Der Himmel kann noch warten

Gideon Samson

aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

Coppenrath, Juni 2010

160 Seiten, € 9,95

ab 12 Jahre

Inhalt:

Belle liegt schwerkrank im Krankenhaus und will berühmt werden. Ihr großes Vorbild ist Anne Frank. Wie ihr Vorbild beginnt sie ihre Gedanken in einem Heft niederzuschreiben. Sie schreibt von ihrer Mutter mit dem „Ich-verstehe-alles-Blick“, von ihrem Bettnachbarn Jan und ihrem Vater, der für sie ein Waschlappen ist.

Rezension:

Mit einem Tagebuch so berühmt zu werden wie Anne Frank ist sicher ein hochgestecktes Ziel. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass Belle mit einer lebensbedrohlichen Krankheit schon seit längerem im Krankenhaus liegt. Ihre Mutter verliert sich zwischen Überforderung und Hilflosigkeit, die Großeltern geben ihr ein wenig Halt, besonders der Großvater versteht sie, während ihr Vater sich überwiegend egoistisch verhält, was aber auch ein Signal der Hilflosigkeit ist. Die Besuche ihrer Klassenkameradinnen empfindet Belle störend. Als die Mädchen dies,  festgehalten in ihrem Heft, entdecken besuchen sie sie nicht mehr. Eingestreut sind Erinnerungen an frühere Zeiten, in der Belle noch gesund war und alles besser lief. Anders wie bei Anne Frank ist das Buch durchzogen von einer andauernden Selbstbemitleidung, die zunächst noch verständlich ist, sich aber im Laufe der Geschichte nicht entwickelt sondern irgendwann nur noch langweilt. Man hat das Gefühl, Gedanken, Gefühle zu lesen, die sich ständig im Kreis drehen und man erlebt Reaktionen, die unverständlich und nicht nachvollziehbar bleiben. Das Ende ist mehr als offen und wirkt recht gewollt. Anne Frank ist mit ihrem Tagebuch berühmt geworden, weil sie ein Mensch war, der sich trotz schwierigster, unmenschlichen Umstände und ohne ihr persönliches Leid in den Mittelpunkt zu stellen zur Persönlichkeit entwickelt hat. Belle wird dies mit ihren Aufzeichnungen nicht gelingen, denn bei ihr überwiegt Selbstmitleid und die hemmt persönliche Entwicklung.

Sabine Hoß

Bewertung:

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