Ich gegen Dich

 

Jenny Downham

Aus dem Englischen übersetzt von Astrid Arz

carl`s books – C. Bertelsmann Verlag

384 Seiten, € 15,50

Jugendbuch ab 14 Jahre

 

Das einzige, was mich an diesem nicht begeistert hat ist das Cover. Ich habe bis jetzt noch nicht verstanden warum ausgerechnet ein Butterbrot dieses Buch ziert. Denn die Geschichte hat – zum Glück  –  rein gar nichts mit Butterbroten zu tun.  Sie ist wesentlich interessanter, spannender und etwas besonderes. Man sollte meinen, dass ewige Hin & Her in der Beziehung  zwischen Mikey und Ellie, in Ellies Familie und in ihr selbst wird ihr irgendwann langweilig, aber Jenny Downham hat es wieder geschafft, ein unglaublich spannendes Buch zu schreiben. Es fesselt von der  ersten bis zur letzten Seite. Außerdem sind ihre Charaktere sehr eigen, aber positiv. Sie sind „reale“ Personen, haben Gefühle  und haben jede ihre eigene Geschichte. Das jedenfalls haben Mikey und Co. mit ihrer Autorin gemeinsam, etwas eigenes. Bei Jenny Downham ist es allerdings ihre Sprache: Wunderschön, manchmal hart, aber immer passend. Sie schreibt so bildlich, das sich jede einzelne Szene vor den Augen abspielt. Umso tiefer berührt das Buch. Mich hat es zum Lachen und fast zum Weinen  gebracht.

Ein wunderschönes Buch!

Johanna, 16 Jahre

 

Mum legte einen Arm um sie und hielt sie fest. Ellie wollte, dass sie sagte: Weißt du was? Wir können dich nicht dazu zwingen. Das wäre nicht richtig, du bist noch ein Kind. Soll ich dich nach Hause bringen? Doch sie sagte: „Versuch, dir nichts draus zu machen. Komm schon, Schätzchen, Tom braucht uns.“ Dann nahm sie ihren Arm weg, reckte das Kinn Richtung Menge und ging geradewegs auf die Leute zu. In diesem Augenblick erkannte Ellie, dass niemand ihr helfen konnte, weil jedes Mitglied ihrer Familie seine ganze Kraft und Entschlossenheit für sich brauchte. Sie waren alle allein in dieser Sache, wie vier separate Inseln. (Auszug aus dem Buch)

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Es ist genauso tiefsinnig, berührend und besonders wie Jenny Downhams Debüt „Bevor ich sterbe“, wenn nicht noch besser. Wie auch schon in“Bevor ich sterbe“ greift das neue Buch der Autorin ein außergewöhnliches Thema auf. Das Buch handelt von zwei komplett unterschiedlichen Familien, die aufeinandertreffen, als der Sohn der einen, reichen Familie die Tochter der anderen Familie, die unter armen Umständen lebt, vergewaltigt. Die Schwester des Jungen, Tom, ist die Hauptzeugin in der Ermittlung, weil sie als Einzige mit bei der Vergewaltigung im Haus war. Doch die Schwester Ellie behauptet, nichts gesehen zu haben, will sich nicht eingestehen, was ihr Bruder getan hat. Bis sie auf Mikey, den Bruder des vergewaltigten Mädchens Karyn trifft, und sich in ihn verliebt. Obwohl sie auf komplett anderen Seiten stehen. Gerade diese Liebe, wie sich drei völlig unterschiedliche Menschen aus völlig verschiedenen Schichten ineinander verlieben, und das ohne irgendwie schnulzig zu sein, fand ich genau richtig und einfach schön. Was das Buch so besonders macht, ist nicht nur das ungewöhnliche Thema, sondern das aus der Sicht beider Seiten so einfühlsam erzählt wird, dass man beide Familien verstehen kann, verstehen, warum sie so handeln. Ich fand es gut, dass Jenny Downham sich weniger auf den Täter und das Opfer selbst konzentriert hat, sondern sich auf die Leute in deren Umfeld konzentriert, wie sie mit der Lage umgehen und was sie beschäftigt. Auch die Charaktere waren ausgefallen, besonders hat mir der von Ellie gefallen. Ellie wandelt sich innerhalb der Geschichte von einer kleinen schüchternen Schwester, die ihren Bruder anhimmelt und nur das Gute in ihm sieht, zu einer mutigen Person, die zwar nicht furchtlos ist, aber Geheimnisse und Lügen auslässt und der Wahrheit ins Auge blickt.

Nur warum ein Butterbrot das Cover diese Buches ziert kann ich mir nur schwer erklären, aber vielleicht denkt der Illustrator einfach ein wenig tiefgründiger als ich.

Ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und einfach wundervoll geschrieben ist! Ab 13/14 Jahre.

Isabel, 15 Jahre

 

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