Nicht mit Mir!

Christine Biernath

Gabriel, Juli 2010

176 Seiten, € 9,95

ab 12 Jahre

Inhalt:

Nadja geht nach einem Umzug auf eine neue Schule. Schnell werden ihr die Fronten und Gruppierungen innerhalb der Klasse klar. Lukas ist mit seinen überflüssigen Pfunden und dickem Bauch ein willkommener Prellbock für hämische und demütigende Bemerkungen. Diese kommen von Lennart, der ihn mit seinen seinen coolen Sprüchen und Art immer vorführt, genauso von  Julian, der sein Machogehabe gerne mit ätzenden Sprüchen garniert. Aber auch die Mädchen geizen nicht mit zickigen und provozierenden Sprüchen und Benehmen. Da sind die Modepüppchen Michelle und Sabrina oder Jennifer, die nicht ausreichend Mut für eine eigene Meinung hat und sich gerne an die beiden dranhängt. Hier nun muss sich Nadja, die als fette Neue bezeichnet wird, durchsetzen und positionieren, oder bleibt es nur beim Unauffälligen lavieren? Ihr einziger Rückhalt ist ihre Freundin Ellie, mit der sie die aktuelle Klassensituation besprechen kann.

Rezension:

Die Umschlaggestaltung ähnelt sehr stark  dem Buch „Schlachtfeld“ von Luca Bloom, das im Januar 2010 im Ueberreuter Verlag erschien und ebenfalls eine dramatische Geschichte über Schulmobbing ist. Ob es ein bewusstes kopieren oder ein unglücklicher Zufall ist, sei dahingestellt.

Bei einer so deutlich plakativen Ähnlichkeit des Covers ist man auf den Inhalt natürlich gespannt, zudem er im Klappentext als „explosiv“ beschrieben wird. Christine Biernath beschreibt in ihrer Geschichte zunächst einmal ein ganz typisches Klassenbild: Da gibt es die coolen Sprücheklopfer, wie Lennard oder Julian, die zickigen Mädchen, die Ihresgleichen nur nach Körpermaßen und modischem Outfit beurteilen, die Mitläufer wie Jenny und da gibt es die Außenseiter, in diesem Fall Lukas bzw. Fatso, der durch sein Übergewicht und dem entsprechend tapsigen Benehmen zum Einzelgänger wird. Die Anfeindungen gegenüber Fatso werden deutlich, wenn er beim Fußballspielen als Torwart ganz bewusst durch seinen Umfang gedemütigt wird. Bevor Lukas übergewichtig war, wurde er Lucky genannt, weil er als Torhüter die Bälle so fantastisch hielt. Doch die ganze Dramatik des Mobbing-Systems wird nicht wirklich klar herausgearbeitet. Immer dann, wenn die Brisanz von Mobbing eingehender, tiefer beschrieben werden könnte, nein müsste, fällt die Geschichte in Nebensächlichkeiten ab.  Die Folgen der Demütigungen für Lukas  bleiben  oberflächlich. Immer wieder nehmen unwichtige Nebenschauplätze einen breiten Rahmen ein, beispielsweise rückt der neue Job als Zahnärztin von Nadjas Mutter in den Vordergrund, damit verbunden die Suche nach einer weiteren Zahnarzthelferin.

Vielleicht liegt es daran, dass die Handlung nicht linear sondern immer abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Personen erzählt wird, dass die katastrophalen Auswirkungen von suptilen Entwürdigungen und auch manche Charaktere  nur oberflächlich bleiben. Vielleicht liegt es daran, dass mal die Probleme von Nadja, als kritisch und mit wenig Toleranz beäugter Neuzugang in der Klasse in den Vordergrund gestellt werden, dann wieder die Opferrolle von Lukas. Beide werden auf  unterschiedliche Weise von ihren Klassenkameraden vorgeführt und nur Nadja kann sich durch den Rückhalt ihrer Freundin im Hintergrund in der Klasse durchsetzen.  Sicherlich wünschenswert aber völlig unrealistisch das Ende, als sich die Protagonisten harmonisch am Krankenbett eines Klassenkameraden glücklich vereinen. Auch wenn am Anfang des Buches die angesagte explosive Stimmung vernehmbar gewesen ist, durchzieht die in knapper, klarer Sprache gehaltene Geschichte ein laues Lüftchen. Man hat sich vielleicht bemüht, das Cover von „Schlachtfeld“ zu kopieren, den eindringlichen, nachwirkenden Eindruck von Schulmobbing mit seinen traurigen und manchmal tragischen Folgen hat man leider nicht erreicht.

Sabine Hoß

Bewertung:

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