Der Nussknacker – Reise durch ein Jahrhundert

 

Sobo

Baumhaus, November 2011

796 Seiten, €  16,99

ab 14 Jahre

 

 

Inhalt:

Ein Holzschnitzmeister erschafft um 1900 einen Nussknacker. Dieser Nussknacker ist aber mehr als ein hölzernes Hilfswerkzeug, denn er wird auf eine spannende und lange Reise geschickt, die ein ganzes Jahrhundert hindurch dauert. Dabei wird er auf vielfältige Weise von Hand zu Hand durch verschiedene Zeitabschnitte gereicht. Er begegnet nicht nur großen, historischen Ereignissen sondern auch gesellschaftlichen Veränderungen und Höhepunkte in Musik und Kunst. So fährt der hölzerne Freund Zeppelin, reist auf der Titanic, erlebt beide Weltkriege, den Berliner Mauerbau und landet nach vielen aufregenden Erlebnissen durch ein modernes Versteigerungsportal wieder in seiner Heimat. 

Rezension:

Sobo ist vielen Erwachsenen als Autor spannender und schräger Krimis bekannt. Für seinen „Jahrhundertroman“, der Jugendliche wie auch Erwachsene gleichermaßen anspricht, hat er sich als erzählenden und zentralen Protagonisten einen Nussknacker ausgesucht. Das Stilmittel, einen Handlungsverlauf durch die Weitergabe einer bestimmten Gestalt, beispielsweise einen Teddy, Puppe etc., zu bestimmen, ist nicht wirklich neu und damit nicht unbedingt originell, trotzdem hat Sobo mit dem guten, alten Holzknacker geschickt eine Figur gewählt, der nicht nur gerade in der Vorweihnachtszeit durch Jahrhunderte hindurch bis heute ein interessantes Symbol für Kindheit und vergangene Zeiten darstellt. Dieser Nussknacker hat von Beginn an ein Handicap, denn durch einen Fall ist sein Kiefer gebrochen und wurde notdürftig vom Holzschnitzmeister geleimt, was den eigentlichen Mechanismus eines Nussknackers jedoch unbrauchbar macht. Trotzdem wird die hölzerne Figur von einer Hand zur nächsten weitergereicht. Mal als heimlicher Reisebegleiter während einer Zeppelinfahrt, mal als Tröster auf der Titanic, aber auch als Überbringer geheimer Botschaften während des zweiten Weltkrieges. In leichter Schreibweise pickt Sobo bekannte, historische Daten heraus, aber auch Veränderungen und Entwicklungen des gesellschaftlichen Lebens sowie Eckpunkte in der Musik und Kunst. Sobo erhebt nicht den Anspruch, historisches mit Tiefe zu erklären, trotzdem werden komplexe Zusammenhänge in verschiedenen Zeitabschnitten raffiniert aus der Sicht des Nussknackers und in lockerer und doch nicht oberflächlicher Sprache spannend miteinander verbunden. Dabei werden weniger Bekanntes oder bereits Vergessenes präsentiert, was dem Buch einen eigenen Charme gibt, denn der hölzerne Gesell ist ein genauer Beobachter und ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Die Reise des Nussknackers ermuntert aufgrund seiner Bandbreite verschiedene Generationen ins Gespräch zu bringen und nachzufragen: „Wie war das damals, als…“

Dem Autor ist ein unkonventioneller, leicht zu lesender Querschnitt durch ein Jahrhundert gelungen, der Geschichte auf  faszinierende Weise lebendig macht und zum Selberlesen wie auch zum Vorlesen ein wahrer „Familienschatz“ ist.

Sabine Hoß

Bewertung:

Das Buch ist ab 25.11.2011 im Handel erhältlich.

 

 

 

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