The Hate U Give

Angie Thomas

Aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner

cbj/cbt, Juli 2017

512 Seiten, Euro 18,00

ab 14 Jahren

 

 

 

2017 erschien mit „The Hate U Give“ der erste Jugendroman der afro-amerikanischen Schriftstellerin Angie Thomas, der im gleichen Jahr in der hervorragenden Übersetzung und mit Originaltitel von Henriette Zeltner im Randomhouse Verlag cbj in Deutschland auf den Markt kam. 2018 erhielt das Buch von der Jugendjury den Deutschen Jugendliteraturpreis. Darüber hinaus erhielt der Roman weitere zahlreiche Auszeichnungen, wie z.B. den „Waterstone`s Children Book Prize“ und den Ehrenpreis „Michael L. Pritz Award“. Vorausschauend hatte sich Fox 2000 die Filmrechte gesichert und im Oktober 2018 erschien unter dem Originaltitel der Kinofilm.

Über dieses beeindruckende und bewegende Buch in einer authentischen, jugendlichen Umgangssprache sind schon so viele positive Rezensionen geschrieben worden, denen ich mich nur anschließe und mich an dieser Stelle nicht wiederholen werde. Allerdings gebe ich zu, dass ich dieses Buch zunächst wegen seiner Jugendjargon-Sprache zunächst nicht zu Ende gelesen habe. Trotzdem möchte ich noch einmal aus leider mehrfach aktuellen Anlässen auf diesen eindrucksvollen Roman hinweisen, für den es auch Unterrichtsmaterial gibt und eine hervorragende anspruchsvolle politisch-gesellschaftskritische Schullektüre ist.

Dieser tiefgründige Roman zeigt jugendlichen und erwachsenen Leser, wie sehr Afro-Amerikaner, aber auch sehr viele Menschen in Deutschland, jeden Tag gegen Rassismus auf erniedrigende Weise kämpfen müssen. Die Handlung des Romans zeigt die erschreckenden Parallelen zu den jüngsten Übergriffen gegenüber Farbigen in den USA.

Sprachlos macht auch die Tatsache, dass farbige Kinder heute bereits im Kindergarten- und Grundschulalter von ihren Eltern in einem besonderen Gespräch, das in den USA „The Talk“ heißt, Verhaltensmaßnahmen eingetrichtert bekommen, wie sie sich Polizisten gegenüber benehmen sollen: „Lass Deine Hände immer sichtbar, keine plötzlichen Bewegungen, rede nur, wenn du etwas gefragt wirst“ und weise darauf hin, dass man nichts hat, womit man (den Polizisten) verletzen könnte…–  (siehe im Buch Seite 29 und 191)

Ein vielschichtiger Roman, dem man so sehr wünschen würde, dass seine Themen wie Anfeindung, Ausgrenzung, Ghettorisierung und absolute Chancenungleichheit durch ganz offenen wie auch perfiden hintergründigen Rassismus veraltet wären.  In den 57 Jahren seit der Rede „I have a Dream“ von Martin Luther King vom 28.08.1963 hat sich zwar einiges für die Farbigen in den USA zum Positiven entwickelt, doch die rassistischen, asozialen Grundprobleme haben sich in über einem halben Jahrhundert nur wenig geändert, wie wir heute immer wieder auf grauenvolle Weise feststellen.

Eine Tatsache, die über die offenbar begrenzte Lern- und Veränderungsbereitschaft zu einem gesellschaftlichen gleichwertigen Miteinander von Weißen und Farbigen bzw. allen „anders“ aussehenden Nationen, in den USA und auch bei uns, mehr als nachdenklich macht. Die USA haben nicht nur aus diesem Grund schon lange ihr selbst ernanntes Etikett des „Lands der unbegrenzten Möglichkeiten“ verloren.

Sabine Wagner

P.S.  Auch auf  den zweiten Roman von Angie Thomas „On The Come Up“ cbj, 03/2019 möchte ich hinweisen, der nicht weniger beeindruckend die Begeisterung für Hip Hop, Kinderarmut, Obdachlosigkeit und Gangs in einem rassistischen Umfeld in einer dynamisch-spannenden Story verbindet.

 

 

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