Erebos 2

Ursula Poznanski

Loewe Verlag, August 2019

512 Seiten, € 19,95

ab 14 Jahren

 

 

 

2010 erschien Erebos und war ein Riesenerfolg für Ursula Poznanski. Das Buch erhielt von der Jugendjury 2011 den Jugendliteraturpreis und noch einige andere Auszeichnungen. Eigentlich war die Geschichte rund beendet und die Autorin dachte nicht an eine Fortsetzung, doch immer wieder fragten LeserInnen danach. Da sich auch die Technik in den letzten knapp 10 Jahren weiterentwickelte, reizte das Ursula Poznanski zu überlegen, wie sich Erebos wohl mit dem heutigen Stand der  künstlichen Intelligenz neu auflegt. Außerdem ist ein Buch von Ursula Poznanski ein  sicherer umsatzstarker Garant für den Verlag. Also zwei gute Gründe, eine eigentlich abgeschlossene Geschichte neu aufzulegen – begleitet von der Gefahr, eine einmal hervorragend umgesetzte Idee aufgewärmt und wiederholt zu präsentieren.

Wenn man die Zeit hat, sollte man sich das erste Buch „Eresbos“ noch einmal durchlesen, das erhöht sicherlich den Wiedererkennungswert von zahlreichen Personen und Umgebungen, die damals schon wesentliche Rollen gespielt haben. So begegnet man in der Fortsetzung wieder Nik, der sich heute als Fotograf sein Studium finanziert. Nachdem er eine Hochzeit fotografiert hat, erscheint plötzlich eine App auf seinem Handy, die ein rotes E zeigt und ihn mit „Sei gegrüßt, Nick. Willkommen zurück.“ anspricht. Als Nik Zuhause auf seinem Laptop die Hochzeitsfotos bearbeiten will, erscheinen auch dort die bekannten roten Buchstaben, die ihn zurück in das Spiel „Erebos“ katapultieren. Wie als 16-jähriger wird er in das Spiel gezogen und muss ihm gehorchen, denn sonst sind alle Fotos verloren, was für ihn eine Katastrophe wäre. Nik schlüpft in „Erebos 2“ wieder in die Figur des Sarius und trifft in der Spielwelt auf bekannte und neue Figuren, aber die Erebos-Welt hat sich in Teilen verändert. So gibt es jetzt das neue Volk der Harpyien, die fliegen können und es gibt keinen inneren Kreis mehr, dafür trifft man wieder auf Aurora und BloodWork. Die Zwergin Idanna ist eine nicht unwichtige Figur und Idmon ein wertvoller Ratgeber.                                                                                                                                               Wie damals darf Nik mit keinem anderen über das Spiel reden und dass er dafür rekrutiert wurde. Er hat keine Chance, das Spiel zu verlassen, denn sonst wird er alles verlieren, was ihm wichtig ist.

Derek geht noch zur Schule und ist ebenfalls von Erebos rekrutiert worden. Anfangs noch fasziniert von diesem Spiel, merkt auch er bald, dass er keinen freien Willen mehr hat und sich dem Terror des Spiels unterwerfen muss. Er steigt als Vampir Torqan ein und versucht verzweifelt, sein reales Leben mit der Spielwelt irgendwie zu vereinbaren, was nur dann einigermaßen funktioniert, wenn er den strikten Anweisungen von Erebos folgt.

Bekannte Personen und Figuren in der realen wie in der Erebos-Welt verbindet Ursula Poznanski hervorragend und auf fließende Weise mit neuen Protagonisten. Die Autorin hat die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz und ihre Möglichkeiten klug in die Story eingebaut und natürlich hat sie noch ein wenig darüber hinaus gedacht, was der Glaubwürdigkeit der Geschichte nicht schadet. In einem raffiniert aufgebauten Handlungsplot baut Ursula Poznanski eine unheimliche Spannung auf, der man sich nur schwer entziehen kann und zurrt zum Ende die Handlung, Personen, Figuren in der realen und Spielwelt logisch und nachvollziehbar zusammen. Die Autorin hat auch eine sozial- und gesellschaftskritische Botschaft eingebaut, die an dieser Stelle nicht verraten wird, da die Gefahr des „Spoiler“ zu groß ist. Ursula Poznanski ist es zweifellos mit „Erebos 2“ gelungen, die Rückkehr des Spiels mit neuen technischen Möglichkeiten in unserer weitreichenden vernetzten Gegenwart und einer mitreißenden Story mit brisantem Hintergrund zu präsentieren. Chapeau!

Das Ende von „Erebos 2“ darf man wie „Erebos“ als rund und abgeschlossen bezeichnen. Und fast wünsche ich mir, dass sich in weiteren 10 Jahren die künstliche Intelligenz nicht noch weitreichender entwickelt, was naiv ist, auch wenn die Autorin wahrscheinlich auch dann eine höchst spannende und brisante Fortsetzung von „Erebos 3“ schreiben würde.

Das Cover des Rezensionsexemplar (leider ohne farbigen Beschnitt und goldgeprägter Signatur) ist ein Hingucker und fällt sofort ins Auge. 😉

Sabine Wagner

 

 

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