Runaway

Oscar Hijuelos

übersetzt aus dem Amerikanischen von Günther Ohnemus

350 Seiten, € 19,95

Fischer

Ab 14 Jahre

 

 

Inhalt:

Rico lebt mit seinen Eltern und kubanischen Einwanderern in den 60-iger Jahren in Harlem. Er fällt schon alleine mit der Tatsache aus dem Rahmen, dass er für einen Kubaner eine weiße Haut hat, was die genetische Verbindung eines Großvaters aus Irland mit sich bringt. Rico sieht sich nicht nur aus diesem Grund als Außenseiter, er fühlt sich nicht als Kubaner, nicht als reiner Weißer oder Amerikaner. In der Schule und in seinem Viertel wird er oft schikaniert und ist das Zielobjekt  brutaler Gewalt. Das fördert nicht das Vertrauen zu anderen und so hat Rico nur zwei Freunde: Jimmy, der ein talentierter Comiczeichner ist, aber nicht an sein Talent glaubt und von seinem Vater gedemütigt wird sowie der ältere Gilberto. Als Gilberto die Stadt verlässt um ein College zu besuchen, würde Rico ihm gerne folgen, doch er traut sich nicht. Sein Freund Jimmy benimmt sich immer merkwürdiger und Rico findet heraus, dass er heroinabhängig geworden ist. Zuhause ist Rico immer mehr den Nörgeleien und Streitereien mit seiner Mutter ausgesetzt, während der Vater sich im Hintergrund hält. Als die Eltern ihn zu einem Onkel schicken wollen, der ihm durch eine festere Erziehung wieder auf den Boden bringen soll, ist für Rico der Zeitpunkt gekommen, abzuhauen. Er kann seinen Freund Jimmy überreden, ihn zu begleiten und gemeinsam hauen sie überstürzt von New York ab.

Rezension:

Das Buch nimmt einen sicher nicht von der ersten Seite an gefangen. Doch mit der Zeit gelingt es Hijuelos mit seinen Beschreibungen über die Zerissenheit, nicht zu wissen, wo man hingehört, der Hilflosigkeit, zu erkennen, manchmal nicht helfen zu können, obwohl man es so gerne möchte, den Leser in den Bann zu ziehen. Die Geschichte erinnert an Mark Twains  „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“, was auch Ricos Lieblingsbuch ist, doch sie geht tiefer. Hijuelos beschreibt in sensibler und spannender Sprache die Welt und Sichtweisen eines Amerikas in den 60iger Jahren, wie wir sie uns heute zum Teil nicht mehr vorstellen können. Auch wenn die Geschichte einen Blick in die Vergangenheit wirft,ist die Grundthematik immer noch aktuell und nachvollziehbar. Man erlebt eine Entwicklung und Reife von Rico und seinem Freund Jimmy auf ihrer Reise. Als die beiden auf der einsamen Farm ihres Freundes Gilberto stranden, ergibt sich für die beiden so etwas wie eine Zeit der inneren Einkehr. Vom süßen bis zum nervigen Nichtstun finden sie zu ihren eigenen Qualitäten und auch zu ihrer eigenen Persönlichkeit. So ist ein offenes Ende nur schlüssig und konsequent. Und es wäre schön, wenn man es beim eigenen Nachdenken und Überlegen des Lesers, wie es wohl mit Rico und seinen Freunden weitergehen könnte belassen würde und die Geschichte nicht marketinggerecht künstlich weiterkonstruiert.

Mit der Reihe „Die Bücher mit dem blauen Band“ hebt sich der Fischer Verlag nicht nur durch den Leineneinband und dem zusätzlichen Papier-Schuber rein optisch vom Gros des Jugendbuchmarktes ab, auch der Inhalt dieses Buchs stimmt mit der äußeren Hülle überein.

Sabine Hoß

Bewertung:

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