Boy in a white room

Karl Olsberg

Loewe, Oktober 2017

288 Seiten, € 14,95

ab 14 Jahren

 

 

 

 

Manuel wacht in einem Raum auf mit weißen, leuchtenden Wänden, ohne Fenster und  Tür – und ohne jede Erinnerung darüber, wer er ist, wo er ist und wie er in diesen Raum gekommen ist. Durch Zufall bekommt er durch die computergesteuerte Stimme „Alice“ und mit Hilfe des Internets Kontakt zur Außenwelt. Wie ein Puzzle trägt Manuel verwirrende Bilder und Informationen zusammen. Nach einem Einbruch wurde seine Mutter durch Schüsse tödlich verletzt, er selber hat schwer verletzt überlebt. Allerdings lebt nur noch sein Bewusstsein, seine Organe haben die Verletzungen nicht widerstehen können. Ein Mann erscheint ihm als Avatar und behauptet sein Vater zu sein. Als Inhaber eines Studios, das sich mit der Programmierung virtueller Spiele und künstlicher Intelligenz einen Namen gemacht hat, behauptet er, seinem Sohn mit der noch unbekannten Technik ein neues Leben bieten zu können. Doch Manuel hat Zweifel, denn er bekommt Kontakt zu einem ehemaligen Mitarbeiter seines Vaters, der ihn davor warnt zu glauben, dass der Avatar sein Vater ist. Was soll Manuel jetzt glauben – was ist Realität, was ist Fiktion? Gibt es eine Welt außerhalb des weißen Raumes und wer ist er eigentlich – ein Roboter oder ein Mensch?

Der über künstliche Intelligenz promovierte Autor Karl Olsberg hat auf unglaublich spannende Weise die technischen Möglichkeiten von virtuellen Welten, künstlicher Intelligenz und die medizinische Abspaltung von Körper und Geist zwischen Gegenwart und Zukunft in den Focus gestellt. In einer klaren, schnörkellosen Sprache ist er dabei nah an der Realität, dass es einem manchmal die Haare aufrecht stehen lässt. Während der Geschichte stellt man sich gemeinsam mit Manuel neben der Frage, was ist die persönliche Identität, was macht sie aus, auch die, was Illusion und Wirklichkeit ist. Wie unterscheidet man Lüge von Wahrheit und „gibt es eine objektive, äußere Wirklichkeit, die unabhängig von dem ist, was man sieht, fühlt und denkt?“

Ein vielschichtiger und fesselnder science-fiction-Thriller, der sich mit virtueller und realer Welt auseinandersetzt und dabei klug grundlegende philosophische Fragen aufwirft. „ego cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) von René Descartes zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, die mit überraschenden Wendungen offen endet, was zu Spekulationen führt, ob es eine Fortsetzung gibt?

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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