Milas Lied

Britta Keil

Ravensburger, Oktober 2011

156 Seiten, € 14,99

ab 12 Jahre

 

 

Inhalt:

Rike kommt als Landei zum Studium der Soziologie nach Berlin. Sie wohnt zur Untermiete bei Theo, von dem sie selbst nach drei Monaten so gut wie nichts weiß.  Rike fühlt sich einsam und allein in der riesigen Stadt, weit weg von ihrer besten Freundin und vertrauter Umgebung. Doch ausgerechnet ihre beste Freundin hat ihr Mut gemacht und sie bestärkt, zum Studium nach Berlin zu ziehen. Trotz allem Heimwehs will sich Rike  diesen Anforderungen stellen. Weil Studium und Berlin teuer ist, jobbt sie nebenbei in der Kneipe „Delirium“ an der Bar. Hier taucht eines Tages eine junge, schöne Frau mit einer Gitarre auf, die fragt, ob sie in der Kneipe ein paar Lieder spielen darf. Rike ist nicht nur von der schönen Stimme fasziniert sondern auch von ihrem anziehenden Äußeren, ihrer Anmut aber auch von ihrem Mut. Zögernd freundet sie sich mit Mila an und es entwickelt sich eine ganz besondere Freundschaft. Zwar wunder sich Rike über das unbeständigem  und überraschendem Verhalten von Mila, fragt sich aber nie nach den Hintergründen ihres sprunghaften Kommen und Gehens. Sie glaubt, dass gehört zum hippiehaften Leben einer Musikerin. Erst langsam wird Rike klar, dass Mila in zwei Welten lebt und hinter ihrer Sprunghaftigkeit ein Geheimnis liegt.

Rezension:

Mila ist eine Sängerin und wie Musik ist auch die Sprache dieses kleinen aber sehr feinen Romans. Britta Keil verbindet mit ihrem zweiten Buch („Zwei Sommer“ erschien 2007) klar und treffend beobachtete Menschen und Beziehungen sowie sanfte, poetische Zwischentöne zu einer sprachlich perfekten Harmonie, die neugierig auf weitere Bücher der jungen Autorin macht. Dabei lässt sie einen unverkrampften Witz und Ironie einfließen, der nicht übertrieben aber äußert präzise und lebensecht den Alltag einer jungen Studentin in Berlin aus ihrem Blickwinkel beschreibt.

Zunächst stellt sich die Erzählerin Rike in den Mittelpunkt, erzählt von ihren Ängsten und der Einsamkeit, die sie in der großen neuen Stadt erlebt. Dabei gewährt sie auch einen sehr ernüchternden Einblick in das nicht nur aufregende sondern auch nervenzehrende Studentenleben, dass man in einer Stadt wie Berlin erlebt. Leise und alles andere als aufdringlich beschreibt Rike die entstehende Freundschaft zu Mila aber auch die Eifersucht, denn Mila fühlt sich zu Rikes Missfallen auch zu ihrem Vermieter Theo hingezogen. Zu dieser Rivalität belastet die Freundschaft auch Milas Sprunghaftig- und Unzuverlässigkeit. Ihr willkürliches Kommen und Gehen machen Rike zwar misstrauisch, aber selbst nachdem sie durch ein Telefonat den Grund dafür erfahren hat, fasst sie nicht wirklich den Mut, Mila offen darauf anzusprechen und sich mit ihr auseinanderzusetzen – und zu helfen.  Obwohl Rike spürt, dass diese Freundschaft etwas ganz besonderes ist, ist das Vertrauen letztendlich nicht groß genug, um offen und ehrlich miteinander umzugehen. Jedem neuen Kapitel sind Gedanken von Mila vorangesetzt, die einen Einblick in ihr „zweites Gesicht“ und Vergangenheit geben, was geschickt eingebunden ist.

Britta Keil thematisiert mit diesem Roman auf ganz unkonventionelle Weise das Versteckspiel und seine Folgen einer jungen, begabten Frau, die jeden Tag mit einer Abschiebung rechnen muss. Sie zeigt eindringlich aber alles andere als aufdringlich unser oberflächliches Miteinander und eine späte Erkenntnis, die mit der Hoffnung verbunden ist, dass es für wahre Freundschaft hoffentlich nie zu spät ist. Vieles was wir im täglichem Miteinander erleben, hat oft ein zweites Gesicht, das wir vielleicht niemals kennenlernen, weil der Mut zu offenem Vertrauen aus Angst und erlebten Enttäuschungen fehlt.

Eine kleine aber feine, poetische sprachliche Perle einer jungen Autorin, die man im Auge behalten sollte.

Das Cover ist schlicht und trotzdem absolut passend zur Geschichte und der Figur Mila. Besonders originell sind die umgedrehten Achtelnoten als i-Punkte und die Verlängerung des kleinen „d“ als angedeuteten Baßschlüssel. Hier hat die Gestalterin (Kathrin Schüler) das Buch gelesen wie auch verstanden. 😉

Sabine Hoß

Bewertung:

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