Die Füchse von Andorra

Marjaleena Lembcke

Nagel & Kimche, August 2010

128 Seiten, € 12,90

ab 9 Jahre

Inhalt:

Sophie hat vier Geschwister und diese sind wie sie selber 10 Jahre alt.

Obwohl es Vierlinge sind, ist jedes dieser Kinder grundverschieden. Der Schulwechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule steht an und zum ersten Mal werden sich die Wege der Geschwister trennen. Obwohl Sophie immer von Menschen umgeben ist, wünscht sie sich eine beste Freundin. Das sollte Alice sein, die in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von ihr ist. Doch Alice verhält sich sehr seltsam, mal freundlich, dann wieder sehr kühl, so dass Sophie nicht wirklich weiß, woran sie mit ihr ist. Aber sie hat auch nicht den Mut, dies Alice offen zu sagen. In Sophies Großfamilie ist die Mutter wie ein Hafen, der für alle jederzeit da ist, sich sorgt und ihnen Schutz gibt. Sophie fällt auf, dass die Mutter sich immer mehr verändert und müder, trauriger wird. Sie versucht mit ihren Geschwistern herauszufinden, was die Mutter plötzlich so betrübt. Zwar können sich die Kinder über die Probleme und Fragen austauschen, doch sie bleiben zunächst einmal in ihrer Ratlosigkeit alleine gelassen. Als die sechs mit ihrer Tante Paula, die Psychiaterin ist, in den Sommerferien nach Finnland fahren, hoffen alle, dass sich die Mutter dort wieder gut erholt. Der Urlaub verläuft aber nicht so, wie sie es sich gewünscht haben. Als die Schule wieder anfängt, fällt die Mutter immer mehr in sich zusammen. Sie liegt nur noch im Bett, die Hausarbeit bleibt liegen, sie hält Termine mit ihren Nachhilfeschülern nicht ein, so dass Sophie sogar für sie lügen muss.  Weil die Kinder nicht verstehen, warum die Mutter sich plötzlich so verändert hat, suchen sie die Schuld bei sich selber oder schieben sie dem anderen zu. Tante Sophie sorgt dafür, dass sich die Mutter zur Therapie in eine Klinik begibt. Bei einem Besuch dort trifft Sophie auf Alice. Jetzt versteht Sophie, warum Alice sich so seltsam verhält. Schaffen die beiden es nun sich einander zu nähern?

Rezension:

Marjaleena Lembcke ist eine ruhige, vielschichtige Geschichte in einer altersgerechten, lockeren Sprache gelungen, die weder rührselig noch hoffnungslos, sondern mit einem humorvollen Ernst beschreibt, dass die Krankheit Depression jeden treffen kann. Sie verändert nicht nur das Leben der erkrankten Person sondern die ganze Familiensituation.

In der Geschichte hat die Familie das große Glück, das es eine Tante Paula gibt, die sogar Psychiaterin ist. Doch auch sie schafft es nicht, ihre Schwester aufzufangen. Es werden die Gefühle der Kinder, insbesondere von Sophie, der Angst, Wut, Verzweiflung und Traurigkeit nachvollziehbar und sensibel beschrieben. Auch wenn realistisch ausgesprochen wird, dass viel Zeit vergeht, bis die Mutter sich erholt hat, gibt es einen Hoffnungsschimmer, denn Tante Paula sagt, das Depressionen heilbar sind. Die Tatsache, dass Sophie im Krankenhaus auf Alice trifft, die ihren Vater dort besucht, ist eine günstige Fügung gemeinsamen Schicksals. Doch eigentlich bleibt diese Freundschaftssuche in der Geschichte zweitrangig. Trotzdem hat sie eine nette Verbindung, wenn mir auch wenig zu sehr der Zufall hier Pate gestanden hat. Einen intensiveren Einblick in das Familienleben während der Zeit ohne die Mutter oder wie die einzelnen Kinder mit dieser Situation umgehen hätte noch mehr Tiefe gebracht.

Insgesamt eine gelungenes Buch, das offen und sachlich, heiter und ernst die Krankheit Depression in einer Familie beschreibt – und wie wichtig ein starker Zusammenhalt für alle und jeden ist.

Sabine Hoß

Bewertung:

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