Stechzeit

Bernard Beckett

aus dem Englischen übersetzt von Christine Gallus

160 Seiten, € 12,00

ab 14 Jahre

Inhalt:

Nachdem Malcolm im letzten Jahr beim Wissenschaftsbewerb den ungeliebten zweiten Platz belegt hat, will er diesmal unbedingt den ersten Preis gewinnen. Dafür hat er sich ein Thema ausgesucht, mit dem er sich für konkurrenzlos hält: Sex. Dazu interviewt er verschiedene Leute über ihr erstes Mal, ihre Vorstellungen, ihre Wünsche und Praktiken. Leider kann er selber die Theorie nicht mit der Praxis verbinden, denn Malcolm fehlt in Sachen Sex jede Erfahrung. Da er als Wissenschaftler das natürlich nicht so stehen lassen kann, bittet er seine beste Freundin Juliet, sein Wissen zu erweitern. Als Juliet ihm sogar diese Hilfe zusagt, ahnt Malcolm noch nicht, welchen Stein der Verwicklungen er damit ins Rollen bringt. Denn Charlotte ist in Malcolm verliebt, sie glaubt aber, er sei in Juliet verliebt. Malcolm wiederum liebt ebenfalls Charlotte, ist aber eifersüchtig auf Brian, weil dieser auch ein Auge auf Charlotte geworfen hat. Und da ist noch Kevin, der sich in Brian verliebt hat, das aber unter allen Umständen geheim halten will.

Rezension:

Kein Thema wird manchmal so überbewertet wie alles rund um und über Sex, vielleicht wird es auch deshalb ewig die Nummer eins bleiben. In der Schule als „DAS“ Thema bezeichnet und behandelt, erhält es leider mitunter den Beigeschmack des etwas schlüpfrigen, unanständigem. Damit räumt Malcom mit seiner wissenschaftlichen Untermauerung restlos auf. In einer herrlich offenen Sprache geben völlig unverkrampft, direkt und trotzdem niemals platt ganz unterschiedliche Menschen ihre Erlebnisse beim ersten Mal bekannt, die Wünsche, Vorstellungen ihrer körperlichen Liebe. Beckett versteht es, herrlich komische Szenen mit hintergründigem Ernst zu verbinden. Malcolms wissenschaftlicher Ansatz wird von der Tatsache erschwert, dass er selber überhaupt keine Erfahrung auf diesem Gebiet hat, was alleine schon für humorvolle Situationen sorgt. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Denn als er seine beste Freundin Juliet um Wissenserweiterung bittet und diese zustimmt, findet das Beziehungschaos seinen Anfang. Eigentlich ist Malcolm ja in Charlotte verliebt, sie auch in ihn, doch beide trauen sich nicht, ihre Gefühle füreinander offen zu zeigen, was die Verbindung mit Juliet nun nicht gerade vereinfacht. Kevin ist in Brian verliebt, der jedoch wiederum ebenfalls in Charlotte, hat aber auch ein Auge auf Juliet geworfen. In diesem verwickelnden Beziehungsdurcheinander, das humorvoll, trotzdem nicht oberflächlich erzählt wird und seinen roten Faden behält, ist Kevin ein wunderbares Beispiel dafür, dass es völlig egal ist, wen man liebt. Wichtig ist nur, dass man überhaupt lieben und es dem anderen offen zeigen, sagen kann. Auch wenn die unterschiedlichen Beziehungen überspitzt miteinander verknotet sind und man als Außenstehender glaubt, das kann doch alles nicht so schwer sein, weiß man doch insgeheim, dass es manchmal genau so kompliziert ist. Egal, in welcher Altersphase man gerade steckt.

„Stechzeit“ ist ein leichtes, freches, witziges und dennoch kein seichtes Buch über zwei Dinge, die uns ein Leben lang begleiten werden: Sex und Liebe – und wie schwer es ist, diese mit Leichtigkeit (bitte nicht verwechseln mit Leichtfertigkeit!) zu erleben.

Sabine Hoß

Bewertung:

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