Graukatze

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Helga Gutowski

rororo rotfuchs, Juni 2015

160 Seiten, € 9,99

ab 9 Jahren

 

 

 

Helen, fast elf Jahre alt, lebt bei ihrer Oma. Ihre Mutter ist schon lange tot und Helen kann sich gar nicht mehr an sie erinnern. Ihre Oma verdient den Lebensunterhalt als Näherin in einer kleinen Schneiderei, was bedeutet, dass sie unentwegt arbeitet, Geld aber sehr knapp ist. Helen weiß das und sie hat sich damit arrangiert, denn sie weiß, dass ihre Großmutter sie mit viel Liebe erzieht, auch wenn sie in letzter Zeit hin und wieder aneinander rasseln. Die beiden leben in einer kleinen Wohnung in einem sozialen Randgebiet, in dem die „Totenköpfe“ ihr Unwesen treiben. Ben, der Anführer der Jugendgang hält mit seinen Übergriffen und Aktionen die ganze Siedlung in Atem. Selbst die Erwachsenen haben vor den „Totenköpfen“ Angst und trauen sich nur selten die Angriffe bei der Polizei zu melden. Auch Helen fürchtet sich vor Ben, der ihr immer wieder über den Weg läuft. Er zieht sogar Helen in der eigenen Wohnung ab und ab diesen Tag hat das Mädchen große Angst, alleine durch die Siedlung zu gehen. Als in ihre Klasse Antonia als Neuzugang kommt, freunden sich die beiden Mädchen an. Antonia ist so ganz anders wie Helen, forsch, direkt und sie interessiert sich für shoppen, Klamotten, Parfüm und all die Sachen, für die sich viele Mädchen in dem Alter begeistern. Helen tut sich damit schwer,  doch Antonia reißt sie mit ihrem Schwung mit. Eines Tages treffen die beiden auf Ben, der plötzlich eine Katze hat, die ihm aber gar nicht gehört, das weiß Helen ganz genau. Antonia macht ihrer neuen Freundin Mut, sich gegen diese fiesen Jugendlichen zu wehren. Mit der Unterstützung von Antonia und der Hilfe der Schulleiterin, einer Sozialarbeiterin und der Polizei schafft es Helen, der Jugendgang das Handwerk zu legen und in der Siedlung für eine ruhigere Atmosphäre zu sorgen.

Bereits mit „Sandersommer“ hat Helga Gutowski gezeigt, dass sie das Talent hat, schwierige Themen mit knappen Sätzen Kindern näher zu bringen. Sie biedert sich nicht mit gekünstelt jugendlichem Jargon an und trotzdem ist ihre Sprache kindgerecht, klar und direkt. Es gelingt ihr dabei bilderreich, eine nachvollziehbare Atmosphäre des sozialen Lebensumfeldes von Helen zu beschreiben, ohne ins Klischee zu verfallen oder die Menschen herabzusetzen. Die Autorin zeigt mit der sympathischen Protagonistin Helen ein gutes Gespür für die Ängste, Sorgen und auch Verzweiflung von Kindern, die glauben, dass sie keine Chance und Unterstützung haben. Die Brücke schlägt Antonia, ein Mädchen, die Helen zeigt, was Freundschaft bedeutet und das man gemeinsam mit  Mut und Zivilcourage Berge versetzen und sich sogar gegen eine perfide Jugendgang zur Wehr setzen kann.

Die Katze, die Ben sein Eigen nennt, begleitet Helen wie ein roter Faden durch die Geschichte und am Ende wird fabelhaft aufgelöst, wie das Buch und die Katze zu seinem Namen kommt.

Ein wunderbares Vorlesebuch, das zum gemeinsamen Gespräch einlädt und auch für nicht so geübte Leser ab neun Jahren zum Selberlesen bestens geeignet ist.

Kerstin Meyer unterstreicht mit charakteristischen schwarz-weiß Illustrationen einige Szenen der Geschichte, das Cover ist bunt und einladend.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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