Das ganz und gar unbedeutende Leben der Charity Tiddler

Marie Aude-Murail

Aus dem Französischen von Tobias Scheffel

Mit farbigen Bildern von Philippe Dumas

Fischer Schatzinsel, Oktober 2011

576 Seiten, € 16,95

ab 12 Jahren

 

Charity wächst als Einzelkind einer wohlhabenden Londoner Familie im dritten Stock des Hauses mit ihrem Kindermädchen Tabitha auf. Ihre Eltern erziehen sie sehr autoritär und stets nach dem Motto: Ein Kind darf man höchstens sehen, aber nicht hören. Das erste Tier, mit dem sie einen Zoo gründet, ist eine Maus. Es folgt noch viel anderes Getier, wie Frösche, Vögel, Schnecken und Igel. Als Charity größer ist muss sie auf Rat ihrer Patentante plötzlich Klavier, Französisch und andere kreative Dinge lernen. Sie zeigt sich wenig interessiert, macht aber gut mit und lernt schnell. Nur das Klavierspielen gelingt ihr wenig. Schließlich zeigt ihr ihre Gouvernannte Madmoiselle Blanche das Aquarellieren und Cherry entdeckt ihr Talent zum Zeichnen. Da sie die Natur liebt und auch selbst forscht, fertigt sie detaillierte Zeichnungen von verschiedenen Pflanzen an, die sie vermarkten möchte. Ihre Zeichnungen sind zwar gelungen, aber da sie eine Frau ist, klappt das nicht. Sie rettet ein Kaninchen vor dem Kochtopf. Dieses Kaninchen tauft sie Peter und bringt ihm kleine Kunststücke bei, die sie den Nachbarkindern vorspielt. Sie erfindet auch lustige Streiche, die das Kaninchen „Master Peter“ spielt. Die Kinder finden diese Geschichten des „Master Peter“ so lustig, dass Miss Tiddler der Vorschlag gemacht wird, sie solle doch ein Kinderbuch schreiben. Charity Tiddler schlägt sich in dieser von Männern geprägten Welt durch und wird reich.

Das Buch war sehr schön. Es sind viele schöne und bunte Zeichnungen darin. Durch die Dialoge, die wie in einem Theaterdrehbuch geschrieben sind, wird es lebendig. Es ist an einigen Stellen lustig. Zum Beispiel, wie sie Erfahrungen in der Tierhaltung macht und ihr das ein oder andere Missgeschick passiert. Allerdings braucht man für dieses Buch Geduld, weil es „besonders“ geschrieben ist. Dieses Buch ist nicht auf Aktion angesetzt, sondern es soll einfach von einem kleinen, unscheinbaren, jungen, selbstbewussten Mädchen und später einer jungen Frau erzählen, die sich durch die von Männern dominierte Welt durchsetzten will, um von ihren Eltern unabhängig zu sein, die ihr kein „Taschengeld“ geben. Man braucht für dieses Buch das nötige Interesse an (Lebens-) Geschichten und die nötige Ruhe und Gelassenheit.

Schade fand ich, dass der Nachname der Autorin so groß geschrieben ist. Es ist zwar schön, dass das Cover so unscheinbar gehalten wurde (das passt auch gut), aber man hätte den Titel des Buches hervorheben können. Denn Charity Tiddler emanzipierte sich und das ist gut so.

Rixa, 14 Jahre

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