Frieda aus der Flasche

Ulrike Rylance

Illustrationen von Regina Kehn

Jacoby & Stuart, Februar 2012

156 Seiten, € 12,95

ab 7 Jahre

 

Inhalt:

Eigentlich wollte Franzis Mama die Sommerferien viel lieber in Spanien verbringen, statt dessen  ist Franzi mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Maja unterwegs an die Ostsee. Dort hat Onkel Harald ihnen sein Ferienhaus verschenkt, doch die Mutter ahnt nichts Gutes. Bereits die Fahrt dorthin zeigt, dass der Urlaub unter keinem guten Stern steht: Sie hängen in einem langen Stau fest und Franzis Vater schafft es sogar, sich mit einer anderen Familie trotz Schneckentempo mit einem Autorennen anzulegen. Als Franzi endlich am Urlaubsort angekommen ist, stellt sich Onkel Haralds Ferienhaus als Bruchbude heraus. Als sie dann noch bemerken, dass die Familie, mit dem sich der Vater im Stau angelegt hat, ihre direkten Nachbarn sind, verbessert das die ohnehin angekratzte „Urlaubsstimmung“ nicht gerade. Die Mutter will sofort nach Spanien, Maja verkriecht sich hinter ihre Bücher und der Vater versucht das Beste aus der Situation zu machen. Frieda findet derweil eine alte, verstaubte Flasche. Das wäre auch nichts besonderes, wenn sie in dieser Flasche nicht eine kleine, dicke Frau entdeckt hätte, die ein wenig sonderbar ist. Frieda, so heißt die kleine dralle Dame, wird schon vom Geruch eines Käsebrotes satt und bittet Franzi um ein wenig Öl, damit sie die Türe zu den weiteren Räumen in ihrem Flaschenpalast öffnen kann. Franzi verhilft Frieda aus ihrer Flasche und als Dank lädt diese sie ein, ihren Palast zu besuchen. Doch das ist erst der Anfang zu einem spannenden Ferienabenteuer, in dem es um einen vergrabenen Schatz, Wünsche und Vorurteile geht.

Rezension:

Dass man mit ganz alltäglichen Gegenständen wie Knöpfe eine originelle und humorvolle Kindergeschichte schreiben kann, hat Ulrike Rylance bereits mit „Emma im Knopfland“ (Jacoby & Stuart 2011, Rezension auf dieser Seite) gelungen bewiesen. Nun sind Gestalten als wabernde Geister schon mehrfach in der Kinder- und Jugendliteratur aus dem Flaschenhals entfleucht. Wer aber hat schon jemals von einer kleinen, dicken Frau mit grünen Haaren gelesen, sich außerhalb ihres bunten Flaschenpalastes zu voller Menschengröße entfaltet? Diese kleine Flaschen-Frieda ist so herrlich schräg und anders wie bisherige (Flaschen-)Dschinns, mit ihrer Vorliebe für exzentrische Kleidung und ihrer frechen, weltfremden Art, ihrem Gegenüber alles so offenherzig zu sagen, wie sie es denkt. Damit macht sie sich nur Freunde und bringt ihre Franzi in so manch heikle und herrlich komische Situationen. Die Autorin schafft in einer humorvollen und lebendigen Schreibweise nicht nur eine skurrile und liebenswerte Dame aus der Flasche zu porträtieren, sie präsentiert auch zwei Familien, die man „irgendwie“ schon lange zu kennen glaubt, weil sie treffend beobachtet Charaktere widerspiegeln, die jeder von uns schon erlebt hat, auch Kinder. Franzi findet wie ihre Eltern die Nachbarn samt ihres Sohnes Tobi ziemlich doof, arrogant und überkandidelt. Die Geschichte zeigt aber so ganz nebenbei, dass man mit einem vorschnellen Urteil über andere Menschen durch den ersten äußeren Schein und Eindruck vorsichtig sein sollte. Es lohnt sich eben doch, dem Anderen die Chance zu geben, aus der bereits einsortieren Schublade wieder herauszuklettern.

Frieda verspricht Franzi drei Wünsche, doch Franzi ist skeptisch, denn sie weiß, dass Wünsche nie wahr werden – und doch sind sie am Ende erfüllt. Ihr neuer Freund Tobi macht sie darauf aufmerksam, dass nicht Frieda gezaubert hat, sondern Franzi allein durch ihr eigenes Verhalten dazu beigetragen hat, dass ihre Wünsche erfüllt wurden und zunächst Unvorstellbares sich zum Positiven entwickelt hat.

„Frieda in der Flasche“ ist eine herrlich komische Feriengeschichte über Vorurteile und der Tatsache, dass Wünsche doch in Erfüllung gehen können, wenn man selber daran arbeitet. Nicht ganz unschuldig ist dabei der so ganz und gar andere Flaschengeist Frieda , skurril und trotzdem liebenswert – und weiblich! 🙂

Das Buch richtet sich an Leser ab 7 Jahre und eignet sich zum Vorlesen hervorragend, denn auch die Erwachsenen werden dabei ihren Spaß haben. Für Leseranfänger zum Selber lesen ist die Schrift sicher etwas zu klein und der Text insgesamt noch zu anspruchsvoll.

Die schwarz-weiß-Illustrationen von Regine Kehn sind hübsch und witzig und passen stimmig zur Geschichte. Gelungen ist auch der maritim bedruckte Vor- und Nachsatz.

Ein wenig mehr optischen und frechen Pfiff hätte mir bei Frieda und bei dem Schriftzug als Hingucker auf dem Cover gefallen. Aber vielleicht ist das ja auch nur ein Vorurteil von mir… 😉

Sabine Hoß

Bewertung:

Ein Interview mit der Autorin findet Ihr hier:

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