Wie ein unsichtbares Band

Inés Garland

Aus dem Spanischen von Ilse Layer

Fischer Schatzinsel

240 Seiten, €  14,99

ab 14 Jahre

 

 

Inhalt:

Argentinien, Mitte der siebziger Jahre. Das Ferienhaus auf einer kleinen Insel außerhalb von Buenos Aires ist an den Wochenenden und in den Ferien ein Ort der Erholung für Alma und ihre Eltern. Die gleichaltrige Carmen lebt ebenfalls dort mit ihrem Bruder Marito bei ihrer Großmutter in ärmlichen Verhältnissen. Trotz der sozialen Unterschiede verstehen sich die beiden Mädchen auf Anhieb. Sie teilen ihre intimsten Fragen und Geheimnisse und wie ein unsichtbares Band scheint sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen zu knüpfen. Alma verliebt sich in Carmens Bruder Marito, doch die Beziehung steht unter keinem guten Stern. Weder Almas Eltern noch Carmen sehen diese Beziehung gern. Obwohl Carmen für sie die beste Freundin ist, hat Alma in einer entscheidenden Situation nicht den Mut, sich offen zu dieser Freundschaft  zu bekennen. Carmen wendet sich von ihr ab und auch Marito verschwindet aus ihrem Leben. Ein Jahr später begegnen sich die drei wieder. Vieles hat sich verändert, das Land ist in Aufruhr, der Militärpusch bahnt sich an und auch die Wiederaufnahme der Beziehung zu Carmen und Marito ist alles andere als einfach. Und doch scheint da etwas zu sein, dass sie verbindet…

Rezension:

Normalerweise schrecke ich immer ein wenig davor zurück, wenn ein Buch in der Vorschau als „berührende“ Liebesgeschichte angeboten wird. Doch vor diesem Buch braucht man nicht zurück zu schrecken, es bleibt positiv beeindruckend in Erinnerung. Die junge Erzählerin Alma gibt auf berührende Weise Einblick in ihr Innenleben. Mal poetisch und zart, dann wieder intensiv und rigoros ehrlich, manchmal auch etwas naiv, erzählt sie von den Kindheitserinnerungen, der Freundschaft mit Carmen und ihrem Bruder Marito. Durch diese einzige Erzählperspektive bleiben einige Fragen offen, die zum Weiter- und Nachdenken anregen. Alma erinnert sich an die Entwicklung ihrer Freundschaft mit Carmen und Marito und an ein nicht einfaches Erwachsenwerden vor dem Hintergrund der argentinischen Militärdiktatur, die verschiedene soziale Schichten mit den daraus resultierenden Problemen zeigt. Allerdings bleibt die politische Situation unterschwellig, denn Alma nimmt hierzu nur selten klaren Bezug. Die Entwicklung wird vielmehr durch die verschiedenen Emotionen und Launen der Protagonistin wahrgenommen und transportiert. Die Geschichte zeigt, wie schwer es ist, eine Freundschaft und Liebe zwischen diesen sozialen Schichten zu festigen und zu halten. Trotz vieler Gemeinsamkeiten bleibt ein Graben, der für beide Seiten unüberwindbar scheint. Das Ende ist konsequent kein „Happy End“ und bleibt offen, wirkt aber am Schluss leider etwas holprig, was an einigen konturlosen, unklaren Erzählsträngen liegt. Trotzdem bleibt es ein tiefgründiger, bilderreicher Roman über Freundschaft und die erste Liebe vor dem Hintergrund des bevorstehenden Militärputsches in einem facettenreichen Argentinien.

Ilse Layer hat fern von Kitsch und Sentimentalität feinfühlig übersetzt. Das Cover stimmt mit seinem ruhigen, „be“-ruhigendem Bild mit dem Tonus der Geschichte überein.

Sabine Hoß

Bewertung:

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