Marmorkuss

Mamrorkuss KLEIN

Jennifer Benkau

script5, 2014

432 Seiten, € 18,95

ab 16 Jahre

 

 

 

Jarno möchte einen Fotowettbewerb gewinnen und ist verzweifelt auf der Suche nach einem passenden Motiv. Schließlich findet er in einer alten verlassenen Villa die Marmorstatue eines Mädchens, die eine unerklärliche Anziehungskraft auf ihn ausübt. Nachdem Jarno die Statue geküsst hat, steht plötzlich ein Mädchen in Fleisch und Blut vor ihm und es stellt sich heraus, dass sie von einer bösen Zauberin vor vielen Jahren als Statue verwandelt wurde. Zusammen mit Jarnos Hilfe versucht sie nun in einer ihr völlig fremden Welt zurechtzukommen und gleichzeitig die Angst zu bekämpfen, dass die böse Zauberin immer noch leben und sie in die Statue zurückverwandeln könnte.

Jeder von uns kennt das Märchen Dornröschen. Doch wie würde das Märchen in der heutigen Welt funktionieren? Jennifer Benkau gibt mit dieser Neuinterpretation des Märchenklassikers die Antworten darauf.

Jarno ist mir in der Rolle des „Prinzen“, der das Statuen-Mädchen Klara wachküsst, von der ersten Seite an sehr sympathisch, weil er nicht als ein Typ hingestellt wird, den man sich als Märchenprinz vorstellen würde. Er ist ein ganz normaler junger Mann, der mit seinem Job als Pizzalieferant irgendwie versucht über die Runden zu kommen. Durch seine Normalität kann sich der Leser in ihm wiedererkennen. Seine große Leidenschaft ist das Fotografieren und den Fotowettbewerb zu gewinnen wäre eine große Chance für ihn. Diese Leidenschaft lässt ihn dann auch schlussendlich auf die Statue Klara treffen, die für ihn erst einmal ein höchst interessantes Fotomodell ist, in das er sich verrückterweise sogar verliebt. Wie groß ist der Schock für ihn, als dieses Mädchen dann auch noch in Fleisch und Blut vor ihm steht, nachdem er sie „wachgeküsst“ hat. Jedoch ist er nicht der einzige, der einen großen Schock bekommt, auch Klara ist zunächst verängstigt und verwirrt, als sie in einer ihr völlig fremden Welt aufwacht und erst einmal mit den neuen Eindrücken klarkommen muss. Klara ist eine sehr mutige Person und für die Zeit, in der sie gelebt hat (1908) auch schon sehr fortschrittlich, da sie Lehrerin werden wollte. Man erhält auch schon vor dem Wachküssen einen Einblick in ihr Leben und erfährt, wie sie in eine Marmorstatue verwandelt wurde.

Was ich so besonders an diesem Buch finde ist, dass die Autorin im ersten Teil des Buches, wo Klaras Geschichte vor der Versteinerung erzählt wird, einen flüssigen Übergang von Jarnos Sicht in Klaras schafft, indem sie den letzten Satz aus Jarnos Erzählung zur Hälfte schreibt und ihn in Klaras Perspektive enden lässt. Abgesehen davon erhält der Leser dadurch schon eine Nähe zu Klara, noch bevor sie in Marmor verwandelt wurde. Es war aufregend und wunderschön zugleich mit anzusehen, wie Jarno Klara hilft, in seiner Welt zurechtzukommen und wie sich dadurch ihre Beziehung entwickelt. Jarno sorgt sich zudem auch immer wieder um Klara, da er selbst in einer gefährlichen Sache steckt, wobei an dieser Stelle nicht mehr darüber verraten wird. Immer für ein Schmunzeln sorgt die altmodische Sprechweise Klaras, die sich deutlich von Jarnos abhebt. Klara muss neben vielem anderen Neuen lernen, dass sich nach 100 Jahren „Dornröschenschlaf“ nicht nur Orte und Sachen verändern, sondern das auch die Menschen von damals nicht mehr leben. Sehr viel Spannung bekommt dieses Buch  durch die Konflikte, die Jarno mit ein paar unangenehmen Typen hat und die er lösen muss, ohne Klara dabei in Gefahr zu bringen und durch die böse Zauberin, die selbst nach 100 Jahren immer noch lebt und nicht bereit ist, ihr „Liebstes“ an Jarno zu verlieren. Ob es ihr gelingt, Klara wieder in ihre Gewalt zu ziehen und warum Klara für sie so wichtig ist, das erfahrt ihr, wenn ihr diese originelle moderne, weiterentwickelte Geschichte eines wachgeküssten Dornröschen lest. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Johanna, 17 Jahre

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