Die gestohlene Zeit

Schmidt, Die gestohlene Zeit KLEIN

Heike-Eva Schmidt

Knaur Taschenbuch, 1. Oktober 2013

448 Seiten, € 12,99

ab 16 Jahre

 

 

 

Die Stichworte Dolomiten, Rosengarten und die Verknüpfung einer fantastischen Story mit der Sage um den Zwerg Laurin haben auf dieses Buch neugierig gemacht.

Heike Eva Schmidt hat bereits bei anderen Verlagen interessante Jugendbücher präsentiert, wie „Moorseelen“ (Ueberreuter, 2013), oder „Schlehenherz“ ( Ueberreuter 2012). Ihr Roman „Purpurmond“ (PAN 2012) vermischt, wie bei dem vorliegenden Buch, mit einer Zeitreise gekonnt Fantasy und Realität.

In ihrem aktuellen Roman legt sie die Sage des Zwergenkönigs Laurin mit seinem Volk, das tief unten im Bergmassiv des Südtiroler Rosengartens lebt, zugrunde. Die junge angehende Lehrerin Emma ist 1987 mit einer zwölften Abiturklasse auf einem Ausflug, als sich ausgerechnet der arrogant-überhebliche wie gleichzeitig unterbelichtete Klassenrüpel Udo von Hassel und sein ihm treu ergebener Kumpel Frank plötzlich von der Gruppe entfernen, weil sie glauben, einen Zwerg gesehen zu haben. Bei der Verfolgung entdecken sie einen goldenen Ring, den sich der gierige Udo sofort einsteckt. Emmas Versuche, dass er den Ring bei der Polizei im Tal abgibt, damit der rechtmäßige Besitzer ihn zurückbekommt, scheitert ebenso, wie der Versuch, mit den beiden wieder zu der Klasse zurückzukehren. Udo versetzt Emma einen so starken Schubs, dass sie über einen Findling stolpert und mit dem Hinterkopf aufschlägt. Während sie bewusstlos am Boden liegt, kehren Udo mit dem Ring und Frank zu ihrer Klasse zurück. Als Emma wieder zu sich kommt, berührt sie die zahlreichen dünnen, goldenen Fäden, mit denen der ganze Rosengarten umspannt ist. Damit weckt sie das Zwergenvolk samt König Laurin, der sie gefangen nimmt. Bei ihrem Anblick glaubt er nämlich, seine lang verlorene Liebe wiederzusehen. Voller Glückseligkeit will der hässliche und stinkende Zwerg sie nun schnellstmöglich vor den Traualtar führen – zum großen Entsetzen von Emma. Bevor es mit der Hochzeit ernst wird, wird sie aber noch als Köchin eingesetzt. In der Küche trifft sie auf den jungen Jonathan, der schon eine geraume Zeit als Koch in der Zwergenküche sein Bestes versucht. Mit seiner Hilfe gelingt es Emma, die Zwerge zu vergiften und beide können fliehen. Doch wieder an der Erdoberfläche angekommen, gibt es einen weiteren Schock. Emma stellt fest, dass sie im Jahre 2014 angelangt ist. 27 Jahre sind ins Land gegangen, mit vielen Entwicklungen, die Emma natürlich vor weiteren Herausforderungen stellt. Jonathan geht es nicht anders, denn er ist 1767 geboren und war wohl über Jahrhunderte ein Gefangener von Laurin. Zudem hat Laurin ihnen mit letzter Kraft einen Fluch angehangen: Emma verwandelt sich nachts in eine Katze, während Jonathan tagsüber zum Raben wird. Emma will unbedingt wieder in ihre alte Zeit zurück, dafür müssen sie aber den gestohlenen Ring dem Zwergenkönig zurück geben. Trotz aller Handicaps machen sich Emma und Jonathan in der neuen und ungewohnten Zeit auf die Suche nach alten Anknüpfungspunkte. Eine sehr spannende und gefährliche Zeit steht ihnen bevor…

Heike Eva Schmidt präsentiert in einer lockeren, erfrischend frechen und humorvollen Sprache eine unterhaltsame wie spannende Zeitreisegeschichte. Obwohl ich bei den ausführlichen Kapiteln in Laurins Zwergenwelt die Befürchtung hatte, zwischen Trollen, Zwergen und andern Gestalten festzuhängen, wendete sich das Blatt abrupt, als den beiden Protagonisten die Flucht gelingt. Ab diesem Moment kommt die Story richtig in Fahrt und der Spannungsbogen baute sich dynamisch auf. Die Ich-Erzählerin Emma erzählt mit Witz und Ironie von ihrer verzweifelten Suche, nach 27 verlorenen Jahren irgendwie wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Sie muss mit vielen technischen Entwicklungen kämpfen, die sich während dieser Zeit ergeben haben – und die für uns heute selbstverständlich sind.. Die Autorin hat die sich daraus ergebende Situationskomik treffend verwandelt. Emma wie Jonathan sind Figuren mit unterschiedlichem Charme, wobei natürlich die Tatsache, dass Jonathan aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt, für zusätzliche Verwicklungen sorgt. Die Figuren stellen sich insgesamt in der Handlung  in Gut gegen Böse auf, was jedoch hier nicht negativ zu bewerten ist, denn der Autorin gelingen innerhalb des temporeichen Handlungsaufbaus immer wieder Wendungen, die die Story bis zum Schluss mit Spannung lesen lässt – auch wenn letztlich doch das ein oder andere vorhersehbar ist. Es gibt natürlich ein „Happy End“, auch wenn es etwas anders ist, als man es sich vielleicht vorgestellt hat…

Wer einen locker und leicht zu lesenden, unterhaltsamen Zeitreise-Fantasyroman lesen möchte, natürlich mit einer zarten Liebesgeschichte, wird hier sicher sein Vergnügen finden.

Da es weder brutale Szenen gibt, noch die Liebesromantik Jugendliche überfordert ;-), ist der Roman auch für jugendliche Fantasyliebhaber ab 14 Jahre empfehlenswert.

Das Cover ein interessanter wie schöner Hingucker.

Sabine Hoß

Bewertung:

Ein Interview mit der Autorin findet Ihr hier:

 

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