Als die schwarzen Feen kamen

Anika Beer

cbj, März 2012

448 Seiten, € 12,99

ab 12 Jahre

 

 

 

Inhalt:

Marie, 16 Jahre, fühlt sich ziemlich überflüssig. Nachdem sie gemeinsam mit und ihrer Freundin Theresa zuliebe einen Tanzkurs besucht, obwohl sie mangels Talent diesen schrecklich findet, serviert die beste Freundin sie kühl ab, nachdem sie sich in einen älteren Tänzer verliebt hat und ihn unbedingt näher kennenlernen will. Dabei stört allerdings Marie. Schwer enttäuscht und verletzt verlässt Marie die Tanzschule, als sie ein bekanntes Flattern in ihrem Innern spürt. Marie kennt diese Anfälle seit vielen Jahren, nachdem ihr Vater gestorben ist. Aus diesem Grund ist sie bei einem Therapeuten in Behandlung und nimmt nach seiner Anweisung regelmäßig Medikamente. Trotzdem kommen diese Anfälle immer wieder. In der Schule lernt Marie Gabriel kennen, einen sehr gut aussehenden Zwölftklässler, den sie zwar sehr anziehend findet, sich selbst aber für völlig uninteressant hält. Doch sie scheint für Gabriel bemerkenswerter zu sein als sie glaubt. Er kann nämlich dunkle Schatten sehen, die sie umgeben und andere offenbar nicht wahrnehmen. Als Marie ihre Mutter plötzlich in einem für sie völlig untypischen, apathischen Zustand findet, wendet sie sich in ihrer ersten Not an Gabriel. Nicht nur Gabriel, auch Marie erkennen bei der Mutter dunkle, geheimnisvolle Schatten. Auch wenn der herbeigerufene Arzt ratlos ist und einen Schlaganfall vermutet, wissen die beiden, dass andere Mächte und Kräfte dahinter stecken. Doch woher kommen diese mysteriösen dunklen Schatten und Gestalten, die offenbar nur Gabriel und Marie umgeben und nur sie sehen können? Welche Beziehung spielt Gabriel für Marie – und umgekehrt?

Rezension:

Anika Beer hat sich für ihren Debütroman das Genre Fantasy ausgesucht, was mutig ist, da es schon Raffinesse braucht, um sich hier mittlerweile hervorzuheben.

So sind auch dunklen Schatten nicht wirklich etwas ganz neues, außer der Tatsache, dass die junge Autorin diese mit der Figur Fee kombiniert, die doch meist mit etwas positivem, zauberhaftem verbunden ist, und hier ein sehr dunkles Gesicht gegeben hat. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der den Leser etwas verwirrt in eine entrückte Welt führt, in der die Bewohner Reisende sind und die Protagonistin Lea der Schlüssel ist, um die Tür zu der Welt, aus der sie kommt, zu öffnen. In der Geschichte, die in der Gegenwart spielt, ist man sofort drin. Zunächst steht die Freundschaft zwischen Marie und Theresa im Vordergrund, bei der Marie jedoch schnell vorn Theresa abserviert wird, da sie sie offensichtlich nur benutzt hat, um an einen interessanten Tanzpartner und vielleicht auch mehr als das, heran zu kommen. Marie ist durch das Verhalten von Theresa verletzt und die Freundschaft ist somit belastet. Hinzu kommen noch merkwürdige Anfälle, bei der Marie unter Atemnot und einem Flattern in der Brust leidet. Schnell ist klar, dass hinter den merkwürdigen Anfällen von Marie mehr steckt, als der nicht verarbeitete Tod ihres Vaters vor einigen Jahren. In einem durchaus geschickt und spannend aufgebauten Plot gerät man auf geheimnisvolle Weise in zwei Parallel-Welten, die jede für sich Geheimnisse birgt, wobei die Parallel-Welt doch abstrus bleibt. Während die Freundin immer mehr in den Hintergrund rückt, tritt der Schulkamerad Gabriel in den Vordergrund und wird immer mehr mit Leben und Intensität gefüllt. Dr. Roth, Maries Therapeut, entwickelt sich zu einer diffusen Persönlichkeit, die zwar ab seine dämonische Aurora behält, jedoch ab einem bestimmten Moment ziemlich vorhersehbar wird, was dann enttäuscht. Obwohl die Sprache lebhaft ist, wirkt sie zuweilen schwülstig und überfrachtet. Hier wäre weniger und gezielter einfach mehr gewesen. Die Spannung wird durch viele gruselige und unheimliche Szenen gelungen aufgebaut und auch bis zum Schluss gehalten und  der rote Faden geht trotz einiger Seitenwege nicht verloren. Maries enge Beziehung zu ihrer Mutter, die nach dem Tode des Vater, trotz aller pubertären Streitigkeiten, noch enger geworden ist wie auch die zögernde Annäherung zu Gabriel sind die warmherzigen und gefühlvollen Elemente dieses magischen Romans. Dass Gabriel die Schlüsselfigur in der Geschichte wird, ist schon sehr früh erkennbar. Auch wenn der rote Faden in der soliden aufgebauten Konstruktion beibehalten wird, hätten ein paar überraschende Seitenwege oder Wendungen dem Plot mehr Raffinesse gegeben. Alternativ hätten den 450 Seiten auch eine Straffung gut getan.

Es ist eine fantastische Geschichte, die einmal eine ganz andere Seite der Feen zeigen, sie mit dunkler, mystischer Macht beseelt und einen Menschen in zwei Welten spalten und leben lässt. Sie erzählt von Freundschaft, Vertrauen, Hoffen und Erkennen – und dass es vielleicht viel mehr geben könnte, als wir es mit eigenen Augen erkennen. Feinere und gezieltere Beschreibungen, ein paar überraschende Wendungen mehr und dafür weniger Unvorhersehbares hätte ich diesem dunklen, gruseligen Feendebüt gewünscht.

Sabine Hoß

Bewertung:

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