Böser Bruder, toter Bruder

 

Narinder Dhami

übersetzt von Kerstin Winter

Ravensburger, Januar 2011

234 Seiten, € 12,95

ab 12 Jahren

Die schüchterne Mia und ihr aufbrausender, mutiger Zwillingsbruder Jamie sind schon als Kinder unzertrennlich. Mit den psychischen Problemen ihrer Mutter und ihren extremen Stimmungsschwankungen kommt aber vor allem Jamie nicht zurecht und möchte ein Zeichen setzten. Als eines Tages ein Amokläufer in der Schule ist, verdächtigt Mia Jamie und versucht ihn aufzuhalten. Als sie ihn findet, stellt sie fest , dass es ein anderer Mitschüler ist und nicht Jamie, der Amoklauf kann verhindert werden, Mia verletzt sich aber beim Versuch ihn zu stoppen. Im Krankenhaus bemerkt der Leser, das Mia eine multiplen Persönlichkeit ist und Jamie nur ein Ausdruck ihrer Fantasie ist und ihre Wut loszuwerden, denn ihr realer Zwillingsbruder ist bei der Geburt gestorben. Mia ,verabschiedet‘ sich von Jamie und lernt ihre Wut zu verarbeiten. Außerdem gilt sie als Heldin, weil sie den Amokläufer stoppen konnte und auch ihr Vater meldet sich bei ihr.

Diese Buch hat mich wirklich ungläubig gemacht, weil es so phänomenal gut geschrieben ist, dass man als Leser gar nicht merkt, dass Jamie nur für Mia existiert. Einfach faszinierend, welche Rolle Jamie für Mia spielt und wie sie mit ihm redet, fühlt und lebt. Ich war vollkommen geflasht, als ich von ihrer Persönlichkeitsstörung gelesen habe, ich musste das ganze Buch noch mal lesen bis ich es glauben konnte. Zwischendurch erzählt Mia auch immer wieder Kindheitsgeschichten, in denen Jamie eine vollkommen reale Person ist. Das Buch hat außerdem einen tollen Spannungsbogen, der auch nach dem Amoklauf nicht abfällt, sondern bis zum Schluss andauert. Auch der Titel ist sehr plausibel, weil Jamie Mia’s ‚Böseseite‘ ist, das Cover finde ich zu brutal und unpassend.

Johanna, 16 Jahre

Das Cover begeistert mich nicht, ich finde es aussagelos und ich kann auch keinen Bezug zum Buchinhalt herstellen. Das Buch selbst hat mich jedoch begeistert. Da der Schreibstil sehr klar und einfach, geradezu schnörkellos gehalten ist, wird die Spannung optimal aufgebaut. Es kam mir vom Inhalt auch eher wie eine Kurzgeschichte vor, die noch mit Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonisten verlängert wird. Im Verlauf des Buches fragt man sich immer mehr, was wohl passiert, wenn die zwei Geschwister aufeinander treffen. Man fiebert mit um Mia, aber ich persönlich wollte vor allem wissen, was Jamie macht und wie es nach dem Vorfall weitergeht. Auf eine solche wirklich total überraschende Auflösung wäre ich gar nicht gekommen, obwohl ich schon den Verdacht hatte, dass Jamie die Krankheit der manisch-depressiven Mutter geerbt hat. Dass Jamie nur in Mias Kopf existiert, diese Idee einer multiplen Persönlichkeit um mit der Hilflosigkeit der Mutter umzugehen, macht das gesamte Buch absolut lesenswert!

Ariane, 16 Jahre

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