Interview mit Jutta Wilke

Jutta Wilke (c) privat

Jutta Wilke (c) privat

 

Bevor Jutta Wilke Kinderbuchautorin wurde, hat sie etwas völlig anderes gemacht: Über zwölf Jahre hat sie als selbständige Anwältin für Familienrecht gearbeitet – und die eigene Familie mit fünf Kindern bereichert. Nachdem das fünfte Kind das Kindergartenalter erreicht hat, beschloss Jutta Wilke die Anwaltsrobe an den Nagel zu hängen und einen lang gehegten Traum zu realisieren: Kinderbuchautorin zu werden. Diesen Traum hat sie sich erfolgreich erfüllt: Mit „Holundermond“ gab sie ein überzeugendes Debüt, mit dem Jugendthriller „Wie ein Flügelschlag“, für das sie ein Stipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur erhielt, zeigt sie einmal mehr, dass aus Ihrem Traum erfolgreiche Realität wurde.

Für „Bücher leben!“ nahm sich die sympathische und vielbeschäftigte Autorin Zeit für ein Mail-Interview.

Frau Wilke, Sie haben zwölf Jahre lang als selbständige Rechtsanwältin für Familienrecht gearbeitet und „nebenbei“ fünf Kinder bekommen. Das hört sich eigentlich nach einem ausgefüllten und interessanten Leben an. Welcher Grund ließ sie die Anwaltsrobe an den Nagel hängen und womit/wodurch wurde ihr Beschluss bestärkt, einen bis dato „Traum“beruf  in die Tat umzusetzen?

Jutta Wilke:

Es gab eigentlich nur einen einzigen Grund für diese Entscheidung: Ich war in meinem Beruf als Juristin sehr unglücklich.

Die Juristerei war trotz all meiner Bemühungen einfach nicht „meine Welt“. Dass ich trotzdem für meinen Abschied so lange gebraucht habe, lag daran, dass mein Vater eine gut gehende Anwalts- und Notariatskanzlei hatte und mich gerne als Nachfolgerin gesehen hätte. Ich hatte sehr große Angst davor, ihn zu enttäuschen. Letztendlich wurde mir aber klar, dass ich mein eigenes Leben leben muss und im Nachhinein war das die einzig richtige Entscheidung. Mein Papa hat es übrigens mit Fassung getragen und ist heute stets einer der ersten Leser meiner Bücher 😉

Wie lange arbeiten Sie nun in Ihrem Traumberuf?

Jutta Wilke:

Richtig mit dem „professionellen“ Schreiben angefangen habe ich 2007, als mein jüngster Sohn in den Kindergarten kam. Ich habe relativ schnell das Glück gehabt, kleinere Auftragsarbeiten für Kinderbuchverlage machen zu können und habe zunächst einmal viele viele Kurzgeschichten, Gutenachtgeschichten und Adventskalendergeschichten geschrieben. Da uns als Großfamilie  natürlich mein Einkommen fehlte und  die Auftragsschreiberei zunächst mal nur ein Taschengeld brachte, habe ich parallel dazu unsere örtliche Tageszeitung zwei Jahre lang ausgetragen. Diesen Job konnte ich in den frühen Morgenstunden erledigen, solange meine Familie noch geschlafen hat und hatte so die Vormittage frei zum Schreiben.

Obwohl sie bereits vorher einige Bücher veröffentlicht haben, sind Sie 2011 mit „Holundermond“ bekannt geworden. Glauben Sie, dass es für „junge“ Autoren/rinnen unbedingt empfehlenswert ist, ihre Werke mittels Literaturagenten an die Verlage anzubieten?

Jutta Wilke:

Es ist nicht ganz richtig, dass ich vor Holundermond schon „einige“  Bücher veröffentlicht hatte. Da waren eigentlich nur Geschichtensammlungen und kleinere Auftragsarbeiten.

Holundermond ist im Grunde mein erster „richtiger“ Roman.

Aber zurück zur Frage: Generell glaube ich, dass Literaturagenten die Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag nur verbessern können. Verlage haben Vertrauen in die Vorauswahl, die Agenten ja bereits getroffen haben und wissen einfach, wenn ein Agent mir das Manuskript anbietet, lohnt es sich, hineinzuschauen. Auch später wirkt sich die Zusammenarbeit immer positiv aus.

Eine Literaturagentur kümmert sich um lästige Vertragsverhandlungen, tritt im Grunde als „Anwalt“ des Autors auf, schaltet sich bei Unstimmigkeiten zwischen Verlag und Autor ein, klärt mit dem Verlag Lizenzfragen, kümmert sich um Fristen und vieles mehr. So kann sich die Zusammenarbeit zwischen dem Autor und  dem Lektorat ausschließlich auf den Text  konzentrieren und ist viel „unbelasteter“.

Was finden Sie beim Schreiben, das Ihnen Ihr Beruf als Anwältin nicht gegeben hat?

Jutta Wilke:

Schreiben ist ein kreativer Prozess. In einen Text kann ich alles einbringen, was mich ausmacht.  Als Anwältin musste ich alles  zurückdrängen, was mich ausmacht. Das ist der einfache aber entscheidende Unterschied.

Als Anwältin hatten Sie ständig mit Menschen zu tun, beim Schreiben ist man sehr zurückgezogen, Kontakt mit Anderen bekommt man erst bei Lesungen. Vermissen Sie manchmal etwas aus Ihrem alten Beruf – und falls ja, was?

Jutta Wilke:

Ich vermisse absolut nichts aus meinem alten Beruf. Gar nichts. Ich fühle mich nicht einsam, was daran liegt, dass ich dank Internet ein sehr großes Netzwerk habe. Ich bin bei Facebook und Twitter aktiv, ich leite zusammen mit zwei Kolleginnen ein geschlossenes Forum für deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren, ich bin also ständig im Austausch mit anderen Kollegen. Und ansonsten genieße ich es sehr, vollkommen unabhängig und alleine arbeiten zu können. Den Ausgleich bieten mir dann tatsächlich die Lesungen, auf denen ich ja dann immer wieder meine Zielgruppe treffe.

Und glauben Sie mir: Wirklich alleine ist man in einer Familie mit fünf Kindern ohnehin nur selten.

In „Wie ein Flügelschlag“ geht es um den hohen Erfolgsdruck im Leistungssport in Verbindung mit Doping.

Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?

Jutta Wilke:

Auslöser war der plötzliche und frühe Tod eines sehr guten Freundes, der bei einem Radrennen unerwartet verstorben ist. Damals (2008) habe ich angefangen, mich gedanklich mit der Frage zu beschäftigen: Leistungssport, warum machen wir das? Was treibt uns an?

Ich selbst habe als Jugendliche Leistungssport (Leichtathletik) betrieben, als junge Erwachsene dann Triathlon und bis zu 6 mal pro Woche trainiert.

Es geht ja in dem Roman nicht wirklich um Sport und Doping, beides sind eigentlich nur Metaphern für sehr überzogenes Leistungsdenken und den Versuch, ein bestimmtes Ziel mit allen Mitteln zu erreichen.

Höher, schneller, weiter … diese ursprünglich olympische Formulierung bezieht sich ja heute auf fast alle Lebensbereiche und man muss nur die aktuelle Politik betrachten, um festzustellen, dass hierzu fast jedes „Mittel“ recht ist.

Sie haben fünf Kinder im Alter von 6 bis 21 Jahre. Haben Sie auch das Gefühl, dass der Erfolgsdruck, in allen Bereichen immer mit besten Ergebnisse abzuschneiden, bereits im Kindergarten beginnt und in der weiterführenden Schule zur Hochform aufläuft; dabei die individuellen Persönlichkeiten und Fähigkeiten immer mehr in Vergessenheit geraten?

Jutta Wilke:

Ich sagte es ja bereits oben. Ja, habe ich.

Meine fünf Kinder sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Der sensible Träumer ist genauso dabei wie der kreative Künstler oder der bessere Mathematiker oder der Sportler. Diesen verschiedenen Fähigkeiten werden weder Kindergarten noch Schule gerecht. Es geht wirklich nur noch darum, Lehrpläne zu erfüllen, Ziele einzuhalten, Unterrichtszeiten zu straffen.

Ich habe mich gerade gestern mit meinen Kindern über meine Grundschulzeit unterhalten. Ich habe ihnen erzählt, dass wir mit der Klasse über Streuobstwiesen gewandert sind, wir haben Apfelsaft gekeltert, Kläranlagen besichtigt, Drachen gebaut und steigen lassen (!), Weidenhütten errichtet, Kastanien gesammelt und vieles mehr. Das alles während der ganz normalen Unterrichtszeit. Dafür ist heute keine Zeit mehr.

Und das geht so weiter. Durch die Einführung von G8 und das Zentralabitur wurde das letzte bisschen Zeit für freies Arbeiten, spannende AGs, stundenlanges Diskutieren um aktuelle Themen in der Oberstufe doch vollkommen abgeschnitten.

Sie beschreiben unglaublich atmosphärisch die Einsamkeit, aber auch befreiende Leichtigkeit beim gleichmäßigen, schwimmenden Bahnen ziehen. (Ich bin selber als Jugendliche im Verein geschwommen…)

Sind Sie selber eine begeisterte Schwimmerin oder vergleichen Sie diese Gefühle mit dem Zurückgezogen sein beim Schreiben?

Jutta Wilke:

Ich habe ja selbst früher Triathlon gemacht, wozu auch ein intensives Schwimmtraining gehörte. Ein bisschen was davon ist sicher hängen geblieben. Heute habe ich diese Gefühle eher beim Laufen im Wald oder auch bei Gartenarbeit. Diesen fast meditativen Zustand erreicht man nur, wenn  man abschalten kann, loslassen, wenn die Gedanken frei fließen können. Dazu gehört eine gewisse Monotonie der Tätigkeit. Schreiben empfinde ich eher nicht als monoton, sondern als körperlich fast anstrengend.

Wenn Sie schreiben, haben Sie den Plot schon mehr oder weniger fertig im Kopf oder entwickelt sich die Geschichte (und die Protagonisten) erst beim Schreiben?

Jutta Wilke:

Ich plotte vor dem Schreiben sehr gründlich. Das heißt, ich entwickele zuerst die komplette Geschichte einschließlich aller Figuren und schreibe dann einen Kapitelplan mit sehr genauen Vorgaben, was in jedem Kapitel passieren soll. Das verschafft mir die Möglichkeit, mich dann beim eigentlichen Schreiben ganz auf meine Sprache konzentrieren zu können.

Der Plot ist für mich die Bleistiftskizze, die ich eben sehr gründlich anfertige. Meine Sprache ist dann die Farbe, mit der ich meine Zeichnung ausfülle.

Werden Sie im Genre Kinder- und Jugendbuch bleiben oder reizt es Sie auch einmal ein Buch für Erwachsene zu schreiben?

Jutta Wilke:

Ich habe immer gesagt, ich schreibe ausschließlich für Kinder und Jugendliche, weil das einfach „mein Ding“ ist.
Kinder sind die kritischsten Leser. Kinder würden niemals ein Buch fertig lesen, nur weil alle es gelesen haben oder weil ein toller Name auf dem Cover steht. So einen Blödsinn machen nur Erwachsene. Wenn du Kinder mit einer Geschichte nicht packst, dann sagen sie es dir auch. Und legen dein Buch zur Seite. Diese Herausforderung ist es, der ich mich immer wieder sehr gerne stelle. Trotzdem habe ich seit ein paar Wochen eine Geschichte im Kopf, die nur als Erwachsenenbuch funktionieren kann. Aktuell habe ich nicht die Zeit dazu, diese Geschichte mal aufzuschreiben. Aber reizen würde es mich inzwischen schon.

Ich sammle Meinungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis.

Glauben Sie, dass er die nötige Aufmerksamkeit erhält und ausreichend durch den Buchhandel präsentiert wird?

Jutta Wilke:

Ach je, mit dieser Frage stechen Sie ja bei mir in ein Wespennest.

Ich bin nämlich aktuell dabei, zusammen mit vielen anderen deutschsprachigen Kinderbuchautorinnen und –autoren eine Petition zu formulieren, mit der wir erreichen wollen, dass die Vergaberichtlinien zum Deutschen Jugendliteraturpreis geändert werden.

Viele wissen das nicht, aber es ist so, dass Verlage für diesen Preis immer nur Titel einreichen dürfen, die im Kalenderjahr davor erstmals in „deutscher Sprache“ erschienen sind.

D.h. wenn Verlage zum Stichpunkt deutsche Titel aus ihrem Programm einreichen, sind diese Bücher oft erst wenige Wochen auf dem Markt. Was passiert also? Die Verlage reichen vermehrt Lizenztitel ein. Weil sie sich damit höhere Chancen ausrechnen. Die gekauften Lizenzen mögen zwar im entsprechenden Kalenderjahr erstmalig auf Deutsch erschienen sein, hatten aber oft schon jahrelang Zeit, sich im Ausland und auf dem Buchmarkt zu etablieren.

Deutschsprachige Autoren haben also viel schlechtere Chancen, überhaupt mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis bedacht zu werden. Gleichzeitig sind ihnen aber die Literaturpreise anderer Länder verwehrt, weil im Ausland tatsächlich nur heimatsprachliche Literatur mit Preisen bedacht wird Dagegen wehren wir uns bzw. wünschen uns hier eine Änderung der Vergaberichtlinien. Damit mit dem Deutschen Literaturpreis auch wirklich erst einmal wieder deutschsprachige Autoren Beachtung finden.

Insgesamt denke ich aber ohnehin, dass dieser Preis immer weniger Beachtung findet. Von Kollegen höre ich oft, dass Literaturpreise eher verkaufsmindernd als verkaufsfördernd waren, weil bepreiste Bücher schnell in die Schublade „anspruchsvoll“, „schwer zu lesen“ gesteckt werden. Und da sind wir wieder bei der Massenware und dem Cover, das oftmals wichtiger zu sein scheint als der Inhalt.

Haben Sie das Gefühl, dass dieser Preis heute noch die Wertigkeit beim Leser hat wie noch vor 10, 20 Jahren?

Jutta Wilke:

Leser sind ja die Kinder. Wie die Kinder diesen Preis vor 10 oder 20 Jahren gesehen haben oder ob es sie damals mehr als heute interessiert hat, das weiß ich nicht. Bei den Menschen, die den Kindern die Bücher kaufen oder präsentieren, also bei Eltern, Lehrern, Bibliothekaren, Buchhändlern wage ich zu behaupten, dass der Preis heute nicht mehr die gleiche Wertigkeit wie früher hat. Was aber nicht nur an der Massenware Buch liegen muss, sondern auch an dem allgemeinen Desinteresse an Kinder- und Jugendliteratur.

Was davon finden Sie denn noch in den Feuilletons?

Mit Händen und Füßen haben wir Kinder – und Jugendbuchautoren darum gekämpft, wieder zurück in die großen Feuilletons zu kommen, als die ZEIT damals aufhörte, Kinder- und Jugendbücher dort zu besprechen. Hunderte von Kinder- und Jugendbuchautoren haben seinerzeit öffentlich um den Verbleib der Kinderbücher in den Feuilletons gerungen. Ohne Erfolg. Sie können diese Geschichte auf meinem Blog (http://juttawilke.blogspot.com) nachverfolgen. Selbst ein offener Brief des mehrfach für den Hans Christian Andersen Preis nominierten Kollegen Bart Moeyaert an die ZEIT blieb damals einfach unbeantwortet. Kinderbuchverleger wie Monika Osberghaus (Klett-Kinderbuch), berühmte Kollegen wie Jutta Richter oder Andreas Steinhöfel haben an die großen Zeitungen appeliert.  Es wurde sogar von Stefanie Leo (Bücherkinder), mir und der Nimmerland Jugendbuchhandlung Mainz eine eigene Facebookseite eingerichtet, um für den Verbleib der Kinderbücher in den Feuilletons zu kämpfen. Auch das weitgehend ohne Erfolg.

Hier sind auch die Verlage gefordert. Es ist ja nicht so, dass alle Verlage nur noch seichte Massenware produzieren. Aber die wirklich guten Bücher werden einfach zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Das Kinder- und Jugendbuch müsste wieder viel mehr in den Blickpunkt der Medien gerückt werden. Lesungen im Radio, Kinderbuchpräsentationen im Fernsehen, kostenlose Leseproben an den Schulen, Autoren zum Anfassen bei Veranstaltungen für Kinder – solche Dinge eben. Hier ist meines Erachtens das Kinder- und Jugendbuch weit weit abgedrängt worden und dementsprechend traurig sieht es auch um den Deutschen Jugendliteraturpreis aus, der in den Medien doch kaum oder nur wenig Beachtung findet.

Alle reden davon, dass die Buch- und Verlagsszene „im Umbruch“ ist, was ja eigentlich bedeutet, dass sie sich bewegen würde.

Über welche Bewegungen oder gar Umbrüche würden Sie sich in der Szene freuen?

Jutta Wilke:

Aktuell hat man aus Autorensicht das Gefühl, dass hier eher ein Unwetter wütet.

Immer mehr Verlage verkleinern ihre Programme, setzen zusätzlich auf Imprints. Es werden horrende Summen für Auslandslizenzen ausgegeben, dafür werden andere Titel plötzlich ganz eingestellt und hinter allem steht immer wieder die Frage: Was verkauft sich am besten? Dabei habe ich zumindest das Gefühl, die Verlage rennen hintereinander im Kreis her. Jeder will das haben, was der andere hat, Mut zu guten Büchern kommt immer mehr abhanden. Ich mag falsch liegen, aber das ist aktuell mein Eindruck. Bücher werden nicht mehr gemacht, weil sie gut sind oder eine gute Geschichte erzählen, sondern sie werden auf die Zielgruppe zugeschnitten wie Massenware.  Bestseller wachsen nicht mehr, sondern werden im Vorfeld gemacht, ganze Reihen werden am Reißbrett konzipiert und am Ende ist das Cover wichtiger als der Inhalt.

Was ich mir wünschen würde?

Gute Bücher. Mehr Mut zur Sprache. Mehr Mut zum Inhalt. Die Frage sollte nicht heißen, was verkauft sich gut, sondern was liest sich gut. Kinder und Jugendliche werden m.E. hoffnungslos unterschätzt. Außerdem wünsche ich mir weniger Übersetzungen aus dem Ausland, dafür mehr deutschsprachige Autoren in den Verlagsprogrammen. Wir machen nämlich richtig gute Bücher. Wenn man uns lässt 😉

Noch etwas würde ich mir wünschen, aber das ist vermutlich Utopie: Ich wünsche mir für jedes einzelne Buch mehr Zeit, sich zu etablieren. Durch die Halbjahresprogramme haben Einzeltitel kaum noch eine Chance. Sicher mit ein Grund dafür, warum es immer mehr Reihen oder Mehrteiler gibt. Hat ein Titel  nach vier bis fünf Monaten nicht Fuß gefasst, ist er schon wieder weg vom Fenster, taucht bestenfalls nur noch in der Backlist auf. Wunderbare Bücher verschwinden dadurch viel zu schnell aus dem Focus der Leser, was ich nicht nur für meine eigenen Bücher unglaublich schade finde.

Und auch für Sie meine letzten drei berühmten Fragen:

Wann schreiben Sie – bei fünf Kindern bin ich auf diese Antwort besonders gespannt?! 🙂  (morgens, mittags, abends, immer)

Jutta Wilke:

Ich setze mich jeden Vormittag um spätestens 8.00 Uhr an den Schreibtisch, da sind dann alle ausgeflogen. Normalerweise schreibe ich dann bis zur Mittagspause und dann am späten Abend wieder, wenn die Kinder schlafen. Vor Abgabeterminen auch schon mal bis tief in die Nacht.

Letztendlich funktioniert es (für mich) nur so. Ich muss das Schreiben als ganz normalen Job mit festen Arbeitszeiten betrachten. Das ist nicht so romantisch, wie viele sich das vorstellen, aber anders funktioniert es nicht. Hätte ich meinen alten Beruf noch, wäre ich ja auch viele Stunden jeden Tag im Büro. Und nein, ich habe keine Haushaltshilfe oder Putzfrau. 😉 Das nötigste im Haus und im Garten mache ich dann am Nachmittag. Ich habe auch schon mal nachts die Küche aufgewaschen oder mein Bett bezogen. Die Kinder haben dann doch Vorrang.

Und im Kopf schreibe ich quasi immer. Klar. Der Text lässt mich nicht so auf Kommando los. Aber da ich mein Laptop in der Küche stehen habe, kann ich auch mal schnell zwischendurch etwas aufschreiben.

Wie schreiben Sie? (Laptop, per Hand, PC)

Jutta Wilke:

Die ersten Ideen, Charakterstudien, Recherchefragen und den Plot schreibe ich von Hand. Dazu lege ich für jeden Roman ein ganz neues Notizbuch an. Das eigentliche Manuskript schreibe ich dann aber direkt mit dem Laptop in eine ganz normale Word-Datei.

Wo schreiben Sie? (Arbeitszimmer, Küchentisch, Baumhaus, überall)

Jutta Wilke:

Ich schreibe tatsächlich zu 90% an meinem großen Küchentisch. Ich brauche das Gefühl, mitten drin zu sitzen im Leben. Sehr gut schreiben kann ich deshalb auch in vollen Cafés, Ikea Restaurants oder mitten im Großraumwagen der Bahn.

Liebe Frau Wilke, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das ausführliche Interview. Ich wünsche Ihnen für alle weiteren Projekte und Bücher ganz viel Erfolg – und Spaß! 🙂

Sabine Hoß

Herzlichen Dank für das wirklich sehr spannende Interview. Es hat mir riesig viel Spaß gemacht.

Jutta Wilke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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