprächspartner und einem Thema auseinanderzusetzen oder gibt es hier keinen Platz mehr, um sich auszuprobieren?

Es gibt auf Eins Live-Sendungen, die lange Formate haben und abends gesendet werden, wenn die Leute Zeit haben zuzuhören, da gibt es junge Moderatoren und Moderatorinnen, die die langen Strecken auch gut bewältigen.

Gibt es eine Art „Ausbildung“ für Hörfunk-Moderation oder ist es Learning by Doing gepaart mit Talent?

Es ist beides, Journalismus ist die Ausbildung und dann in Sonderheit sollte man, so wie ich, unheimlich Spaß am Zuhören haben. Ich habe immer lieber zugehört als geredet. Das ist dann so in Fleisch und Blut übergegangen, weil ich eben schon zuhause meiner Mutter so gerne zugehört habe, wenn sie Geschichten erzählte. Ich war ein unheimlich viel fragendes Kind, damit wahrscheinlich auch ein ziemlich nerviges Kind. Aber ich habe immer Antworten bekommen und es geliebt, wenn Oma, Opa oder meine Eltern erzählten, die das alle auch alle schön konnten. Wir waren eine sprechende Familie, wir haben uns miteinander unterhalten, zu einer Zeit, in der das nicht so normal war.

 Die Begriffe „authentisch“, „Authentizität“ und „Transparenz“ werden gerne mit Journalismus verbunden. Welche Bedeutung haben diese Begriffe für Sie?

Es gibt für mich einige No-Gos: zeitnah, auf Augenhöhe, authentisch, achtsam, wertschätzend. Das sind Füllwörter, wenn ich das höre, dann krieg ich einen Fimmel, weil es nie eingelöst wird. Dann frage ich mich immer, was möchtet Ihr denn jetzt damit sagen, dass jemand „authentisch“ ist? Früher hätte man gesagt, „der hat richtig schön erzählt“ oder „der war ganz bei sich“. Ich frage mich immer, was das sein soll, „authentisch“? Wenn einer erzählt, macht er das immer authentisch, ich kenne nur Leute, die authentisch sind, weil die wenigsten ihre Lebensgeschichte erfinden. Also sind die ganz bei sich. Transparenz ist auch meistens gelogen, denn die Leute sind nicht transparent, denn sie erzählen auch nur das, was sie erzählen möchten.

Sie machen nicht mit bei der „Großen-Binnen-I-Verrenkung“, der Gender-Sprache mit der „drolligen Sprechpause“, weil man Sie bisher noch nicht überzeugen konnte, dass Gender-Sternchen einen Einfluss auf unseren Umgang miteinander haben“.                                                                                       Warum ist die Gender-Sprache Ihrer Meinung nach eher ein Rückschritt als ein Fortschritt und eine Kategorisierung von männlicher und weiblicher Denkweise?                                                                                                                                  Könnte man das Sternchen denn nicht auch als einen Anfang sehen, man unterscheidet ja heute, Gott sei Dank, auch nicht mehr zwischen Frau und Fräulein?

Man könnte das als Anfang sehen, auch in diesem Bemühen, dass man sagt, wir müssen mit dem Gender-Sternchen auch all die, die nicht wissen, welchem Geschlecht sie zugehören, mitnehmen. Ich finde, man kann das machen, man kann das auch schreiben, aber es zu sprechen finde ich verkrampft. Es wird ja auch immer schlimmer mit der verkrampften Sprache, weil wir gar nicht mehr wissen, wie wir denn jetzt eigentlich reden sollen, um wirklich dann auch alle zu meinen, weil Sie davon ausgehen können, einer fühlt sich immer benachteiligt. Ich glaube, man merkt mir an, dass ich Frauen und Männer gleichermaßen meine und dass ich sie auch gleichermaßen pari interviewe; bedeutet, ich habe keinen Frauen- oder Männerüberschuss. Außerdem habe ich auch diverse Menschen im Deutschlandfunk Kultur interviewt. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich mit allen unterhält und sie, wenn sie es denn wollen, an die Öffentlichkeit bringt. Nicht wichtig finde ich, dass alle zu der Gender-Sprache gezwungen werden sollen. Ich respektiere das sehr; wenn einer so spricht, soll er das so machen. Ich möchte es nicht und ich möchte, dass das genauso respektiert wird und nicht mit einer humorlosen Strenge bewertet wird. Wir bekommen beim WDR und auch beim Deutschlandradio von den Hörern mit, dass sie sauer werden und sagen, dass wir nicht mehr so sprechen, wie sie, was bedeutet, dass man sich von den Hörern entfernt. Ich finde, das ist ein schlagendes Argument.

Haben Sie in ihrem Leben einmal an einem Punkt gestanden, an dem sie von einem Menschen oder vielleicht einer beruflichen Situation tief enttäuscht, verletzt wurden, vielleicht den Boden unter den Füßen verloren haben, so dass Sie dadurch die Neugier auf andere Menschen, ihnen zuzuhören und offen einzulassen, fast verloren hätten? Wenn ja, wie haben Sie sie wiedergefunden und zulassen können?

 Ja, ich habe eine sehr große Enttäuschung von einem Menschen erlebt. Das hat allerdings bei mir nicht dazu geführt, dass ich die Freude oder die Lust am Beruf verloren habe, aber da war ich einfach sehr geknickt. Wenn ich traurig bin, dann arbeite ich einfach noch ein wenig mehr als sonst, weil ich dann nicht nachdenken will. Zu der Zeit habe ich sehr viel gearbeitet. Damals habe ich auch diese Voodoo-Puppe von meiner Schwester geschenkt bekommen und die genadelt. Das war eine sehr schwere Phase. Ich hatte aber auch einmal bei den Interviews so eine Leere, dass ich gedacht habe, dass ich schon alle Fragen 10.000 Mal gestellt habe und mir fällt einfach nichts mehr ein. Da fühlte ich mich leer. Klar habe ich jede Frage schon 1.000 Mal gestellt, aber nicht diesem Menschen, denn für den war die Frage neu. Da muss man unheimlich aufpassen, dass man da nicht so an sich rummäkelt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich da wieder zurecht geruckelt habe. Dabei geholfen haben mir die langen Spaziergänge am Strand in Cadzand. Ich habe mich gefragt, warum ich so unzufrieden mit mir bin, und dass das doch eigentlich quatsch ist. Ich habe mir dann gesagt, sei doch froh, dass Du all diese Leute schon in den Sendungen hattest und das da immer noch welche hinzukommen. Das hat mir geholfen runterzukommen und ich habe mich an die Anfänge erinnert und warum dieser Beruf so schön ist: „Er ist so schön, weil Du zuhören kannst und dann stellst Du halt diese Frage zum 1.000 Mal, ist ja nicht schlimm, denn die Antwort ist ja eine andere“.

Anfang der 1970er Jahre hatten ihre Eltern ein kleines, heruntergekommenes Fachwerkhaus in der Eifel gekauft und Stück für Stück wiederaufgebaut. Dort wurden viele, viele Feste gefeiert und dort haben Sie sich zurückgezogen, wenn es nötig war.                                                                                                                       Nach einem furchtbaren Brand, dessen Grund nie herausgefunden wurde und bei dem eine Freundin in den Flammen verstarb, wurde das Haus zerstört und nie wiederaufgebaut.                                                                                         Das beschreiben Sie in Ihrem Buch mit einer traurigen Wehmut.               Haben Sie einen neuen persönlichen Sehnsuchtsort gefunden und können Sie sich vorstellen im Unruhestand wieder ein solches Haus in der Eifel zu beziehen?

 Das wäre super. Ich hätte jetzt gerne ein Haus in der Eifel gekauft, was zauberhaft auf einem Berg mit einer wahnsinnigen Sicht liegt. Aber es war erstens zu teuer und zweitens habe ich gedacht, im Alter ist es doof, wenn man so weit weg vom Schuss ist. Im Alter willst Du eine Apotheke und einen Arzt, Bäcker und Metzger in der Nähe haben. Aber da ist nichts, nur das Haus und drumherum Wald, daher wäre das nicht gegangen. Aber die Sehnsucht bleibt und das finde ich auch ganz schön, dass sie ungestillt ist. Vielleicht werde ich sie auch bei den Immobilienpreisen nie stillen. Aber solange es Cadzand gibt, ist es auch schön.

Sie haben die sympathische Cornelia Funke in einem Interview einmal gefragt, welche Sehnsüchte sie sich in den letzten Jahren hat erfüllen können. Welche Sehnsüchte haben Sie sich erfüllt und welche haben Sie noch?

 Ich habe mir ganz viele erfüllt, nämlich durch die Welt reisen und unendlich viele tolle Menschen treffen zu dürfen. Das war ein großer Wunsch und den durfte ich mir erfüllen. Ich habe keinen Wunsch mehr, das ist ganz komisch. Alles, was jetzt noch kommt, ist on top. Ich bin sehr, sehr zufrieden und bin ein glücklicher Mensch.

Interview © Sabine Wagner

Neben dem renommierten Deutschen Radiopreis, dem Radio-Journal-Rundfunkpreis und dem Kurt-Magnus-Preis erhält die sympathische Journalistin am 14. Dezember 2021 die Journalisten-Ente des Bezirksvereins Aachener Presse im Deutschen-Journalisten-Verband (DJV) für ihre außergewöhnlichen Reportagen und die lebhafte Gestaltung der von ihr moderierten Formate wie „Mittagsmagazin“, Montalk“, „Tischgespräch“  und der eigenen Sendung „Sonntagsfragen“.

„Bücher leben!“ gratuliert ganz herzlich und wünscht Gisela Steinhauer weiterhin viele tolle Gesprächspartner mit ihrer klugen, zugewandten und lebensbejahenden Persönlichkeit, die mitreißt.

Eine Besprechung zu „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ liest man hier:

 

 

 

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