Katana – Der Junge aus Nirgendwo

Jürgen Banscherus

Originaltitel: Doppelband aus „Jimmy Nightwalker“

Das Rätsel der schwarzen Herren/Der Verrat

mit Illustrationen von Max Meinzold

192 Seiten, € 6,99

ab 9 Jahre

 

Inhalt:

Eines Nachts taucht bei Jojo eine Gestalt auf seinem Fensterbrett auf. Nach erstem Zögern lässt Jojo den Jungen herein, der sich als „Jimmi“ vorstellt, sofort in eine Ecke verzieht und bevor er dort einschläft noch die Worte „Katana“ flüstert. Als Jojo ihn am nächsten Morgen befragt, wo er herkommt und wo Katana ist, weiß Jimmi keine Antwort. Jojo nimmt  den Unbekannten mit zum Treffen bei seinen Freunden. May Lin und Murat finden Jimmi irgendwie interessant und nehmen ihn in ihrem Geheimen Buchclub herzlich auf. Die Drei treffen sich nämlich regelmäßig um Bücher auszutauschen, was sie aber geheim machen müssen. Vor allem Murat  bangt um seinen Ruf als starker Junge, wenn herauskommt, dass er auch ein leidenschaftlicher Leser ist. Murat findet Jimmi irgendwie merkwürdig, denn er scheint offenbar über besondere Fähigkeiten zu verfügen und ist nicht allzu begeistert von dem neuen Zugang ihres Buchclubs. Diese Gefühle verstärken sich, als ein mysteriöser, schwarz gekleideter Mann an der Türe schellt und Murat das Angebot macht, dass er 100.000 Euro bekommt, wenn er ihm Jimmi ausliefert. Damit er ihn jederzeit erreichen kann, hinterlässt der dunkle Mann eine Visitenkarten mit seinem Namen: Toshi Kakamura. Während Murat noch kurz überlegt, was man mit so viel Geld alles machen könnte, wissen May Lin und Jojo dagegen sofort, was zu tun ist und überzeugen auch Murat, ihnen zu helfen. Sie wollen Jimmi verstecken und herausfinden, wo er herkommt und wieso er manchmal so merkwürdige Dinge kann. Das ist leichter als gesagt, denn mittlerweile sind ihnen zwei schwarz gekleidete Männer auf der Spur.

Rezension:

Vorneweg: Die Katana-Trilogie ist die Taschenbuchausgabe  der vierbändigen „Jimmi Nightwalker“-Reihe, die 2010 im cbj Verlag erschienen sind; wobei hier nun in einem Taschenbuch sind jeweils zwei Bände zusammengefasst sind.

Jürgen Banscherus  schreibt seit 26 Jahren Kinder- und Jugendbücher und ist neben vielen anderen Büchern wie „Davids Versprechen“ (Arena 1993),  „Novemberschnee“ (Arena 2002) oder „Bis Sansibar und weiter“(cbj, 2006) und nicht zuletzt durch seinen kleinen, cleveren Detektiv „Kwiatkowski“ weltweit bekannt, der in 21 Sprachen und in Blindenschrift übersetzt ist. 2010 erhielt der Autor neben zahlreichen anderen Preisen den renommierten „Annette-von-Droste-Hülshoff“-Preis.

Der Autor hat eine ganz eigene Sprache, die nicht mit vielen Adjektiven ausschweifend sondern kurz und eindeutig beschreibt. Trotzdem arbeitet er die Charaktere seiner Protagonisten prägnant aus, lässt Gefühle und Situationen nachvollziehbar erleben. Seine Geschichten sind kurz, mit überschaubaren Protagonisten und klug aufgebaut. Durch seine klare, flüssige und gut lesbare Sprache, die frei von aufgesetztem Jugendjargon ist und trotzdem jede Menge Witz und Sensibilität beinhaltet, eigent er sich vor allem für Kinder, die ansonsten eher Lesemuffel sind oder Angst vor dicken Büchern haben.

Diese Angst brauchen sie auch nicht vor den Abenteuern von Jimmi zu haben, der wie aus dem Nichts auf dem Fensterbrett von Jojo landet. Mit einer Leichtigkeit  zeigt Jürgen Banscherus das alltägliche und funktionierende multikulturelle Leben mit dem türkischen Murat, der vietnamesischen May Lin und dem deutschen Jojo. Die drei haben sich zu einem Buchclub zusammengefunden, was schon etwas besonderes ist. Dass dieser dann auch noch geheim sein muss, weil Murat sonst um seine Ehre als stärkster Junge fürchten muss, ist mit einem ironischen Augenzwinkern zu lesen, was auch Kinder verstehen. Die Geschichte um Jimmi und den mysteriösen schwarzen Herren, die ein wenig an die „Blues Brothers“ erinnern, ist spannend und dynamisch aufgebaut. Jürgen Banscherus verbindet das „anders sein“ mit Toleranz, Respekt und zeigt, wie wichtig Freundschaft ist, in der man auch Schwäche zeigen darf. Dies wird mit der Figur von Murat deutlich, der Jimmi mit großer Skepsis und auch Eifersucht begegnet, sich doch aber immer wieder bemüht, ihm entgegen zu kommen. Banscherus braucht keinen moralisch erhobenen Finger, er bring das mit einer humorvollen Leichtigkeit kurz und knapp und sehr überzeugend auf den Punkt.

Die ersten beiden „Katana“-Bände machen neugierig, wie es wohl weitergeht mit Jimmi, der scheinbar über besondere Fähigkeiten verfügt, seinen neuen Freunden und den merkwürdigen schwarzen Herren, die ihnen auf den Fersen sind. Wer den nächsten Doppelband dieser Reihe nicht abwarten kann, kann auf die Einzelbände der „Jimmi Nightwalker“-Reihe umschwenken und ab Band Drei „Das Geheimnis von Nr. 7“ weiterlesen.

Das Cover und Innenillustrationen der Taschenbuchausgabe sind von Max Meinzold, die im Kontrast zu denen von Thilo Krapp, moderner und eckiger wirken und einen Hauch von asiatischem Comic haben – und damit Geschmackssache sind.

Witzig und originell dagegen ist das Daumenkino an den Seitenenden mit einer Verfolgungsjagd von Jimmi und einem schwarzen Herrn.

Bewertung:

Sabine Hoß

Ein Interview mit dem Autor findet Ihr hier:

 

 

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