Südwand

Südwand KLEIN

Cornelie Kister

Thienemann, Juli 2014

256 Seiten, € 12,99

ab 12 Jahren

 

 

 

Zugegeben, ich bin eine leidenschaftliche Bergwanderin und entspanne am besten, wenn ich irgendwelche Berggipfel erklimmen kann. Der gewaltige Ausblick über Täler und auf majestätische, noch höhere Bergspitzen belohnt für den Schweiß oder die Kälte und Anstrengungen des Aufstiegs. Nachdem der Film „Nordwand“ die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand beeindruckend in Szene gesetzt hat, gibt es nun das Pendant „Südwand“, mit den Geheimnissen um die Erstbesteigungen des Matterhorns in den Jahren 1857 bis 1865 als zugrunde gelegte Rahmenhandlung.

Jonas, 14 Jahre alt, ist ein begeisterter und auch guter Bergsteiger, der mit seiner Familie seit Babyalter im Alpenverein ist. Gemeinsam mit seinem besten Freund Finn machen die beiden seit ihrem sechsten Lebensjahr regelmäßig Kletter- und Bouldertraining. Vor einem Jahr hat Jonas durch Zufall das Tagebuch eines Eduard Laubers entdeckt, der im Juli 1865 die Erstbesteigung des Hore, des Matterhorns, festgehalten hat. Doch keiner kennt diesen Eduard Lauber, denn das Matterhorn wurde durch den Briten Edward Wymper erstmals bestiegen, noch vor seinem italienischen Konkurrenten Jean-Antoine Carrel. Auch ein Besuch im Matterhorn Museum bringt keine neuen Informationen, nur das Eduard Lauber eines der ersten Mitglieder des 1858 gegründeten Bergführervereins von Zermatt gewesen ist. Als Jonas im Internet auf die Homepage von Eddy Lauber, einem jungen Bergführer, stößt und dieser mit dem Stichwort „Geheimnis am Matterhorn – Teilnehmer gesucht“ für eine fünfköpfige Seilschaft zur Besteigung des Matterhorns über die Südwand warb, gibt es für Jonas kein Halten mehr. Der Name Lauber scheint unweigerlich mit dem Geheimnis um die Erstbesteigung dieses Berges verbunden zu sein und Jonas glaubt, dass dieser Eddy Lauber mit dem alten Eduard Lauber und seinem Tagebuch in Zusammenhang steht. Nach zähem Kampf hat er seinen Vater zu dieser Tour überreden können, bei der ihn sein Freund Finn und seine ältere sechs Jahre ältere Cousine Paula als besonnener Part begleiten. Eddy Lauber ist ein junger, dynamischer und freundlicher Bergführer, den aber eine mysteriöse  Aura umgibt, die eindeutig sein  Tour-Motto „Geheimnis am Matterhorn“ unterstreicht. Eddy hat sich zum Ziel gesetzt, mit der jungen Seilschaft dem Geheimnis seines Urgroßvaters nachzugehen, dessen Überreste irgendwo dort oben im eisigen Fels sein müssen. Mit diesen seltsamen und nie geklärten Umständen der Erstbesteigung des Matterhorns sind zwei Bergsteigerfamilien verbunden, deren Zwistigkeiten bis heute andauern, was verhängnisvolle Folgen für die Bergtour hat. Jonas, Finn und Paula geraten in einen spannendes, dramatisches Bergabenteuer, bei dem es um mehr als Geheimnisse und eine Gipfelbesteigung geht, sondern auch um Freundschaft, Verrat und alte Familienfehden.

Cornelie Kister schafft es in einer lebendigen und bilderreichen Sprache mit diesem Buch eine moderne Art des Bergheimatfilms vor dem lesenden Auge abspielen zu lassen. Man fühlt den harten Fels unter sich, die Strapazen des Aufstiegs und spürt die Anziehungskraft des Matterhorns. Dabei verbindet die in fünf Kapitel unterteilte Handlung spannend rückblickend die Zeit der Erstbesteigung mit der Gegenwart. Der Autorin ist es gelungen, die in der Jugendliteratur selten zu lesende Themen Berge und Klettern vor dem Hintergrund historisch belegter Fakten auf überaus spannende Weise in einer dramatischen Geschichte zu verpacken.

Es mag vielleicht ein wenig an den wieder auferstandenen Yeti erinnern, dass Eddys Vater sich Jahrezehnte lang als alter Bergschrat in den Bergen versteckt hält, man verzeiht dies aber letztendlich, da es ja immer in Bergromanen ein wenig „romantelt“, wie auch eine zarte, etwas flott inszenierte Liebesbeziehung natürlich nicht fehlt.

Ein dynamischer, spannender Abenteuerroman, der gerade Jungs wie Mädchen anspricht. 2015 jährt sich übrigens zum 150. Mal die Erstbesteigung des Matterhorns. Vielleicht inspiriert dieses Buch, fernab künstlicher Welten zwischen diversen Spielkonsolen die Faszination und Erlebnisse in der realen Natur am Berg zu erleben.

Das Cover ist ausgesprochen gelungen und macht neugierig!

Sabine Hoß

Bewertung:

Ein Interview mit der Autorin findet Ihr hier:

 

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