Erzähl mir von der Liebe

Beate Teresa Hanika

Fischer FJB, Juli 2010

160 Seiten, € 14,95

ab 14 Jahre

Inhalt:

Drei Models, den Zenit ihrer Karriere schon seit langem überschritten haben halten sich mit Buchungen als Unterhaltungsdamen auf Berliner Society-Partys über Wasser. Während einer solchen Party gehen die Gedanken der Ich-Erzählerin Leni in die Vergangenheit. Nicht nur ihre eigene Herkunft, auch die ihrer beiden Mitbewohner und Konkurrentinnen Kennedy und Hannah werden durchleuchtet. Obwohl die drei jungen Frauen zusammen wohnen, bilden sie keine Gemeinschaft. Im Gegenteil, Hannah begeht sogar einen Verrat an ihrer ohnehin instabilen Beziehung. Trost findet Leni bei Levi, einem jungen männlichen Model, in den sie sich verliebt hat. Bei ihm sucht sie Schutz und Hoffnung, dass aus ihrenTräumen vielleicht doch noch Realität wird.

Rezension:

Die Ich-Erzählerin Leni lässt ihre Gedanken zurückwandern in eine Zeit, in der sie mit Hoffnung aus ihrer tristen Heimat und Zuhause entflohen ist. Mit der Hoffnung, eine große Karriere als Model zu machen und als erfolgreicher Star zurückzukehren. Sie reflektiert den steinigen Weg, den sie gegangen ist und versucht zu verstehen, warum es mit der großen Karriere nicht geklappt hat. Parallel werden die Lebensgeschichten ihrer Mitbewohnerinnen und Konkurrentinnen beschrieben.

So unterschiedlich die drei jungen Frauen sind, sie alle sind aus der Enge und Tristesse ihrer Heimat, ihres Zuhauses und des absehbaren Lebenslaufes entflohen, sie alle wollten als erfolgreiche Model-Stars zurückkehren um zu zeigen, was sie geleistet haben. Doch der erhoffte Erfolg bleibt aus, was demoralisiert und zermürbt.

Die Geschichte ist aber mehr als ein Blick hinter die Kulissen der harten, unbarhmherzigen Welt der Models und entsprechenden Castingshows. Es geht darüber hinaus auch um die verschiedene Familienverhältnisse der einzelnen Personen. In Lenis Familie z.B. geht der Vater seinen eigenen Weg und will sie auch nicht verstehen, die Mutter hat sich in ihr Lebensschicksal ergeben und ist ebenfalls keine Stütze. Nur der Großvater bietet Leni ein wenig Halt, doch auch er steht nicht bedingungslos hinter ihr.

In abwechselnden  Zeitzonen werden puzzleartig die verschiedenen Lebensläufen der Protagonisten zusammengesetzt. Die Erzählweise erinnert an das Tempo der Blitzgewitter bei Fotoshootings. Trotz der sehr häufig wechselnden Ebenen gelingt es Beate Teresa Hanika den Charakteren eine große Intensität zu verleihen. Man spürt die Hoffnung und Zuversicht auf eine große Karriere ebenso wie die Demütigungen und Zermürbung,  als der erwartete Erfolg ausbleibt. Die Sprache reicht von schonungsloser, klarer Offenheit bis verletzender, ängstlicher Sensibilität und wird treffend, knapp eingesetzt.

Mir persönlich waren mir die collagenartigen Beschreibungen durch die nicht lineare Erzählweise in Teilen zu sprunghaft. Mehr Konstanz hätte mir besser gefallen und dem Inhalt mehr Tiefe gegeben.

Man spürt, dass persönliche Erfahrungen in dieser Geschichte mit einfließen und die lassen verträumte Phantastereien mit der knallharten Wirklichkeit konfrontieren. Es ist ein Buch für reifere Jugendliche und (junge) Erwachsene und besonders wird es die interessieren, die eine Vorliebe für die Modewelt haben.

Der Autorin ist es gelungen an ihren Debüterfolg „Rotkäppchen muss weinen“, das direkt den Platz auf die Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis geschafft hat, anzuknüpfen. Trotzdem hat mich ihr erster Roman von Inhalt und Umsetzung mehr berührt.

Sabine Hoß

Juli 2010

Bewertung:

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