Aquila

Ursula Poznanski

Loewe, August 2017

432 Seiten, e 16,95

ab 14 Jahren

 

 

 

 

Ursula Poznanski gehört zu den deutschsprachigen Autorinnen, die für Jugendliche wie für Erwachsenen gleichermaßen mit akribischer Recherche und fesselnden Plots spannende Unterhaltung garantiert. Von daher war ich mit entsprechend hoher Erwartung neugierig auf Ihren aktuellen Jugendthriller, in dem sie den Leser mit detailreichen, atmosphärischen Beschreibungen in die wunderschöne italienische Stadt Siena führt, in der die Protagonistin des Buches studiert.

Nika wacht eines morgens in ihrer Stundentenbude völlig verwirrt auf, die sie sich mit ihrer Mitbewohnerin Jenny teilt. Mit dreckiger Kleidung angezogen, einen Verband um ihre Hand und einer langen Schramme im Gesicht findet sie eine beunruhigende Nachricht auf dem Badezimmerspiegel. Warum ist sie so verkatert, sie hat doch kaum Alkohol getrunken? Vergeblich sucht Nika ihren Hausschlüssel und ihr Handy. Aus ihrem Laptop ist der Akku entfernt und das Netzkabel fehlt. Ebenso ist Jenny verschwunden. Als Nika den Fernseher einschaltet um sich abzulenken, stellt sie fest, dass Dienstag ist. Ihre letzte Erinnerung hat sie an Sonntagabend; ihr fehlen also ganze zwei Tage. Was ist an diesem Sonntagabend und während dieser beiden Tagen passiert?

Mit einem spannenden Auftakt taucht man in diese bis zum Schluss hochspannende Geschichte ein, die man nur ungerne aus der Hand legt. Raffiniert baut die Autorin den Spannungsbogen auf und hält den Leser bis zu dem überraschenden Schluss in Atem, ohne auch nur an einer Stelle brutal zu werden. Mit feinen, psychologischem Gespür für klug aufgebaute Dramatik weiß sie mit immer wieder mit raffinierten, überraschenden Wendungen dem Verlauf immer dann eine neue Richtung zu geben, wenn man glaubt, etwas vorhersehen zu können. Dabei lässt sie verschiedene Handlungsfäden parallel laufen, die Ursula Poznanski am Ende sehr geschickt wieder zusammenfügt. Zu der  authentischen und sympathischen Hauptfigur Nika hat man schnell eine Beziehung aufgebaut. Eine junge Frau, die in völlig fremder Umgebung und in einem Land, deren Sprache sie nur leidlich beherrscht, etwas halbherzig ihrem Studium nachgeht. Da sie sich mit ihrem Stiefvater nicht besonders gut versteht und der alkoholkranke Vater zwischen Entziehung und alkoholischen Phasen auch kein fester Rückhalt bietet, ist Nika froh, in der Ferne ihr Leben neu aufzustellen. Doch nicht nur die Protagonistin ist überzeugend aufgestellt, auch die anderen Charaktere hat Poznanski mit Leben gefüllt, ohne oberflächlich zu sein oder in Klischees zu verfallen.

Es ist schwierig, noch mehr über diesen bis zur letzten Seite immer wieder überraschenden und hochspannenden Thriller mehr zu verraten und dabei nicht über Spoiler zu stolpern. Man ist auf jeder Seite mit Nika verbunden, die verzweifelt versucht die Erinnerungslücke zwischen Sonntag und Dienstag zu schließen. Mühsam sammelt sie ein Puzzlestück nach dem anderen und muss dabei den Verdacht einen Mord begangen zu haben widerlegen, was unmöglich erscheint, da alle Indizien für sie sprechen.

Wie heißt es so schön auf „deutsch“ – ein „Pageturner“, mit dem die Zeit wie im Fluge vergeht.

Das Cover ist auffallend und etwas reißerisch, was für den überzeugenden Inhalt gar nicht nötig gewesen wäre.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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