Die Entdeckung des Hugo Cabret

Brian Selznick

Mit Illustrationen des Autors

Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn

cbj, 2008 / 2010

544 Seiten Broschur, € 12,95

ab 10 Jahre

 

Inhalt:

Hugo Cabret lebt seit dem Tod seines Vaters durch einen mysteriösen Brand in einer verlassenen Wohnung über dem Warteraum eines großen Pariser Bahnhofs. Nachdem sein Onkel sich zunächst seiner angenommen hat und ihm die Aufgabe übertragen hat, sich um alle Uhren um Bahnhof zu kümmern, dass sie pünktlich und reibungslos aufgezogen werden, ist er von einem auf den anderen Tag verschwunden. Seitdem lebt Hugo alleine und nimmt seine Arbeit sehr ernst und genau. Hugo ist sehr einsam und leidet oft Hunger aber nur, wenn es gar nicht anders geht, stiehlt er etwas. Die einzige Erinnerung an seinen Vater ist ein Notizbuch mit Zeichnungen eines merkwürdig aussehenden Automaten. Als Hugo von einem Spielzeugstand in der Bahnhofshalle ein Aufziehspielzeug klaut, wird er vom Besitzer, einem alten kauzigen Mann, geschnappt. Er muss seine Taschen leeren und dabei entdeckt der alte Mann das Notizbuch seines Vaters und nimmt es an sich. Hugo ist verzweifelt: Nicht nur die wertvolle Erinnerung an seinen Vater ist damit weg, auch die für ihn so wichtigen Zeichnungen des Automaten, an dem sein Vater zuletzt als Uhrmacher gearbeitet hat. Hugo hat heimlich aus dem verkohlten Trümmerhaufen die Überreste des Automaten gerettet und begibt sich selbst an die technischen Feinarbeiten, ihn ans Laufen zu bringen. Mit großer Leidenschaft und viel Geschick bemüht er sich, die vielen Zahnräder, Antriebsräder und Wellen perfekt ineinander anzupassen, denn seine ganze Liebe gehört diesem Automaten. Doch wie soll das nun gehen, wo das Notizbuch und die Zeichnungen weg sind. Vielleicht kann ihm das Mädchen helfen, die Hugo schon öfter am Spielzeugstand gesehen hat und offensichtlich bei dem alten Mann wohnt?

Rezension:

Das erstmals 2008 erschienene Buch feierte damals schon einen großen Erfolg und stand 2009 auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Seit 2010 gibt es diese wunderbare Geschichte als broschierte Ausgabe und im Hinblick auf die Kinoverfilmung (Start in den deutschen Kinos am 2. Februar 2012) noch einmal ein kurze Empfehlung für dieses ganz besondere Buch.

Das Abenteuer des Hugo Cabret spielt in Paris 1931 und der Hauptschauplatz ist ein großer Bahnhof mit seinem Geflecht von Wartehallen, Bahnsteigen und einem Labyrinth von Tunneln. Es ist eine in klaren Worten und faszinierenden Bildern perfekt verbundene Geschichte, die nicht nur von einer Vater und Sohn-Beziehung erzählt sondern auch auf eindrucksvolle Weise in eine vergangene Zeit zurückblicken lässt. Diese Zeit erscheint altmodisch und zaubert mit dem entdeckten Automaten einen Hauch visionäre Illusion, die in der Gegenwart, in der fast alles möglich erscheint, wieder ihren ganz eigenen Reiz entfaltet. Hugo Cabret entdeckt in dem alten Mann und Besitzer des Spielzeugstandes den alten Filmemacher Georges Méliès wieder und mit ihm die längst vergessene Kunst und Magie der bewegten Bilder, die er erstmals lebendig gemacht hat. Die Geschichte ist eine Hommage an den ersten Filmemacher und Illusionisten und seine Kunst, die für die damalige Zeit spektakulär war und leider durch den ersten Weltkrieg in Vergessenheit geriet. Der Autor und Illustrator hat eine Graphic Novel geschaffen, die einen Maßstab an künstlerischer Qualität setzt: Die wunderbare Kombination von eindrucksvollen schwarz-weiß-Zeichnungen, die die geschriebene Handlung fortsetzt, Raum für eigene Phantasien lässt und trotzdem den roten Faden zum eigentlichen Geschehen auf einzigartige Weise verbindet. Brian Selznick lässt eine alte Zeit mit sehr viel Liebe und Herz wieder aufleben und zeigt ihre Vergänglichkeit.

Das Buch ist ein Kunstwerk an sich, dass eigentlich keine Veränderung braucht. Ob wirklich jedes Buch einen Mehrwert durch eine Verfilmung erhält, sollte jeder für sich entscheiden.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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