Solange die Nachtigall singt

Solange die Nachtigall singt KLEIN

Antonia Michaelis

Oetinger, September 2012

448 Seiten, € 16,95

ab 14 Jahre

 

 

Ein entstelltes Mädchen, das sich als schönstes herausstellt, ein Wald, aus dem niemand mehr wiederkehrt, und ein verträumter Junge, der aus seiner ordentlichen, fest strukturierten Welt in die Freiheit aufbricht. Antonia Michelis´ neuer Jugendroman nach „Der Märchenerzähler“ bewegt durch die bunte, interessante Mischung an Themen, von denen das Buch erzählt.

Am Anfang ist es noch ein wenig schwer, sich an die alt angehauchte Sprache (gerade in der wörtlichen Rede) zu gewöhnen, doch spätestens nach dem ersten Kapitel wird man entgültig vom Nebel des Waldes mitgerissen, sodass man völlig in ihm verschwindet. Manchmal hatte man jedoch das Gefühl, sich dort verirrt zu haben, denn die Handlung blieb an vielen Stellen mehr als unschlüssig, was auch daran liegen kann, dass man nicht genau unterscheiden konnte, wann der Protagonist nüchtern war und nicht von Fliegenpilzen oder massig Früchtewein so benebelt war, dass er Trugbilder sah oder sich Dinge einbildete. Gerade am Ende, das absolut überraschend ist, fragt man sich , ob man das jetzt richtig verstanden hat und ist erst mal sehr verwirrt. Ich habe noch lange darüber nachgdacht.

Das Mitreißende und Faszinierende an diesem Buch ist die Sprache: In einem wunderschön literarisch gestalteten Text wird die Geschichte wiedergegeben, man verliert sich auch hier geradezu in der Fülle an Metaphern und anderern kreativen Stilmitteln.

Besonders gefallen hat mir, dass zwischen der Haupthandlung des Buches Rückblenden von der Vorgeschichte der Mädchen sind, die eine große Rolle in der Geschichte spielen. Sie halten die Spannung auf, laden zum Spekulieren über die Geschichte der Schwestern ein. Mit den Rückblenden gelingt es außerdem leichter, die Hauptfiguren zu charakterisieren, was man aber erst nach und nach schafft, weil sie so komplex und gerade am Anfang noch undurchschaubar scheinen.

Von der Tiefsinnigkeit, der Spannung und der sprachlichen Gestaltung her kann man „Solange die Nachtigall singt“ sehr gut mir „Der Märchenerzähler“ vergleichen. An Geheimnisvollem und Unheimlichen kann dieses Buch allerdings keines so schnell überbieten.

Isabel, 16 Jahre

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