Asche und Phönix

Kai Meyer

Carlsen, Dezember 2012

480 Seiten, €  19,90

ab 14 Jahre

 

 

 

Inhalt:

Parker ist mit Anfang zwanzig ein gefeierter Jungstar auf der Kinoleinwand und Darsteller des Magier Phoenix der verfilmten „Glamour“-Bücher. Von Fans umlagert muss er mit den Vor- und Nachteilen seiner Bekannt- und Beliebtheit leben. Doch Parker ist dieses Leben zuwider, denn es entspricht nicht seinem eigenen Lebensentwurf sondern dem seines Vaters. Dieser hat ihn als Konzern-Besitzer eines Verlags- und Filmimperiums zu dem gemacht, was er heute ist. Auf der letzten Filmpremiere nutzt Parker die Gelegenheit, um seinen Fans und seinen Vater offen und schonungslos damit zu konfrontieren, was er wirklich von den Büchern, seiner Rolle und seinem Dasein als Schauspieler hält – und schockiert alle. Währenddessen durchsucht die junge Ash das Hotelzimmer von Parker. Sie ist kein Groupie sondern arbeitet als Zimmermädchen in diesem Hotel und sucht Geld, mit dem sie ihr bescheidenes Leben finanziert. Als Parker früher als erwartet wieder in sein Hotelzimmer zurückkehrt, treffen die beiden aufeinander. Da Parker nicht wieder im Fokus der Paparazzi stehen will, verzichtet er auf die Polizei. Statt dessen bittet er Ash, ihn heimlich aus dem Hotel zu schmuggeln. Bei dieser Flucht verfolgt sie ein unheimlicher Mann, der magische Kräfte besitzt und überdies nicht alleine ist. Parker ahnt nicht, dass dieser Mann einst einen Pakt mit seinem Vater auf seine Kosten geschlossen hat. Nach Parkers öffentlicher Szene und  Bruch mit seinem Vater ist dieser Pakt in Gefahr. Ash ist neugierig geworden, außerdem fasziniert sie die wahre Persönlichkeit von Parker immer mehr. Obwohl Parker sich zunächst dagegen sträubt, setzen sie ihre Flucht gemeinsam Richtung Südfrankreich fort. Ihre erste Station ist die Côte d´Azur, wo Parker ein Haus besitzt, von dem sein Vater nichts weiß. Das glaubt Parker zumindest, doch sein Verfolger weiß anscheinend mehr und lässt die Beiden nicht in Ruhe.

Rezension:

Obwohl es immer schwieriger wird, im Genre der fantastischen Literatur etwas neues zu schreiben und zu lesen, gehört Kai Meyer zu den wenigen und hervorragenden Autoren in Deutschland, die es immer wieder schaffen, einen faszinierenden und spannenden Genre-Mix auf sprachlich hohem Niveau zu präsentieren. Der Autor greift mit dem Hype um den jungen Leinwandhelden und dem Rummel um den Ruhm aktuelle Strömungen auf, die uns wohlbekannt sind. Mit facettenreichen, ausgefeilten Protagonisten baut er eine ungemein spannende Handlung auf, die, obwohl sie in der Wirklichkeit spielt, phantastisches so plastisch darstellt, dass man das Unmögliche für gar nicht so abwegig hält. Die Tatsache, dass die beiden Figuren Parker und Ash aus völlig unterschiedlichen Welten in der Wirklichkeit stammen sind so faszinierend wie die phantastischen Wesen, die Kai Meyer in seine Handlung einbaut. Auf den ersten Blick scheinen Ash und Parker völlig unterschiedlich zu sein. Sie die verletzliche, verschreckte und trotzdem neugierige junge Frau und er, der strahlende Leinwandheld, der alle und alles jederzeit haben kann und weiß, wo es langeht. Doch tief in ihrem Inneren fühlen sich beide einsam und sind auf der Suche nach echter Liebe und Nähe. Je länger Ash mit Parker zusammen ist, desto mehr sieht sie ihn, wie er wirklich ist. Schicht für Schicht häutet sich Parker von seiner Scheinperson als Schauspieler zu einem Menschen, der seinen eigenen Gefühlen auf den Grund gehen und nach seinen eigenen Vorstellungen leben will  – und dafür liebt Ash ihn immer mehr. Der zarte und schlüssig aufgebaute Love-Interest zwischen Ash und Parker (der natürlich nicht in einem solchen Roman fehlt) erzählt feinfühlig von Liebe, Einsamkeit und der Suche nach Akzeptanz und Respekt, ohne jedoch kitschig zu werden. Den atmosphärischen Pendant zeigt Kai Meyer mit seinen geheimnisvollen, dunklen Figuren und durchaus gruseligen Szenen. Sie sind aber nie zu überspannt, da weiß der Autor souverän rechtzeitig die Grenze zum Übermaß zu ziehen. Auch wenn es in der Fantasy-Literatur nicht wirklich neu ist, wenn Wesen auftauchen, die von menschlichen Energie ihre Kraft ziehen, schafft es Meyer mit den Albtraum verursachenden nachtaktiven Dämonen Incubus und dem weiblichen Pendant Succubus, die sich von der Energie der Menschen beim Sex ernähren, der Story eine raffinierte Note zu geben. Es ist die perfekt abgestimmte Abwechslung und Kombination von Krimi, Horror, phantastischen Elementen und der Realität, die dieses Buch zu einem fesselnden und einen in sich abgeschlossenen Roman machen. Aufgrund seiner Vielschichtigkeit lässt er sich nicht in eine Genre-Schublade stecken und ist daher mehr als „nur“ ein Fantasyroman für Jugendliche und Erwachsene.

Diesen Genre-Mix, phantastische Literatur auf erfrischende Art besonders und anders, mit aktuellen Bezügen und ganz ohne Trolle zu schreiben, gelingt nur wenigen deutschen Autoren, allen voran der Meister Wolfgang Hohlbein sowie seine micht minder erfolgreichen „Jünger“ Nina Blazon – und Kai Meyer.

Sabine Hoß

Bewertung:

Ein Interview mit dem Autor findet Ihr hier:

 

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