Der Drache aus dem blauen Ei

Nina Blazon

Ravensburger, September 2012

224 Seiten, € 12,99

ab 7 Jahre

 

 

Drachen sind neben Dinosaurier die Wesen, die Kinder, egal welchen Alters, immer wieder faszinieren. Egal, ob groß oder klein, niedlich oder gefährlich. Auch Nina Blazon hat sich von der Faszination Drachen anstecken lassen und sie in dieser wunderschönen Geschichte verpackt.

Anfang Januar entdeckt die 7-jährige Anja Lukas ein merkwürdig ausschauendes Ei im Schnee. Natürlich macht sich ihr älterer Bruder Alexander über seine Schwester lustig und ärgert sie mit ihrem Fund. In der Schule weiht Anja nur ihre beste Freundin Yasemin ein, weil sie weiß, dass sie sich auf ihre Verschwiegenheit verlassen kann. Zu Hause versucht Anja das geheimnisvolle Ei an ihren kleineren Bruder Bo und Alexander vorbeizuschmuggeln, was natürlich scheitert. Jetzt versuchen drei quirlige Kinder das Ei zu bekommen, was natürlich für Streit sorgt. Dieser endet allerdings, als kein Küken sondern ein kleiner Drache aus dem Ei schlüpft, der es liebt, im heißen Nudelwasser zu baden. Was macht man mit einem Drachen, was für eine Sorte Drache ist da gerade als Familienzuwachs hinzugekommen und wie ernährt man ihn? Familie Lukas hat mehr Fragen als Antworten. Zunächst ist der kleine Drache noch ganz genügsam und freut sich über sein Nest, dass ihm die Familie eingerichtet hat. Und weil er Lavendel zum fressen gern hat, ist auch schnell ein Name für ihn gefunden: Lavundel Lukas. Niemand außerhalb der Familie darf erfahren, dass sie einen kleinen Drachen haben, was ganz schön schwierig ist, wenn man einen so lebendigen und neugierigen Lavundel hat, der Abenteuer erleben will und alle auf Trab hält. Mit jeder Jahreszeit wechselt er die Farben, wird größer und anspruchsvoller. Wie bringt man ihm das Fliegen bei, so dass die neugierigen und nervenden Nachbarn nichts mitbekommen? Familie Lukas erlebt mit Lavundel ein turbulentes Jahr, in dem der kleine Drache nicht nur viermal seine Farbe wechselt, sondern auch stetig dabei wächst. Wird er den Weg zu seiner eigenen Drachenfamilie wieder finden?

Bei manchen, herrlich komisch erzählten Familienszenen hat man den Verdacht, dass die Autorin irgendwann einmal still und heimlich als Gast den alltäglichen Familienwahnsinn beobachtet hat, so treffend hat sie beispielsweise typische Streitereien zwischen Geschwister um Kleinigkeiten beschrieben, die sich wie in einer Spirale zu einer Explosion entwickeln können. Dabei übertreibt sie nicht, noch macht sie Personen lächerlich. Obwohl die drei Geschwister im Anfang eher jeder für sich um Lavundel kämpen, ergänzen sie sich im Laufe der Zeit versöhnlich miteinander. Lavundel ist ein kleiner, drolliger Flugdrache mit frechem Charme. Er braucht noch eine ganze Weile, bis er tatsächlich fliegen kann und das wäre ihm auch nicht ohne die originellen Ideen von Alexander und der Unterstützung der gesamten Familie Lukas gelungen. Außerdem will er so behandelt werden, wie die anderen Kinder. Und die bekommen für ihre erbrachten (oder nicht erbrachten) Leistungen ein Zeugnis. Hier kommt der Freund der Familie, Herr Meisenbeißer, ins Spiel. Ein ehemaliger Tierpfleger im Ruhestand, der sich mit Echsen und anderen seltsamen Getier bestens auskennt und auch als wandelbarer, komischer Lehrer überzeugt. In diese Schule würden nicht nur kleine Flugdrachen mit Begeisterung gehen. Vieles wäre einfacher, wären da nicht die spießigen, nervenden Nachbarn, die sicher jeder in ähnlicher Form schon einmal irgendwo kennengelernt hat. So ganz nebenbei hat die Autorin auch eine multikulturelle Freundschaft von Anja und der türkischen Yasemin eingebunden. Yasemin und ihre Familie zeigen eine herzliche Gastfreundschaft und bedingungslose Hilfsbereitschaft, als große Not angesagt ist. Kleine Worte wie „Drache, Hallo oder Willkommen“ lernt man auf Türkisch kennen und einige typisch landesübliche  Leckereien, und Speisen, wie z.B. „lokum“. Ohne diese Freundschaft wäre sicher Lavundels ungestörtes Aufwachsen gefährdet gewesen. Neben vielen witzigen Geschichten und Erlebnissen mit Lavundel, schafft Nina Blazon auch gekonnt den Absprung, denn irgendwann wird auch der kleinste Flugdrache einmal groß und will zu seiner Familie. Sensibel und kindegerecht erklärt Anjas Mama, wie sehr sich Lavundel nach seiner richtigen Mama und Familie sehnt, auch wenn er sich noch so wohl bei den Lukas` fühlt.

Vielleicht erfährt man in einer weiteren Geschichte, was Lavundel bei einem Wiedersehen mit Familie Lukas zu erzählen hat?

Dorota Wünsch hat die Geschichte mit wunderschönen und treffenden Illustrationen bereichert.

„Der Drache aus dem blauen Ei“ ist ein wunderbar witziges und spannendes Buch, das sich durch die kurzen Kapiteln wunderbar zum Vorlesen oder als „Gute Nacht Geschichte“ eignet, bei dem auch der Erwachsene auf seine Kosten kommt. Für gute, sichere Erstleser und Drachenliebhaber ist der Roman natürlich ebenfalls ein kurzweiliger Lesegenuss.

Nina Blazon zeigt, dass sie nicht nur den Spagat zwischen historischem Roman und Fantasy meisterhaft beherrscht, sondern ebenfalls fabelhafte Kinderromane zaubern kann.

Ein Hinweis -nicht nur -für Lehrer: Das Buch ist bei Antolin gelistet.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

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