Mörderkind

Gina Mayer

Ravensburger Verlag, Juli 2009

313 Seiten, € 9,95

ab 13 Jahre

Inhalt:

Die 16-jährige Levke zieht mit ihrer Mutter von Berlin aufs Land an die Ostseeküste. Von einem Wechsel aus der Großstadt in ein ödes kleines Dorf ist Levke alles andere als begeistert. Das neue Heim ist noch nicht vollständig renoviert und die zwei Polen Tomasz und Vlad sind die ständigen Helfer, damit es irgendwann gemütlich bewohnbar wird. Zu Tomasz fühlt Levke sich hingezogen, doch er hat eine Verlobte in Polen. Levke hat gerade die Realschule abgeschlossen und weiß nicht recht, was sie nun tun will. Für das Abitur ist der Notendurchschnitt zu schlecht und für eine Ausbildung kann sie sich nicht entscheiden. Als sie am Strand Henry kennenlernt, der eine Surfschule leitet, will sie ihre Orientierungslosigkeit mit einem Surflehrgang auf Kurs bringen. Doch sie stellt fest, dass auch das nicht ihr Ding ist, aber sie hat fortan einen kleinen Job, denn sie übernimmt die Büroarbeiten der Surfschule. Als Levke eines Tages den eigenartigen Henry, ihre Mutter und eine fremde Frau vertraut und tief in ein Gespräch versunken vor dem Dorf-Supermarkt sieht, kann sie die Situation nicht einordnen. Kurze Zeit später findet Levke bei einem Spaziergang Henry erstochen am Strand. Da ihre Mutter sich sehr sonderbar verhält, glaubt Levke, dass sie etwas mit dem Tod zu tun hat. Schließlich kannte sie Henry, auch wenn sie genau das energisch abstreitet. Levke stellt nun eigene Ermittlungen an und findet heraus, dass um die Vergangenheit ihrer Mutter ein großes und wahrscheinlich gefährliches Geheimnis liegt. Mit Hilfe von Tomasz haut sie nach Berlin ab und kommt Stück für Stück dem früheren Leben ihrer Mutter auf die Spur und stellt fest, dass sie Verbindungen zu der RAF in den siebziger Jahren hatte.

Rezension:

„Mörderkind“ ist kein Sachbuch über die Rote Armee Fraktion der siebziger Jahre, sondern ein Krimi mit psychologisch-fesselnden Hintergrund.

Es wird aus zwei abwechselnden Perspektiven erzählt: Einmal aus Rückblenden während der siebziger Jahren, dann aus der Gegenwart. Obwohl man vermutet, dass es zwischen den Protagonisten der Vergangenheit und der Gegenwart eine Verbindung geben muss, bleibt es durch die Spitznamen der Personen aus den Rückblenden lange ungewiss, wer sich heute dahinter versteckt. Dies und die raffiniert kombinierten Erzählebenen machen den besonderen Reiz des Buches aus und geben dem Plot einen Spannungsbogen, der bis zum Schluss anhält. Gina Mayer hat die Charaktere so transparent und nachvollziehbar aufgestellt, dass man sich regelrecht festliest. Die Tatsache, dass man lange Zeit rätselt, welche Rolle Levkes Mutter bei der Randgruppe der RAF gespielt hat, erhöht den psychologischen Spannungsbogen um ein weiteres.

Das Ende der Geschichte erscheint mir ein wenig zu dramatisch und übertrieben und aus der Handlungs- und Sichtweise einer 16-jährigen nicht unbedingt schlüssig. Stimmig ist wiederum Levkes persönliche Entwicklung und eigene Identitätsfindung während der Spurensuche in der Vergangenheit ihrer Mutter.

Einen RAF-Hintergrund als Grundlage für einen Jugend-Krimi zu verwenden fällt aus dem Rahmen. Auch wenn  „Mörderkind“ nicht den Anspruch hat, die Entwicklung der RAF zu durchleuchten, gibt es zu der stimmigen und emotional spannend aufgebauten Geschichte das notwendige und verständliche Hintergrundwissen der damaligen politischen und gesellschaftlichen Situation.

Vielleicht macht dieser Krimi neugierig, sich mit dem Abschnitt dieser jüngeren Zeitgeschichte ein wenig mehr zu beschäftigen?

Sabine Hoß

Bewertung:

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