Irgendwas stimmt nicht

Martina Wildner

Bloomsbury, September 2012

240 Seiten, €  14,99

ab 12 Jahre

 

 

 

Inhalt:

Der zwölf Jahre alte Gregor hat es wirklich nicht einfach: Er muss oft seine kleine Schwester Belinda vom Kindergarten abholen oder mit ihr gelangweilt auf dem Spielplatz die Zeit absitzen. Seine Mutter arbeitet und sein Vater, der nur am Wochenende nach Hause kommt, lässt Georg mit seinen spöttischen Bemerkungen spüren, dass er ihn nicht ernst nimmt. Gregor hat Probleme in der Schule, kann sich nicht gut konzentrieren und kämpft regelmäßig mit Englischvokabeln. Mit seinem besten Freund Pavel kämpft er gegen die 114ner Bande aus dem benachbarten Wohnblock. Eines Tages lernt Georg auf demSpielplatz ein merkwürdiges Mädchen kennen, die altmodisch gekleidet wie aus einer anderen Zeit erscheint und sich geheimnisvoll benimmt. Das Mädchen Karoline weckt Gregors Neugier und so hofft er, sie beim nächsten Spielplatzbesuch wiederzutreffen. Doch mit Karolines näherem Kennenlernen verändert sich Gregors Leben, denn plötzlich verschwinden Gegenstände und seine Gedanken und Wünsche erfüllen sich tatsächlich. Gregor versucht herauszufinden, ob er endlich eine besondere Begabung hat. Doch wem kann er sich anvertrauen, ohne sich lächerlich zu machen? Dabei muss er auch noch genau überlegen, welche Wünsche er sich ausdenkt, was gar nicht so einfach ist…

Rezension:

Wer hat nicht schon einmal daran gedacht, wie toll es wäre, wenn plötzlich alle Gedanken und Wünschen kurz nach dem Aussprechen Wirklichkeit werden? Dass aber genau das alles andere als unproblematisch ist, hat Martina Wildner in ihrem aktuellen Jugendbuch mit sehr viel Witz und Biss beschrieben. Bereits mit ihrem Kinderbuch „Das schaurige Haus“ (Beltz & Gelberg, 2012), das 2012 auf der Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis stand, hat die vielseitige Autorin gezeigt, dass sie eigentlich harmlose und alltägliche Begebenheiten in einer herrlich verrückten und skurrilen Geschichte verpacken kann. So hat auch diese Zeitensprunggeschichte einen eigenen Charme, ist schräg und surreal. Dabei sind die Charaktere aus dem Leben gegriffen, augenzwinkernd leicht überzogen und mit Biss dargestellt: Georgs Mutter, die zwischen ihrem Beruf und Haushalt den Alltag balanciert und sich dabei sorgt, dass Georg beim Laufen ohne Turnschuhe seinen Füßen schadet. Welcher Teenager rollt bei solchen „Problemen“ und Diskussionen nicht die Augen nach oben? Der auf Anhieb durch seine Arroganz und Überheblichkeit unsympathisch wirkende Vater laviert zwischen Abwesenheit, Hilflosigkeit und Überforderung. Er traut seinem Sohn nicht viel zu und mit seinen verletzenden und demütigenden Bemerkungen stärkt er nicht Georgs ohnehin schwaches  Selbstbewusstsein. Gregor fühlt sich als Versager, ist er doch in der Schule oft unkonzentriert. Sein Englischlehrer liebt es, seine Schüler und insbesondere Gregor mit intensiven Englischvokabeln nach merkwürdigen Spezialthemen wie Obst und Gemüse, Gesundheitswesen, Werkzeuge und Maschinen oder Gebäudeteile zu tyrannisieren. Martina Wildner hat ein gutes Gespür für alltägliche Familien- und Schulsituationen und scheut sich nicht, die Erwachsenen mit kritischem Blick zu spiegeln, ohne sie dabei bloßzustellen. In dem spannend aufgebauten, zeitenüberspringenden Gedankenexperiment, das sich verselbstständigt und real wird, ist Karoline die geheimnisvolle Schlüsselfigur.  Die Handlung ist mit originellen Ideen gespickt, wie die ohrenbetäubenden Knallkugeln oder den noch in der Entwicklung stehende „p-transgripper“, der die zahlreichen verschiedenen Entscheidungs-Varianten, die man treffen muss auf einmal präsentiert und die Folgen und Möglichkeiten auf einen Blick transparent macht. Ein surrealer wie beängstigender Ausblick mit science-fiction-Charakter. Den „mind lid“, der das Gehirn aktiviert und mit dem man den Lernstoff besser merken kann und länger behält würde sich dagegen in der Realität nicht nur Schüler wünschen.

Martina Wildner ist ein spannender Roman in einer klaren, ironisch-humorvollen Erzählweise über das Kuriosum Zeitensprung gelungen, der Jungen wie Mädchen gleichermaßen anspricht und auf unkonventionelle Weise zeigt, was passieren kann, wenn Gedanken plötzlich Realität werden.

Sabine Hoß

Bewertung:

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