Das Schicksal ist ein mieser Verräter

John Green

Aus dem Englischen von Sophie Zeitz

Carl Hanser Verlag, August 2012

288 Seiten, € 16,90

ab 13 Jahre

 

 

Inhalt:

Die 16 –jährige Hazel hat Krebs. Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge. Die Ärzte können die Krankheit nicht mehr heilen, nur noch durch ein besonderes Medikament verlängern. Zu ihrem ständigen und lebensnotwendigen Begleiter gehört ein Sauerstoffgerät, dass Hazel auf einem Wägelchen mitführt. In einer Selbsthilfegruppe, zu der Hazel nur mit sehr viel Widerwillen hingeht,  lernt sie den 17 Jahre alten August kennen, der ebenfalls an Krebs erkrankt ist. Man hat bei ihm ein Osteosarkom festgestellt und nach einer Beinamputation vor anderthalb Jahren sehen seine Heilungschancen gut aus. Hazel ist von Augusts Ausstrahlung und trockenen, ironischen Humor fasziniert und auch sie beeindruckt ihn. Die beiden freunden sich langsam an, wobei Hazel zunächst zurückhaltend ist, denn sie möchte nicht, dass Gus seine wertvolle Zeit mit ihr vergeudet. Doch Gus kann ihre Bedenken mit seiner hartnäckigen und witzigen Art wegwischen. Hazel erzählt ihm von ihrem Lieblingsbuch „ Ein herrschaftliches Leiden“ von Peter van Houten, dass von einem krebskranken Mädchen handelt. Sie überredet Gus, dieses Buch ebenfalls zu lesen, dafür liest sie die Romanversion seines Lieblingsvideospiels. August ist wie Hazel von ihrem Lieblingsbuch begeistert und der Austausch über diesen Roman ist der Beginn einer wunderbaren, tiefen Freundschaft zwischen den beiden. Das Buch „Ein herrschaftliches Leiden“ hat ein offenes und für Hazel ein tief unbefriedigendes Ende. Gus will Hazel ihren großen Wunsch erfüllen und mit ihr nach Amsterdam fahren, wo der Autor lebt. Hier soll Hazel die Möglichkeit bekommen, den Autor nach dem Fortgang der Geschichte zu befragen.

Rezension:

Bücher, in denen die Protagonisten oder Familienmitglieder an Krebs erkrankt sind, gab es in den letzten Jahren immer wieder mal in der Jugendliteratur. Herausragend sind die von Jordan Sonnenblick, Anthony McCarten und Jenny Downham zu nennen. Dass John Green sich nun ebenfalls diesem Thema angenommen hat, überrascht ein wenig, sind  seine Charaktere ansonsten eher heiter-chaotisch, deren nicht alltägliche Geschichten romantisch, selbstkritisch und auch philosophisch sind. Eine Geschichte über eine Krebserkrankung ist allerdings mit einer besonderen Sensibilität anzugehen. Doch das hat er das in seinem neuen Buch überzeugend umgesetzt. Mit einem trockenen und tiefsinnigen ironischem Witz lässt er seine Protagonisten erzählen, ohne dass dieser Humor oberflächlich wirkt. Viele intelligente, auch skurrile, Dialoge zwischen Gus und Hazel, strahlen eine besondere jugendliche Weisheit und Lebensfreude, trotz aller Schmerzen und Leid, aus. In den Gesprächen zwischen den beiden Protagonisten geht es um Fragen über das Leben und den Tod in einer erfrischenden, ja in einer für sie berechtigt frechen Weise, wie ich es so selten gelesen habe. Die beiden reden schonungslos, manchmal auch verstörend offen über ihre Krankheit und alles was damit in Zusammenhang steht. Es sind Jugendliche, die trotz ihrer Krebserkrankung und Einschränkungen ihre eigenen Erfahrungen machen und sich durchsetzen wollen. Was sie auf keinen Fall möchten ist Mitleid, sondern das Leben, soweit es ihnen möglich ist, in ganzem Maße zu genießen. Durch die Krankheit, die ihre Zeit überschaubar macht, besitzen sie eine besondere Weisheit und Lebens-Erkenntnis mit einem ganz eigenen Scharfsinn. Ein Buch über Krebs, das heiter und humorvoll rüberkommt, erscheint wie ein Widerspruch in sich. John Green überzeugt jedoch meisterhaft mit dem Spagat, durch Respekt gegenüber seinen charismatischen Figuren und einer lebensbejahenden Leichtigkeit das Thema ohne Rührseligkeit und Pathetik  umzusetzen. Und dann sind dann noch diese vielen kleinen, ausgefallenen Ideen, die wie kleine Moasiksteine die Geschichte bereichern, so z.B.  die mit Sprichwörtern bestickten Kissen in Gus` Elternhaus oder der exzentrische und vom Weg abgekommene Schriftsteller Peter van Houten.

In „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hat sich John Green dem schweren Thema Krebs gewidmet und es auf seine ganz besondere Art und Weise überzeugend und erfrischend anders in einer wunderschönen Freundschafts- bzw. Liebesgeschichte umgesetzt.

Ein intelligentes und tiefsinniges Beispiel für die Wertschätzung an das Leben und das „carpe diem“.

Eine besondere Anerkennung an Sophie Zeitz für die sensible, stimmige Übersetzung.

Das Cover ist sehr schön, Andeutungen von Amsterdamer Ulmen-Samen, die sich wie Konfetti-Frühlingsschnee in Sterne verwandeln…

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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