Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel

Nina Blazon

cbj, August 2012

384 Seiten, € 16,99

ab 10 Jahre

 

 

 

Achtung: Lieferbar ab August 2012!

Inhalt:

Kristine und ihr Bruder Jan verbringen mit ihrer Cousine Sara die Weihnachtsferien bei ihrer Großmutter in Venedig. Sie wohnen im alten Familien-Palazzo, das heute ein Hotel ist. Doch jetzt, in der kalten und verregneten Weihnachtszeit sind keine Gäste da und so erscheint das große und imposante Gemäuer zuweilen auch recht unheimlich. Kristina und Jan sind alles andere als begeistert, die Weihnachtstage bei ihrer Großmutter, der Nonna, zu verbringen, aber seit dem Tode ihrer Mutter sorgt der Vater alleine für sie und ausgerechnet jetzt muss er beruflich nach Afrika. Ihre Cousine Sara versucht so gut es geht, sie aufzuheitern, was aber gar nicht so einfach ist. Ihre griesgrämige und meist schlecht gelaunte Nonna zeigt ganz offen, dass sie sich nicht bedingungslos über diesen Weihnachtsbesuch freut. Daher spannt sie kurzerhand Sara und die Kinder in Putz- und Renovierungsarbeiten ein, damit die Zimmer für die nächsten Gäste wieder ordentlich hergerichtet sind. Das verbessert die ohnehin gedrückte Stimmung nicht gerade und die Geschwister wollen am liebsten wieder so schnell wie möglich nach Hause. Der Palazzo erscheint Jan und Kristina ohnehin furchteinflößend, denn Kristina hat nachts ein Geisterkind vor ihren Fenster gesehen und Jan entdeckt während der Arbeiten durch Zufall einen wilden Garten, mitten in Venedig. Leider sehen nur die beiden diese Sachen und werden von den Erwachsenen nicht ernst genommen. Der winterliche Nebel scheint sich Nachts wie unheimliche Schatten über den Palazzo zu senken und es gibt merkwürdige Veränderungen in dem alten Gemäuer. Auch Sara benimmt sich plötzlich merkwürdig; sie ist oft abwesend und scheint magisch vom Wasser angezogen zu werden. Kristina und Jan machen sich auf die Suche, das Rätsel hinter all den mysteriösen Vorkommnissen zu lüften und geraten dabei in ein gefährliches Abenteuer. Denn all diese merkwürdigen Schattenwesen sind mit ihrer Familie und alten, rätselhaften Legenden der Lagunenstadt verwoben. So geraten die beiden immer tiefer in den Sog der magischen Stadt, die nicht nur mit ihren vielen Kanälen, dunklen und engen Gassen fasziniert, sondern in der auch Geister, Spiegelwesen und dunkle Maskierte noch heute aktiv sind.

Rezension:

Denkt man an Venedig, ist der Gedanke unweigerlich mit Italien und mit sonnendurchfluteten, strahlendem Ambiente verbunden. Nina Blazon führt uns aber ihn ihrem aktuellen Kinderbuch nicht in eine sommerlich-helle Lagunenstadt sondern in ein dunkles, kaltes Vendig zur Weihnachtszeit. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem „der Dunkle“ erwacht und mit seiner Gondel wieder an die Wasseroberfläche tritt, um etwas zu vollenden, auf das er seit Jahrhunderten im Schlaf in einem der Kanäle gewartet hat. Diese Abschnitte erzählen in einer versetzten Erzählperspektive aus der dunklen Vergangenheit  und durchziehen das Buch, passend mit Gondeln eingerahmten auf alt gemachten, grau marmoriertem Hintergrund. Bereits mit den ersten Sätzen des ersten Kapitels ist man in mitten in der Geschichte. Man fühlt regelrecht mit Kristina und Jan mit, wie sehr sie unter der herrischen und griesgrämigen Nonna leiden, die nicht wie Omas normalerweise ihre Enkelkinder über alle Maßen verwöhnt, vor allem, wenn sie sie so selten sieht. Statt die Beiden zu Weihnachten besonders herzlich aufzunehmen, erleben sie eine offen gezeigte ablehnende Haltung und werden sogar zum Arbeiten eingeteilt. Doch Nonnas  Verhalten ändert sich im Laufe der Handlung, wie sich auch die anderen Protagonisten entwickeln. Die noch junge Tante Sara wirkt zunächst etwas gehemmt, eingeschüchtert von dem entschlossenen Befehlston der Nonna und zeigt sich am Ende als selbstbewusste junge Frau, die weiß was sie will und auch das durchzusetzen weiß. Eine familiäre Ähnlichkeit ist damit nicht von der Hand zu weisen. Nina Blazon weiß dynamische Figuren darzustellen, die ohne Übertreibung oder Verniedlichung lebendig sind. Mit Witz präsentiert sie ein Geschwisterpaar, wie fast jeder schon einmal eins erlebt hat: „Wie Feuer und Silvesterknaller. Kamen sie sich zu nahe, flogen die Funken.“ Aber  wie (meist) im richtigen Leben, wissen auch Kristina und Jan, dass sie sich aufeinander verlassen können, wenn es nötig ist. Herrlich komisch auch die Szene, als die Venezianer feststellen, dass Jan und Kristina „die Deutschen“ sind, was mit entsprechendem Augenzwinkern bemerkt wird. Bilderreich beschreibt sie mit dichter Atmosphäre ein schaurig-dunkles Venedig, das so geheimnisvoll wie faszinierend wirkt. Man wird in die eigenartige Stimmung dieser Stadt regelrecht eingesogen, was nicht zuletzt an der mit scheinbarer Leichtigkeit raffinierten Vermischung  von phantastischen Elementen, Vergangenheit und Gegenwart liegt. So werden Legenden und Mythen aus Venedig gekonnt in die Handlung eingebunden und man begegnet dem Dogen Faliero, dem Ungeheuer „Makaro“, das noch heute am Grund der Kanäle lauert und von den Gondolieres unter Wasser gehalten wird und dem Theriak, einer Himmelsarznei, die tatsächlich Jahrhunderten in Venedig öffentlich gebraut wurde. Die Kunst der Glasbläser auf der Insel Murano und eine ganz besondere Glasperle spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die temporeiche aber niemals hektische, actiongeladene Geschichte wird mit einem gefährlich-schaurigen Höhepunkt am Schluss der Geschichte gekrönt. Die Autorin verzichtet bei einem durchweg gehaltenen Spannungsbogen auf blutiges Gemetzel oder brutale Szenen und ersetzt sie mit ausgefallener Fantasie. Abgerundet wird die Handlung mit einer netten, kleinen Liebesgeschichte, die aber dezent im Hintergrund bleibt.

Jeder, der schon einmal in Venedig war, wird sich sofort in den Gassen und der ganz eigenen Stimmung dieser Stadt wiederfinden  – und ab jetzt sicher darauf achten, in welche Gondel und mit welchem Gondoliere er sich durch die Kanäle fahren lässt. Alle andern werden nach dem Genuss dieses Buches bei ihrem ersten Besuch ein funkelndes, strahlendes aber auch magisches Venedig entdecken, genauso, wie es die Autorin in liebevoller Zuneigung zu dieser Stadt beschrieben hat.

Die Lagunenstadt ist und bleibt eine bezaubernde Kulisse für mysteriöse und schillernde Romane – Nina Blazon präsentiert mit dieser facettenreichen Stadt ein ausgefallenes Fantasyabenteuer in einer bilderreichen und atmosphärischen Sprache, das Mädchen wie Jungen gleichermaßen spannend finden werden.

Das schöne Cover stimmt einwandfrei in die Geschichte ein, nette kleine Illustrationen sind den einzelnen Kapitel voran gesetzt.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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