15.11.2013: Bundesweiter Vorlesetag und eine ausgeschlagene Einladung am runden Tisch

Heute am Freitag, 15.11.2013 wäre er gewesen – der angebotene „Runde Tisch“ mit den Vertretern des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung, dem AKJ, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, des Deutschen Literaturfonds, der Robert-Bosch-Stiftung, des Verbandes deutscher Schriftsteller, des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer und natürlich der eingeladenen Initiative deutschsprachiger Kinder- und JugendbuchautorInnen und Illustratoren.

Ja, wäre gewesen, wenn die Initiative der Einladung gefolgt wäre.

In ihrem Antwortbrief vom 04. November 2013 gab deren Sprecherin Antje Wagner jedoch bekannt, dass sie keine VerterInnen zu diesem Termin entsenden werde, da das Motto des runden Tisches „Autorenförderung“ „nicht dem Anliegen der Initiative zu einer kritischen Auseinandersetzung über die Vergaberichtlinien des Deutschen Jugendliteraturpreis (DJLP) entspricht.“ (Zitat aus dem Brief, siehe Link) Außerdem war der Initiative DJLP das Zeitfenster von 15 Minuten der dreistündigen Sitzung für den Programmpunkt zu kurz, der sich mit dem „Auslöser für die Debatte“, der Initiative und ihrem Anliegen auseinander setzen wollte.

Ausführlicheres kann man in dem Briefwechsel zwischen der Initiative /AKJ und dem letztem Statement der Initiative nachlesen hier:

Und jetzt?

Die Ablehnung der Teilnahme an dem Runden Tisch erinnert an das Benehmen eines beleidigten kleinen Kindes, das mit den Füßen aufstampft und wortlos den Schauplatz verlässt, weil es nicht seinen Willen bekommt.

Auch wenn sicher das Motto des Runden Tisches mit „Autorenförderung“ nicht die eigentliche Kritik zum DJLP und dem Anliegen der Initiative widerspiegelt, darf man doch nicht derart eingeschnappt sein.

In der ganzen bisherigen Diskussion war selten ein wirklich aufnehmendes Zuhören zu vernehmen, beim Paraphrasieren konnte man nur feststellen, dass beide Seiten offensichtlich Probleme damit haben, sich gegenseitig verstehen zu wollen. Oft genug verhedderte sich sachliche Auseinandersetzung mit persönlichen Befindlichkeiten.

Wie gut und nötig wäre es da gewesen, die Möglichkeit anzunehmen, sich mit vielen unterschiedlichen Beteiligten an einen Tisch zu setzen – ganz gleich unter welchem Motto und welches Zeitlimit für ein Stichwort gesetzt wird.

Zwar hat die Initiative ihre Wünsche, Argumente und Anliegen noch einmal formuliert, doch die Bitte erscheint geradezu vermessen und arrogant, dass diese, nach selbst gewählter Abwesenheit, als Tischvorlage während des RundenTisches mit eingebracht werden soll.

Ob diese Tischvorlage überhaupt noch einmal ihre Relevanz findet, bleibt ebenfalls fraglich.

Damit hat die erneute Diskussion um die Vergaberichtlinien des DJLP, die im Frühjahr mit einer Riesenwelle begann und im Laufe des Jahres bis auf einige Briefwechsel immer mehr abebbte, sich selbst ihrer Ernsthaftigkeit und Souveränität geraubt.

Schade, ich hätte den nachvollziehbaren Kritikpunkten eine sachliche und konstruktive Diskussion gewünscht. Ein Ausschlagen einer Einladung zu einem gemeinsamen Gespräch zeigt jedoch wenig Souveränität und auch eine gewisse arrogante Feigheit.

Ein erneuter Austausch wird jetzt nur schwer in Gang gesetzt werden, denn nun muss man zusätzlich den wirklichen Willen zur sachlichen, konstruktiven Auseinandersetzung, die Distanz zu persönlichen Befindlichkeiten – und die Bereitschaft zu Kompromissen, die man eben eingehen muss, wenn man einen Schritt weiterkommen will seitens der Initiative zu ihrem Thema DJLP in Frage stellen.

Ob dieses Verhalten auch im Sinne der 510 Kulturschaffenden ist, die seinerzeit ihre Unterschrift unter dem offenen Brief geleistet haben?

Sabine Hoß

 

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