Interview mit Nele Neuhaus auf der Frankfurter Buchmesse 2012

Der Name Nele Neuhaus ist für viele Krimileser ein fester Begriff, sie gehört zu Deutschlands meistgelesenen und erfolgreichsten Krimiautoren. 2001 hatte sie ihren ersten Roman „Unter Haien“ beendet, an dem sie rund 10 Jahre recherchiert und geschrieben hat. Aber unter dem belasteten Eindruck des 11. Septembers war ein Krimi in der New Yorker Finanzwelt weder vom Thema und schon gar nicht vom Handlungsort für Verlage interessant. 2004 erfuhr Nele Neuhaus von der noch jungen Möglichkeit des „Print on demand“ und präsentierte ihr Debüt mit einer Erstauflage von 500 Exemplaren und in kompletter Eigenregie, was Präsentation, Marketing und Verkauf angeht. Das finanzielle Wagnis zeigte sich als erfolgreich und schnell war die erste Auflage verkauft. Die Leser verlangten nach mehr Lesestoff aus der Feder der jungen Autorin. Nach einigen Überlegungen stellte sie fest, dass sich bereits regionale Krimireihen erfolgreich auf dem Markt etabliert hatten, doch in den ruhigen, fast unscheinbaren Taunus hatte sich noch keine kriminelle Energie verirrt. Das änderte Nele Neuhaus  – und die Taunuskrimis waren geboren. Die ersten beiden Krimis mit den Ermittlern Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff wurden noch in kompletter Eigenverantwortung und im „book on demand“-Verfahren an die Leser gebracht. Ein begeisterter Buchhändlerin empfahl eines Tages einer Ullstein-Verlagsvertreterin einen Taunuskrimi von Nele Neuhaus. Die Verlagsvertreterin war genauso begeistert wie der Buchhändler und gab das Buch einer Lektorin im Hause weiter. Das war der Beginn der Zusammenarbeit mit Ullstein und ab diesem Moment änderte sich alles: 2009 erschien der dritte Taunuskrimi „Tiefe Wunden“  – als erster Band in Zusammenarbeit unter dem Zeichen der Eule, der sich sofort auf den Bestsellerlisten platzierte. Mit dem vierten Band „Schneewittchen muss sterben“ hatte Nele Neuhaus ihren ganz großen Durchbruch. Im September 2011 standen alle fünf Krimis unter den 15 meistverkauften Taschenbüchern in der Bestsellerliste von Spiegel Online. Jetzt, im Oktober 2012, erscheint der sechste Fall des Ermittlerduos mit dem Titel „Böser Wolf“. Doch auch ihr erstes Buch „Unter Haien“, das im März als Ullstein-Taschenbuch erschien, wird von den Lesern und Kritikern sehr gelobt.

Mittlerweile sind die Rechte der Taunuskrimis in 20 Länder verkauft- , die ZDF-Verfilmungen der beiden Bücher „Schneewittchen muss sterben“ und „Eine unbeliebte Frau“ sind gerade abgeschlossen. Zwei Leidenschaften hat Nele Neuhaus seit ihrer Kindheit: Die Liebe zu Pferden und zum Schreiben. Beides hat sie mit den im Thienemann Verlag erschienenen Jugendbuchreihen „Elena – ein Leben für Pferde“ und „Charlottes Traumpferd“ perfekt verbunden und zeigt damit auch ihre Vielseitigkeit.

 

Nele Neuhaus auf der Frankfurter Buchmesse (Foto (c) Sabine Hoß)

Nele Neuhaus auf der Frankfurter Buchmesse (Foto (c) Sabine Hoß)

 

Eine gut gelaunte und entspannt wirkende Nele Neuhaus sitzt mir an diesem Mittwochmittag auf der Frankfurter Buchmesse gegenüber. Um uns herum Stimmengewirr und das nicht zu überhörende Interview eines Kollegen. Doch die erfolgreiche Autorin lässt sich von all dem nicht stören und konzentriert sich auf ihre Interviewpartnerin.

Innerhalb von fünf Jahren hat sich ihr schreibendes Leben verändert. Während es früher Hobby war und sie sich so viel Zeit nehmen konnte, wie sie gebracht hat, ist es heute ein Beruf, verbunden mit zahlreichen Terminen, Lesungen, Interviews. Mit dem Erfolg kamen auch immer die entsprechenden Veränderungen. Ich wollte von Nele Neuhaus wissen, ob das auch persönlich verändert und sie vorsichtiger, skeptischer gegenüber neuen Beziehungen und Kontakten geworden ist?

„Dadurch, dass das Schreiben jetzt nicht mehr bloßes Hobby ist, das im stillen Kämmerlein stattfindet, sondern auch mein Leben die Öffentlichkeit interessiert, hat sich meine Einstellung gegenüber dem Schreiben verändert und ich bin um einiges professioneller geworden. Aber ich glaube, ich als Mensch habe ich mich nicht verändert. Das bekomme ich als Feedback von Freunden, besonders von denen, die mich lange nicht gesehen habe. Natürlich spricht man kurz über die Erfolge, aber ansonsten bin ich die Nele, die ich immer gewesen bin und das freut mich natürlich.

Was neue Kontakte angeht bin ich grundsätzlich ein sehr offenherziger Mensch. Natürlich ist es sehr viel schwieriger geworden mit der Presse und dem Interesse an meiner Person. Ich bin immer wieder überrascht, weil ich mich selber ja gar nicht für so etwas besonderes halte und es kommt immer wieder mal der Moment, an dem ich im Nachhinein denke: „Oh, das hättest so besser so nicht gesagt.“ Da muss ich sicher noch ein bisschen lernen, weil ich von meiner ganzen Art her eher offenherzig bin.“

Damit gab mir Nele Neuhaus das Stichwort zu der Frage, wie wichtig ihrer Meinung nach mittlerweile das Image, die Außendarstellung für eine erfolgreiche Autorin ist und welche Gefahr besteht?

„Die Gefahr ist die“, so die Autorin, „dass das Interesse an meiner Person viel größer ist als ich vermute und ich dadurch sehr viel genauer beobachtet werde, was ich tue und mache. Ich bin bodenständig und sage dadurch ein bisschen mehr als ich sollte, da bin noch nicht so PR-erfahren. Sicherlich sollte ich in Zukunft gewisse Themen, die das Privatleben betreffen, ausklammern. Denn was teilweise in den Zeitungen kommuniziert wird, tut manchmal ganz schön weh. Auf der anderen Seite ist es so, dass ich nichts zu verbergen habe. Warum sollen die Leute nicht auch etwas an meinem Privatleben teilhaben, so wie ich es auf meiner Facebook-Fanseite erlebe. Da erfahre ich jedes Mal große Anteilnahme, wenn ich etwas Persönliches poste. Denn die Leserinnen und Leser, die den Erfolg ausmachen, sollen auch ein wenig von ihrer Nele Neuhaus haben. Andere Kollegen verschanzen sich in einem Elfenbeinturm, ich sehe das etwas anders. Es ist mir wichtig, bei öffentlichen Veranstaltungen Zeit für ein Gespräch oder Autogramme zu haben und ich wünsche mir einfach, dass die Leute von sich aus respektieren, wo meine Grenzen sind.“

Früher hatten Sie unbegrenzt Zeit, einen Roman zu schreiben. Heute gibt es fixe Abgabetermine. Wie gehen Sie mit dem neuen Druck um?

„Die ersten drei Bücher habe ich ja ganz alleine verlegt. Da lastete die komplette Verantwortung auf meinen Schulten. Ich habe geschrieben, korrigiert und lektoriert, das Cover entworfen und Buchpremieren organisiert. Ich bin ein sehr gut organisierter und strukturierter Mensch und freue mich, dass ich mich jetzt nur noch auf das Schreiben konzentrieren kann. Den einzigen Druck den ich jetzt habe, den mache ich mir selbst. Aber beim Schreiben habe ich festgestellt, versinke ich in meine Welt. Ich denke nicht groß darüber nach, wie das oder jenes ankommt und das erleichtert mich sehr. Ich verstehe mein Handwerk mittlerweile ziemlich gut, so dass das Schreiben für mich keinen Druck bedeutet.“

Stichwort Schreibblockade. Haben Sie schon einmal eine gehabt und wenn ja, was tun Sie dagegen?

„Ein gutes Stichwort“, antwortet Nele Neuhaus. „Ich kenne es so nicht. Aber im vergangenen Jahr war irgendwann einmal einen Zeitpunkt erreicht, wo ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen habe. Da habe ich zu einem einfachen Trick gegriffen und etwas ganz anderes geschrieben. Die Geschichte wird sicher nie veröffentlicht werden, aber zu diesem Trick greife ich immer wieder, wenn ich merke, dass es nicht so rund läuft und lenke mich dann auf diese Weise ab. Nach einer Weile „flutscht“ es dann wieder.“

Neid ist eine Reaktion, mit der man erst einmal lernen muss umzugehen. Ich wollte von der erfolgreichen Autorin wissen, ob sie sich in dieser Hinsicht in den letzten Jahren ein dickes Fell hat wachsen lassen und heute leichter über verletzende und unqualifizierte Kritik hinweggeht?

„Es kommt immer darauf an, aus welcher Richtung die Kritik kommt. Am Anfang habe ich noch jede Rezension gelesen und bin beinahe in Tränen ausgebrochen, wenn jemand schlecht über mein Buch geschrieben hat. Mittlerweile lese ich die unqualifizierten Besprechungen nicht mehr. Was ich klasse finde, ist begründete Kritik, weil ich daraus noch eine Menge lernen kann. Neid ist für mich das Schwierigste, was es gibt. Neid aus dem Kollegenkreis kann ich mir noch erklären. Das Schriftstellerleben besteht aus zwei Seiten und das Publikum sieht immer nur die schöne. Was aber dahinter an Fleiß investiert wird und dadurch auch im Privatleben vieles kaputt gehen kann, wird kaum außen sichtbar. Was mich aber wirklich ganz tief trifft, ist, wenn Leute aus dem vermeintlichen „Freundes“kreis mir irgendwas missgönnen. Das geht mir schrecklich nah und wenn ich das merke, dann breche ich mittlerweile ganz schnell und rigoros den Kontakt ab. Es gibt einen wunderschönen Spruch, der heißt „Der Neid sieht nur das Blumenbeet, doch leider nicht den Spaten.“ Den Neid außerhalb kann man ertragen, Neid aus dem persönlichen Umfeld trifft mich sehr.“

Es gibt Autoren, die brauchen einen organisierten, strukturierten Arbeitsrhythmus, andere lassen sich treiben. Wie sieht das bei Ihnen aus?

„Ja“, lächelt Nele Neuhaus, „ ich trödele auch gerne mal herum oder schiebe Sachen vor mir her, überlege, dass ich noch mal mit dem Hund raus muss oder noch mal im Mailbriefkasten reinschaue. Aber im Großen und Ganzen versuche ich eine Struktur mit festen Schreibzeiten reinzubringen. In der heißen Schreibphase passiert es auch durchaus, dass ich bis drei, vier Uhr in der früh am Computer sitze. Da bin schon einmal maßlos. Der Verlag weiß, dass er in mir einen verlässlichen Partner hat, auch wenn ich einen vereinbarten Abgabetermin mal nicht akkurat einhalten kann. Aber prinzipiell schiebe ich Dinge, die erledigt werden müssen nicht lange gerne vor mir her“.

 Jeder Autor arbeitet ein wenig anders. Haben Sie den Plot, die Figuren eines Krimis bereits in einem festen Handlungsrahmen auf dem Reißbrett festgehalten oder lassen sie beides während des Schreibprozesses entwickeln?

„Zuerst muss ich eine gute Idee, ein gutes Thema haben, das den Hintergrund der Handlung geben soll, dann beginnt die Recherche“, erklärt die Autorin. „Die Figuren werden von mir sehr sorgfältig entworfen, mit einer eigenen Biographie, damit später nachvollziehbar ist, warum sie wie handeln. Wenn das alles steht, beginne ich das Skelett der ganzen Handlung auszuschreiben, immer im Austausch mit meiner Lektorin. Sie ist als Außenbetrachterin ein wichtiger Sparringspartner.“

„Böser Wolf“ ist der sechste Taunuskrimi. Wird es weitere geben?

„Ganz sicher“ kommt die spontane Antwort mit einem herzlichen Grinsen. „Wenn man „Böser Wolf“ gelesen hat wird man merken, dass da ein paar Cliffhanger sind, die dem geübten Nele-Neuhaus-Leser verraten, dass da noch eine Fortsetzung zu erwarten ist.“

Reizt es sie nicht, sich einmal einem anderen Genre als dem Krimi zuzuwenden? Vielleicht einmal ein Liebesroman oder eine Familiengeschichte, die genauso haarsträubend wie ein Krimi sein kann?

„Durchaus“, antwortet Nele Neuhaus. „In Planung ist jetzt eine Sache, die ich vor vielen Jahren angefangen habe zu schreiben und die ich erst einmal gar nicht veröffentlichen wollte. Aber je mehr ich darüber nachdenke, hat sie mir damals wahnsinnig Spaß gemacht. Es ist ein dramatischer Familienroman mit Krimianleihen, aber es ist kein klassischer Krimi. Zur Abwechslung schreibe ich ja auch noch die Pferdereihen für junge Mädchen. Ich denke, ich kann vieles aber ich kann vieles auch nicht, wie historische Romane, Science-Fiction oder Fantasy. Man muss sich als Schriftstellerin bewusst machen, was man kann und was nicht. Von daher glaube ich, dass ich meine grobe Linie, mit ein paar kleinen Abzweigungen, gefunden habe.“

Was liest denn eine Krimiautorin gerne?

„Ich lese selber total gerne Krimis. Ich lese gerade das neue von Jussi Adler-Olsen, ich bin sehr gespannt auf das neue Buch von J.K. Rowling und lese gerne Bücher von meinen deutschen Autorenkolleginnen Elisabeth Herrmann, Inge Löhnig. Ganz toll finde ich auch Fred Vargas. Aber ich lese auch unwahrscheinlich gerne Jugendbücher. So habe ich neulich erst „Die rote Zora“ gelesen als begleitende Lektüre für meinen Kroatienurlaub.“

In Krimis geht es bekanntermaßen um Leben und Tod. Beeinflusst und verändert das auch die eigene Einstellung zum Tod bzw. Leben?

„Als ich ein Kind war, hatte ich einen sehr schweren Verkehrsunfall, da habe ich wochenlang zwischen Leben und Tod geschwebt und im Nachhinein denke ich mir, der liebe Gott hatte noch etwas vor mit mir, als er mich mit den schweren Verletzungen wieder komplett gesund hat werden lassen“, antwortet die Autorin. „Dieses Jahr im April habe ich eine neue Herzklappe bekommen, was wiederum eine sehr existenzielle Sache ist, die nachdenklich macht. Auch die Themen, die ich mir für meine Bücher überlege, schreibe ich nicht einfach nur sondern sie gehen mir schon sehr nach. Nicht nur die Opfer sondern vor allem die Angehörigen. Beispielsweise Familien, die nicht Abschied nehmen können, weil ihr vermisster Angehöriger nie wieder auftaucht, verbunden mit den quälenden Fragen, was mit ihm ist, lebt er noch, ist er verschleppt worden. Das hat mich so beschäftigt, dass daraus die Idee zu „Schneewittchen muss sterben“ entstand. „Jetzt bei „Böser Wolf“ ist es das Thema Kindesmissbrauch, das ich eigentlich nie behandeln wollte und sehr schlimm finde. Aber durch den Kontakt mit dem FeM-Mädchenhaus in Frankfurt, deren Schirmherrschaft ich übernommen habe, habe ich erfahren, dass die Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen überall stattfindet. Auch da habe ich an die Opfer gedacht. Ich bin ein sehr empathischer Mensch und kann mich gut in Menschen hineinversetzen, wie sie empfinden und fühlen. Der Tod ist allgegenwärtig, auch in meinen Büchern.“

Es gibt seit letztem Jahr die „Nele Neuhaus Stiftung“ zur Förderung der Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Ein erheblicher Teil ihrer Einnahmen aus Buchverkäufen fließt hier ein und ist darüber hinaus aber auch auf Spenden angewiesen.

Welche genauen Ziele möchten Sie erreichen, welche Projekte gibt es?

„Bei Lesungen in Schulen habe ich schockiert festgestellt, dass ein Buch nicht in jedem Haushalt eine Selbstverständlichkeit ist. Die deutsche Sprache verkümmert immer mehr und dabei ist sie doch das wichtigste Medium, was wir Menschen haben“, erklärt die Schriftstellerin. „Es geht nicht nur um Lesen sondern auch um den späteren Beruf, die Zukunft. Deswegen ist es mir ein großes Anliegen, Kindern zu unterstützen, die unverschuldet keinen Zugang zu Büchern und zur Sprache bekommen. Was daraus wird und in welche Richtung es geht, wird sehr spannend zu beobachten sein. Ein Projekt ist beispielsweise ein Schreibworkshop, für den wir eine ganz tolle Autorin gewonnen haben, die von uns bezahlt wird. Das nächste Projekt ist meine Schirmherrschaft bei dem FeM-Mädchenhaus in Frankfurt. Dann gibt es noch eine Lesung in der Stadtbibliothek Eddersheim, deren Erlös in die Ortsbibliothek fließt. Das sind kleine Projekte, aber es gibt so viele Synergieeffekte mit anderen Stiftungen, die Mut machen und für die ich gerne meinen Namen hergebe. Ich hoffe einfach sehr, dass es Spenden gibt und die Stiftung so erfolgreich wird wie meine Bücher. Das Team wird gerade langsam aufgebaut und wir suchen nach Projekten, die zurzeit von uns finanzierbar sind.“

Man hört es immer wieder, dass Frauen, die früher in „soliden“ Berufen gearbeitet und/oder sich um die Erziehung der Kinder gekümmert haben und sich später einem kreativen Beruf neu aufstellen von der Außenwelt und vom Partner belächelt werden.  Diese „Arbeit“ bringt kein Geld ein und statt zu fördern erfährt man Gleichgültigkeit oder die Arbeit wird ins Lächerliche gezogen. Wenn dann doch die Frau damit Geld verdient, hat die männliche Eitelkeit seine liebe Not.

Entwickeln sich Frauen in einem kreativen Beruf mit Biss und Hartnäckigkeit weiter und überholen ihren Mann oder steckt hier die „Emanzipation der Frau“ noch in den Kinderschuhen?

„Ich glaube, dass es ein Problem ist, wenn man eine starke Frau und unabhängig ist“, überlegt die erfolgreiche Autorin. „Viele Männer wollen angeblich so eine starke Partnerin, aber was sie sagen und was sie meinen sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Ich glaube, dass wir Frauen es mit der Akzeptanz von Erfolg grundsätzlich viel schwieriger haben. Ich denke, dass es für Männer wahnsinnig schwer ist zu akzeptieren, dass eine Frau neben ihrem Haushalt und all dem anderen auch noch im Job erfolgreich ist; da kommen sich Männer ganz schnell minderwertig vor. Denn sie haben nur den Job und wenn sie da auch nicht so erfolgreich sind, ist der Minderwertigkeitskomplex da. Von daher glaube ich, dass die Emanzipation in dem Sinne absolut durchgesetzt und von der Gesellschaft anerkannt ist, aber im Privatleben zwischen Mann und Frau ist die Akzeptanz noch lange nicht gesichert. Da heißt es für uns Frauen weiter zu kämpfen. Und ich bin leider kein Einzelfall.“

Alle ihre Taunuskrimis und auch ihr erstes Buch „Unter Haien“ sind als Taschenbücher mit einem angenehmen Preis von 9,95 Euro erschienen. Ihr neues Buch präsentiert sich als Hardcover und einem stolzen Preis von 19,99 Euro. Ich habe schon Nele-Neuhaus-Fanstimmen vernommen, die enttäuscht und verärgert sind und dieses Buch mal nicht so eben locker kaufen können und werden.

Warum erscheint ihr neuer Band als teures Hardcover?

„Es war eine riesengroße Diskussion mit dem Verlag“, gibt Nele Neuhaus ehrlich zu. „Ich wollte kein Hardcover und habe hart darum gekämpft, dass es als Taschenbuch erscheint. Aber der Verlag sagte „Nein“, es wird ein „richtiges“ Buch. Es ist natürlich für den Autor auf der einen Seite eine Ehre, zum ersten Mal mit einem richtig gebundenen Buch zu erscheinen, was ein ganz besonderes Gefühl ist. Aber ich wollte das nicht, weil ich weiß, dass ein Krimi ein Konsumartikel ist und am Bahnhof, Flughafen mal eben so mitgenommen wird. Ein Hardcover ist sperrig, unbequem zu lesen und ist effektiv auch teuer. Die Diskussion nutzte nichts und es ist ein gebundenes Buch geworden. Jetzt bin ich gespannt und extrem kritisch, ob das Konzept Hardcover auch beim Leser aufgeht. Es wohnen zwei Seelen in meiner Brust: Auf der einen Seite sieht und fühlt es sich toll an auf der anderen Seiten bleibt abzuwarten, wie die Leser reagieren. Ich bin da ambivalent und kann die Kritik sehr gut verstehen.“

Die letzten „3“ bekannten „Bücher leben!“-Fragen:

Wann schreiben Sie? (morgens, mittags, abends, immer)

Nele Neuhaus:

Recherche im Büro vormittags, das eigentliche Schreiben am liebsten abends und nachts

Wie schreiben Sie? (PC, Laptop, per Hand)

Nele Neuhaus:

Alle Vorarbeiten mache ich handschriftlich, das eigentliche Schreiben am PC

Wo schreiben Sie? (Arbeitszimmer, Küchentisch, Baumhaus, überall)

Nele Neuhaus:.

In meinem neuen Arbeitszimmer

Ein herzliches Dankeschön für das ausführliche und sehr offene, sympathische Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin ganz viel Erfolg mit Ihren Büchern und den Projekten Ihrer Stiftung.

Sabine Hoß

P.S. Weitere Informationen zur Stiftung erhält man auf der Webseite der Autorin.

 

 

 

 

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